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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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gebührenden Würde und Ehre nach Segovia zu geleiten. Seine Ankunft verzögerte sich allerdings um einen Tag, den er genutzt hatte, um sich auszuruhen und die neuen Kleider anzuprobieren, die ich für ihn hatte anfertigen lassen – einen Rock aus burgundrotem Samt, eingefasst in Zobelfell, Halbstiefel aus reich verziertem Cordovanleder, parfümierte Handschuhe sowie eine goldene Halskette, die Enrique gehört hatte. Letztere hatte auf mein Geheiß ein Goldschmied in Toledo poliert und mit Fernandos und meinem Emblem versehen, den Pfeilen und dem Joch. Durch diese Geschenke hoffte ich, ihm meine Freude über seine Rückkehr zeigen zu können. Jetzt wartete ich voller Vorfreude im sala und malte mir aus, wie ihn die Winterwinde durchrüttelten, während schon die Rufe der Menschen gedämpft zu mir herüberdrangen, die ihm bei seinem Einzug in die Stadt zujubelten.
    Ich trug violette Seide. Das Haar hatte ich zu einem Zopf geflochten und, wie ich hoffte, reizvoll rings um den Kopf gewunden. Unablässig zerrte ich an einem losen Faden im Ärmelsaum. Am liebsten wäre ich hinausgestürzt, ihm nach seiner langen Abwesenheit mit ausgebreiteten Armen entgegengerannt – aber eine Königin zeigte vor der Öffentlichkeit keine Emotionen. Außerdem war es an ihm, auf mich zuzugehen, denn ich war die Königin.
    Der Schweiß sammelte sich zwischen meinen Schulterblättern und rann mir unter der Robe den Rücken hinunter, während ich angestrengt zur großen Flügeltür am anderen Ende des Saals spähte. Es war zum Ersticken heiß, da man zu viele Kohlenbecken und Öllampen angezündet hatte, um die Nachmittagskälte zu vertreiben. Wo steckte er nur? Warum dauerte es so lange?
    Dann hörte ich Stimmen, das Poltern von Stiefelabsätzen. Fast wäre ich aufgesprungen, als mehrere Männer hereinplatzten. Alle Höflinge verbeugten sich gleichzeitig. Fernandos muskulöse Gestalt in dem neuen Wams erkannte ich sogar aus der Entfernung auf Anhieb. Zügig schritt er auf mich zu. Unwillkürlich trat ich an den Rand des Podests und konnte meine Freude nicht länger unterdrücken.
    »Mein Herr und Gemahl«, flüsterte ich, den Tränen nahe, weil ich ihn endlich so stolz und stark vor mir sah. Er nahm seine Kappe ab. Sein Haar war gewachsen und fiel ihm wie ein tiefbrauner Seidenvorhang weit über die Schultern. Ein neuer, kurz geschnittener Bart umrahmte sein kantiges Kinn.
    Er senkte das Haupt. »Majestad« , sagte er mit gestelzter Förmlichkeit. »Es ist mir eine große Ehre, nach so langer Zeit endlich wieder mit Euch zusammenzukommen.«
    Ich schwankte. Die Hand, die ich ihm entgegenstreckte, verharrte unberührt in der Luft. »Mir nicht minder«, brachte ich schließlich hervor und stieg vom Podest herunter, um ihn zu umarmen. Der monatelange Krieg gegen Frankreich hatte seinen Körper schlank, hart und straff gemacht. Er erwiderte meine Umarmung nicht. Als ich mich von ihm löste, starrte er mich mit eisiger Eindringlichkeit an.
    Er erweckte den Eindruck, als wäre ich die Letzte, die er sehen wollte.
    »Wie konntest du das tun? Wie konntest du mir das antun?«
    Wir standen in meinem privaten Gemach, in das wir uns zurückgezogen hatten, sobald das möglich war, ohne unhöflich zu wirken. Zuvor hatten wir ein schier endloses Bankett hinter uns bringen müssen, ich die ganze Zeit neben ihm, die Bangigkeit wie einen Kloß in der Kehle. Von den fünfzig Gängen, die ich hatte auftragen lassen, hatte er kaum einen Bissen gegessen und seinen Kelch so gut wie nie angerührt. Als ihm unser kleines Mädchen vorgestellt wurde, begrüßte er es mit einem flüchtigen Kuss und brütete dann finster vor sich hin, während der Hof unterhalb von uns speiste.
    Und jetzt entlud er seinen ganzen Zorn auf mich.
    »Ich bin gedemütigt worden!«, zischte er, die Stimme messerscharf. »Aus einem Brief von dir musste ich es erfahren – vor dem gesamten Hof meines Vaters in Saragossa. Als ich meilenweit entfernt war, musste ich die Nachricht hören, dass meine Frau sich zur Königin ausgerufen hat.« Er wirbelte zum Tisch herum, auf dem Inés ein Tablett mit getrockneten Früchten und eine Karaffe Wein für uns hinterlassen hatte. Mit zitternder Hand schenkte er sich großzügig ein.
    Sein Zorn traf mich völlig unvorbereitet, und es verschlug mir die Sprache. Schließlich brachte ich hervor: »Ich dachte, du würdest verstehen; in meinem Brief habe ich dir doch alles erklärt. Wegen Enriques plötzlichem Tod war dringende Eile geboten. Ich musste

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