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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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unterdrückte ein Lächeln. Unser Streit in Tordesillas hatte eine Änderung in unserem Verhältnis zueinander bewirkt. Auch wenn meine Vorwürfe übertrieben und zu unverblümt gewesen waren, hatten sie ihm doch bewiesen, dass ich bereit war, Rüstung und Schwert anzulegen und für die Verteidigung meines Thrones notfalls auch zu sterben. Diese Erkenntnis hatte seine Lust befeuert, und er hatte mich noch in derselben Nacht mit einer Leidenschaft geliebt, dass ich danach förmlich geglüht hatte. Darüber hinaus hatte seine neue Einsicht dazu geführt, mir Momente wie jetzt zu gewähren, in denen er die letzte Entscheidung meinen Händen anvertraute, Händen, die er neuerdings als genauso fähig, genauso würdig erachtete wie die jedes Mannes.
    »Das wird Rom nicht gefallen«, wandte ich müde ein. »Seine Heiligkeit hat noch nicht den Dispens erteilt, den Alfonso für seine Hochzeit mit Joanna la Beltraneja benötigt, aber wenn wir kirchliches Eigentum beschlagnahmen, könnte er das plötzlich für dringend angebracht halten.«
    Kardinal Mendozas Miene drückte Zustimmung aus. »Das könnte er allerdings. Andererseits wird man Seiner Heiligkeit raten, dass ein Sieg Eurer Majestäten durchaus in seinem Interesse liegt, da Ihr auf viele Jahre hinaus fromme und großzügige Verfechter des Glaubens sein werdet.«
    Die Andeutung des Kardinals war nur zu deutlich, doch in seinem Eifer, neue Einnahmequellen zu erschließen, verstand Fernando sie nicht. »Ja!«, rief mein Gemahl. »Das werden wir unbedingt. Setzt gleich einen Vertrag auf.« Er blickte mir forschend in die Augen. »Isabella, was meinst du? Wir brauchen Kanonen, Schießpulver; alles, was zu moderner Kriegsführung gehört. Das können wir in Deutschland und Italien kaufen, aber die werden auf Vorausbezahlung bestehen. Eine andere Hoffnung haben wir nicht.«
    Ich wusste, dass er recht hatte. Dennoch schreckte ich davor zurück. Ich wollte mich nicht derart hoch bei der Kirche verschulden, denn egal wie gewissenhaft wir unseren Teil der Abmachung erfüllten, ihr würde ein verborgenes Interesse zugrunde liegen. Andererseits waren wir ohne neue Einnahmequellen so gut wie entthront. Wir konnten die Portugiesen vielleicht drangsalieren, wie wir das seit unserem Rückzug auch schon betrieben – sie von den Nachschublinien abschneiden, das Bauernland um sie herum verwüsten, damit sie nirgends plündern konnten, sie in Zamora, Toro und den wenigen Städten der von ihnen überfallenen Extremadura einschließen –, aber verjagen konnten wir sie damit nicht. Wie Ungeziefer würden sie sich trotz allem weiter vermehren und ihre Parolen gegen mich verbreiten. Irgendwann würden sie den Widerstand unseres Volkes ins Leere laufen lassen, und ihre Anwesenheit würde geduldet, ja, willkommen geheißen werden, wenn sie nur genug Gegenleistungen versprachen.
    Und falls es dazu kam, würden Alfonso und die Beltraneja siegen. Sie würden Fernando und mich gefangen nehmen oder töten lassen und unseren Thron an sich reißen.
    Widerstrebend nickte ich. »Gut, dann soll es so geschehen. Aber nur unter zwei Bedingungen: Wir erstatten binnen drei Jahren alles zurück, was wir geliehen haben. Und jeder maravedi , den wir prägen, muss für unseren Krieg verwendet werden. Nicht einer wandert in unsere Privatschatulle.«
    Mendoza neigte zum Zeichen seines Einverständnisses das Haupt. Mit Bedacht erhob sich nun Fernando, beugte sich zu mir herüber und murmelte: »Ich schwöre dir: Diesmal werde ich diese Hurensöhne vom Angesicht der Erde fegen.«
    Und er meinte es auch so. Scham und Wut saßen bei ihm tief. Noch nie war Fernando von Aragón als Bittsteller aufgetreten, und er stürzte sich mit unermüdlichem Eifer in die Beschaffung von Mitteln für unsere Armee, führte Bestandsaufnahmen durch, überwachte Waffenkäufe, kontrollierte Lieferungen gleich bei ihrem Eintreffen und ersann sichere Transportwege von den Häfen zu unseren Stützpunkten.
    Ich meinerseits organisierte die Beschaffung von Proviant, die Anwerbung und die Ausbildung der Männer. Ich traf Vereinbarungen mit den Granden und sandte sogar Cárdenas zum maurischen Kalifen von Granada, mit dem er einen Vertrag schloss, der den Mauren Bewegungsfreiheit innerhalb ihres Königreichs und meine persönliche Wiedergutmachung zusicherte, falls unsere andalusischen Granden ihr Hoheitsgebiet verletzten. Im Gegenzug stellte uns der Kalif viertausend von seinen besten Bogenschützen zur Verfügung, von denen jeder in der Lage

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