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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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das Gesicht meines Geliebten wiedersehen.
    Er hatte im Hauptturm der Burg auf mich gewartet. Schon beim Überqueren des gepflasterten Innenhofs unter schwarzen Sturmwolken waren mir seine Sorgenfalten im Gesicht und die hohlen Augen aufgefallen. Ohne auf die um uns herumstehenden Soldaten, Beamten, Höflinge und Granden zu achten, hatte ich mich ihm in seine ausgebreiteten Arme geworfen. Das Gesicht an seinem Hals vergraben, der nach Schweiß und Sonne roch, hatte ich geflüstert: »Es tut mir leid. Es tut mir so leid.«
    Er hielt mich fest an sich gepresst. »Isabella, mein Liebling, meine Luna  – was wäre ich ohne dich?« Das Kind kümmerte ihn nicht. Nicht, wenn es mich das Leben gekostet hätte. Gemeinsam hatten wir uns dann in Gemächer zurückgezogen, die er eigens für mich hergerichtet und mit Teppichen und Wandbehängen geschmückt hatte, die er aus dem entfernten Segovia hatte liefern lassen.
    »Das hättest du nicht tun sollen«, hatte ich ihn getadelt, Tränen der Rührung in den Augen. »Die Kosten …«
    »Bah. Was sind schon ein paar maravedies mehr?«, hatte er gefragt und gelächelt.
    Isabél gehe es gut, versicherte er mir in derselben Nacht, als wir ineinander verschlungen in unserem Bett lagen und hörten, wie der Regen – dieser endlose Regen – gegen die Burgmauern prasselte. Beatriz und Andrés wachten über sie im Alkazar, wo ihr niemand etwas anhaben konnte. Über die gegen uns vorrückende Streitmacht, die Bedrohung, vor der uns nichts und niemand schützen konnte, hatten wir nicht gesprochen. Wir hatten uns liebkost und geküsst, uns darin verloren, einander zu riechen und zu spüren; und stillschweigend hatten wir uns darauf geeinigt, nie wieder den Verlust zu erwähnen, den wir so schmerzhaft empfanden.
    Vor der Morgendämmerung verließ mich Fernando in seiner Rüstung. Hinter ihm scharte sich die von uns zusammengestellte Flickwerkarmee aus Vasallen und Söldnern, Freiwilligen aus abgelegenen Dörfern, Fuhrmännern, Pagen, Städtern, Angehörigen des Kleinadels, Häftlingen, denen die Strafe erlassen worden war, damit sie sich dem Kampf um Kastilien anschließen konnten. Als Fernando über die Zugbrücke ritt, drehte er sich unter den im Wind flatternden Standarten mit unserem Pfeilbündel und dem Joch noch einmal um und hob die behandschuhte Hand.
    »Isabella, mi amor! «, rief er. »Warte auf mich!«
    Und das hatte ich getan – wochenlang. Der feuchte Juni schleppte sich dahin und wich einem schwülen Juli. Kuriere, die zwischen Fernandos Lager und mir hin- und hereilten, hielten mich ständig auf dem Laufenden. Von ihnen erfuhr ich, dass Alfonso sich feige hinter den uneinnehmbaren Mauern von Zamora verschanzt hatte und sich weigerte, sich zu stellen, obwohl Fernando ihn wiederholt zum Zweikampf herausgefordert hatte. So waren unsere Männer gezwungen, die Festung zu belagern, Gräben auszuheben und Brunnen zu vergiften, bis die Vorräte schwanden, die Eindringlinge die Nerven verloren und ihr Feldzug angesichts unserer mühselig aus Hoffnung, Darlehen und Willensstärke gezimmerten Gegenoffensive in sich zusammenfiel.
    »Gib uns den Sieg«, betete ich. »Lass uns triumphieren. Du hast mir mein Kind genommen; jetzt gib mir wenigstens das.«
    Ich hatte noch nicht begriffen, dass Versuche, mit dem Allmächtigen zu feilschen, nur sein Missvergnügen erregen.
    Als ich am zweiundzwanzigsten Juli in der Burg von Tordesillas auf und ab marschierte, traf eine eilig hingekritzelte Nachricht ein, deren Verfasser ich zunächst nicht erkannte. Ich las sie entsetzt. Dann hob ich die Augen zum Boten und befahl mit klirrender Stimme: »Kehr zurück. Sag ihnen, dass ich das verbiete. Nicht ein Turm darf ihnen in Kastilien in die Hände fallen!«
    »Majestad«, erwiderte der Bote, der sich vor mir zu Boden geworfen hatte, »es ist zu spät. Die Portugiesen haben Toro besetzt und unserer Armee die Versorgungswege abgeschnitten. Unseren Soldaten sind Wasser und Proviant ausgegangen. Und dann ist die Ruhr ausgebrochen. Die Männer sind reihenweise davon befallen, und es ist auch schon davon geredet worden, alles stehen und liegen zu lassen und zu den Portugiesen überzulaufen. Bevor die Soldaten desertieren konnten, hat der König unseren Rückzug angeordnet. Sie sind schon auf dem Weg hierher.«
    Von meinen Fingern zerfetzt, fiel das Schreiben zu Boden.
    »Bringt mir meinen Helm!«, rief ich. »Und sattelt mein Pferd!«
    Draußen herrschte eine mörderische Hitze. Ich bekam kaum Luft, als

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