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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Gedanke an Verfolgung, Blutvergießen und Leiden in meiner Entschlossenheit, obwohl mir durchaus klar war, dass ich die Bedrohung der Einheit meines Reichs, die ich damit riskierte, nicht auf Dauer ignorieren konnte. Um den anderen Ländern gewachsen zu sein, um Allianzen mit fremden Mächten zu schmieden, mit deren Hilfe wir Frankreich in Schach halten konnten, musste Spanien eine einheitliche Front darstellen. Und das hatte eine katholische Front zu sein, die keinen Ansatzpunkt für irgendwelche unsere Stärke untergrabende abweichende Meinungen bot.
    Um die beunruhigenden Gerüchte über die conversos zu überprüfen, würde ich eine behördliche Untersuchung anordnen, und falls sie sich als wahr erwiesen, ein Rezept dagegen aus dem Ärmel schütteln müssen. Weniger war für mich als christliche Königin nicht möglich. Der spirituelle Aspekt des Wohlergehens meines Volkes war mir nicht minder wichtig als der physische; vielleicht bedeutete er sogar noch mehr, denn der Körper stellte schließlich nur eine dem Verfall geweihte, sterbliche Hülle dar, wohingegen unsere Seele ewig war.
    Ich sehnte mich nach Fernando. Ich hatte Briefe von ihm bekommen, in denen er seine Heldentaten in der Extremadura schilderte, wo er mit Feuereifer die Widerstandsnester rebellischer Portugiesen und ihrer Helfer aufgespürt hatte. Wie gern hätte ich mich in unserem Bett an ihn geschmiegt und ihm mein Herz ausgeschüttet, um seinem klugen Urteil zu lauschen und die Gewissheit zu haben, dass ich nicht allein war, dass er immer an meiner Seite war, egal, was geschah.
    Ich schloss die Augen. Fast konnte ich ihn herbeibeschwören, seine Hand an meiner Taille, seine am Abend vom Wein raue Stimme an meinem Ohr …
    Ein Klopfen riss mich aus meiner Träumerei. Ich schreckte hoch und zog meine Robe fester um mich, während Inés, die ihr lohfarbenes Haar schon für die Nacht gelöst hatte, zur Tür hastete.
    Chacón, im flackernden Licht der draußen an den Wänden angebrachten Fackeln nur ein Schemen, erschien im Türspalt. »Vergebt mir mein Eindringen, Majestad , aber der Marquis von Cádiz ist eingetroffen. Er ersucht um eine Audienz bei Euch.«
    »Zu dieser Stunde?« Ich hatte schon eine Ablehnung auf der Zunge, verkniff sie mir dann aber. Wenn Cádiz tatsächlich hier war, sollte ich ihn empfangen. Angesichts ihres gegenseitigen Hasses konnte mir nicht daran gelegen sein, dass die beiden Streithähne aneinandergerieten, bevor ich eine Gelegenheit hatte, Cádiz’ Charakter persönlich auszuloten. »Nun gut«, sagte ich. »Führt ihn auf meine private Terrasse.«
    Als ich durch die Schlafkammertür auf die alabasterfarbene Terrasse trat, wo die Luft nach Jasmin duftete, verschlug es mir angesichts des auf mich wartenden Mannes den Atem. Medina Sidonias Beschwerden über Cádiz hatten in mir ein Bild von einem ungebärdigen Räuber entstehen lassen. Doch der Adelige, der sich tief vor mir verneigte, wirkte unglaublich jung und war wohl kaum älter als ich mit meinen sechsundzwanzig Jahren. Er war mittelgroß und von schlanker Gestalt, hatte feuerrotes widerspenstiges Haar, eine mit Sommerprossen übersäte Haut und grüne, von langen fuchsroten Wimpern umrahmte Augen – wunderschöne Augen, die goldene Tupfer in ihren Tiefen zu bergen schienen, Augen, wie sie nur diese Region hervorbringen konnte.
    Bekleidet war er mit einem silbern gesäumten violetten Samtwams. Als er seine elegante Verbeugung vollführte, raschelte das Seidenfutter seines Capes. Das Ganze war eine affektierte Geste, darauf angelegt, Eindruck zu schinden. Ich musste ein Lächeln unterdrücken. Wenn Medina Sidonia die Vornehmheit des andalusischen Adels verkörperte, dann stand Cádiz für seine dramatische Ader.
    Doch ich zeigte mich in Haltung wie Ton steif. Kein Mann, egal, wie gut gekleidet, sollte glauben, er könne sich meinem Missvergnügen mit Schmeicheleien entziehen. »Ihr wurdet vor einem Monat hierherbefohlen, Marquis. Ich nehme an, Ihr habt eine Erklärung für Euren Verzug?«
    »Majestad« , flötete er mit wohlklingender Stimme, bei der ein Troubadour vor Neid erblasst wäre, »ich habe keine Entschuldigung vorzubringen, außer dass es allein schon Tage dauerte, bis Euer Bote meine Burg in Jerez erreichte, da er wegen Medina Sidonias Hass gegen mich Gebiete, deren Bewohner uns feindselig gegenüberstehen, durchqueren musste und auch an meinen Grenzen von ihren Patrouillen aufgehalten wurde. Sodann musste ich mich in Verkleidung durch dieselben

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