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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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mich an, womit sie eine neu hinzugekommene Zahnlücke offenbarte. Als hätte sie das plötzlich selbst gemerkt, hob sie eine Hand zum Mund und errötete. Ich drückte sie an mich, während ich Beatriz anlächelte, die Isabél in der Zeit meiner und Fernandos Abwesenheit zu sich nach Segovia genommen hatte.
    »Und dir geht es gut, meine Freundin?«, fragte ich sie leise, woraufhin sie nickte, stolz und schön wie immer in ihrer azurblauen Seidenrobe. Ihr olivfarbenes Gesicht war von der Hitze gerötet, über ihre üppige Brust perlten winzige Schweißtropfen, und ihre dunklen Augen funkelten. Plötzlich befiel mich der Drang, ihre Hand zu packen, die Treppe hinaufzujagen und alle meine Geheimnisse mit ihr zu teilen, wie wir es als Mädchen immer getan hatten.
    An diesem Abend saß ich mit meinem Gemahl und meiner Tochter auf der Plattform im Hof des Alkazar. Wir speisten und lachten und tauschten Anekdoten mit Beatriz aus, während die Stadt sich selbst überbot in ihrem Eifer, den König und die Prinzessin in Sevilla willkommen zu heißen. Fernando trank mehr als gewöhnlich, und seine Hand glitt ein ums andere Mal unter die Tischdecke, um meine Oberschenkel zu liebkosen.
    In derselben Nacht wurde ich wieder guter Hoffnung.
    Ein paar Wochen später segelten wir den Guadalquivir zu einer schwer verdienten Erholungspause zu der an der Küste gelegenen Festung Medina Sidonia hinunter.
    Dort sah ich zum ersten Mal in meinem Leben das Meer.
    Von dem Moment an, da ich es erblickte, war ich völlig verzaubert von der Art und Weise, wie das Sonnenlicht Feuerspeere durch die Farben der Wasseroberfläche schleuderte, die sich in einem fort von Indigoblau zu Smaragdgrün oder dem Amethystviolett der Dämmerung veränderte. Und auch seine Geräusche fesselten mich, sein Donnern überall dort, wo es sich gegen Felsen warf, das sogleich zu einem bloßen Flüstern wurde, sobald es warm und verlockend zwischen meinen nackten Zehen über den Sand glitt. Wenn ich meine Röcke raffte und den von Salz erfüllten Wind, dessen Geschmack ich von nun an im Mund haben sollte, an meinem Schleier zerren ließ, verspürte ich den Drang, mich in diesen bewegten Glanz zu stürzen, obwohl ich nie gelernt hatte zu schwimmen.
    Ich konnte den Ruf des Meeres in meinem tiefsten Inneren fühlen. Er fand sein Echo in einem heidnischen Trieb, einer Sehnsucht, so mächtig wie die Sünde.
    In diesem Moment, da das weite Wasser vor mir zu dem verborgenen Wasser in mir sprach, wurde mir bewusst, dass ich guter Hoffnung war. Ich drehte mich beglückt um und rief Fernando zu mir. Er stand mit Medina Sidonia am Strand und überflog gerade ein Schreiben, das der Herzog ihm überreicht hatte. Bevor ich etwas sagen konnte, schritt er mit ernster, beunruhigter Miene auf mich zu.
    »Was ist es?«, fragte ich. »Was ist passiert?«
    Er reichte mir den Pergamentbogen. »Von Kardinal Mendoza. Er hat deine Bitte um eine kirchliche Untersuchung der Verhältnisse der conversos im Reich geprüft. Jetzt schreibt er, dass die Schilderungen, von denen du in Sevilla gehört hast, alles andere als eine Ausnahme sind. Laut seinen Ermittlern gibt es zahlreiche Vorfälle, in denen conversos die geächteten jüdischen Praktiken weiter ausüben, während sie nach außen hin so tun, als gehörten sie unserem Glauben an.«
    Plötzlich bekam ich einen trockenen Mund, und jäh graute mir vor dem Brief in meiner Hand.
    Doch Fernando war noch nicht fertig. »Mendoza bittet uns, ihn zu ermächtigen, von Rom ein Edikt anzufordern, das die Einrichtung des Heiligen Tribunals der Inquisition in Kastilien zulässt.« Er hielt einen Moment lang inne. »Isabella, diese Angelegenheit ist ernst! Er hat die Unterstützung Torquemadas, der offenbar von deiner Nachsicht den Juden in Sevilla gegenüber erfahren hat und nicht davon erbaut ist; er beschwert sich über mangelnde Sorgfalt in unserer Amtsführung. Alle beide glauben, die Wiederbelebung der Inquisition könne helfen, die falschen Christen auszumerzen und den Weg zur Erneuerung der Kirche zu ebnen, die du dir ja wünschst.«
    Während ich mit Fernando auf dem schier endlosen Strand im Dämmerlicht getaucht dastand, das Lachen unseres Kindes mit dem Sprühnebel der Brandung zu uns herüberwehte und mein Wissen, dass ein weiteres Kind in mir heranwuchs, sich verdichtete, befiel mich jäh eisige Kälte.
    Ich faltete das Pergament zusammen und stopfte es mitsamt dem Siegel in ein an meinem Gürtel befestigtes Seidenbeutelchen. »Ihr Ansinnen ist

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