Der Schwur der Königin
nicht mehr verwandt. »Sobald ich Euch in angemessenen Verhältnissen untergebracht habe, werde ich ihn zerstückeln.«
Ich warf Chacón einen fragenden Blick zu. Mein Haushofmeister verstand sofort. »Unmittelbar vor unserem Aufbruch von Yepes erhielt mein Fürst, der Erzbischof, vom hohen Admiral eine Warnung. Villena plant …«
»Verrat!«, donnerte Carrillo so wütend, dass ich zusammenzuckte. »Dieser erbärmliche Stiefellecker, der mein Neffe sein will, wagt es, mich des Verrats zu beschuldigen! Na gut, jetzt bin ich hier. Soll er ruhig kommen und mich in Haft nehmen, dieser Wicht.« Er feixte. »Wenn unsere andalusischen Freunde Medina Sidonia und Cádiz ihn nicht vorher zu Hackfleisch verarbeiten. Oder – besser noch – über die Mauern von Málaga schleudern, damit sich die Mauren mit ihm vergnügen können.«
»Edler Herr«, mahnte ihn Chacón streng, »Ihre Hoheit ist anwesend.«
Carrillo verstummte. Seine roten Wangen färbten sich noch dunkler. »Ach ja. Vergebt mir. Ich bin ein derber alter Mann, dem es an feinen Manieren fehlt.«
Ich neigte den Kopf. »Es ist spät. Sollten wir vielleicht …?« Ich ließ meine Stimme ausklingen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was sie vorhaben mochten, doch sogar ich wusste, dass wandernde Mönche nicht mit bewaffneten Eskorten oder flüchtigen Prinzessinnen durch die Lande zogen. Ihre Verkleidung würde mir den Ausbruch nicht erleichtern.
Und während ich noch die Miene des Erzbischofs erforschte, sank mir das Herz in die Magengrube. »Ihr wollt mich nicht mitnehmen.«
Carrillo schritt zur Anrichte, um sich einen Kelch zu füllen. Er wirkte nicht sehr erfreut darüber, dass meine Karaffe nichts als frisches, klares Wasser enthielt. Das war eine meiner Schrullen. Wann immer reines Wasser zu haben war, und das war in Städten mit einem funktionierenden Aquädukt in rauen Mengen vorhanden, befahl ich, dass es in meinen Gemächern den Wein zu ersetzen hatte. Mir gefiel nicht, wie sich der Wein auf den Verstand der Männer auswirkte, und mit einer gewissen Schadenfreude registrierte ich Carrillos Grimasse beim Trinken. »Das ist nicht ratsam«, meinte er und stellte seinen Kelch ab. »Immer noch streifen zu viele von Villenas Männern durch die Straßen, und zwar nicht nur hier, sondern in ganz Kastilien. Dieser elende Kerl scheint auch Augen im Hinterkopf zu haben. Und die Sache mit Aragón ist ebenfalls noch nicht geregelt. Es muss noch eine ganze Reihe von wichtigen Einzelheiten geklärt werden.«
»Zum Beispiel?« Ich unterdrückte aufflammende Verärgerung. »Ihr habt mir gesagt, König Juan sei wütend darüber, dass Enrique eine neue Allianz für mich sucht. Ich hatte gedacht, er hätte beschlossen, meine Sache zu unterstützen und einen Botschafter mit den vollständigen Vertragsunterlagen zu uns zu schicken, damit das Verlöbnis offiziell bestätigt werden kann.«
Carrillo nickte. »Das hat er getan. Wir haben die Vertragsformulare, aber ich bin damit nicht zufrieden. Noch immer muss die Frage der Aussteuer geregelt werden. Außerdem fehlt ein päpstlicher Dispens bezüglich der Blutsverwandtschaft, da Fernando Euer Cousin zweiten Grades ist. Von der Art und Weise, wie Ihr den Thron zu besteigen beabsichtigt, ganz zu schweigen. Kastilien muss immer Vorrang vor Aragón haben. Wir können es uns nicht leisten, uns in die ständigen Fehden dieses Landes mit Frankreich hineinziehen zu lassen und unsere Kriegskasse für seine Verteidigung zu plündern. Solche Angelegenheiten kosten Zeit und …«
»Aussteuern interessieren mich nicht«, unterbrach ich ihn. »Was den Dispens betrifft, wird ihn Seine Heiligkeit, der Papst, uns gewiss nicht verweigern. Und die Thronbesteigung können wir zu einem späteren Zeitpunkt regeln. So Gott will, werde ich ohnehin nicht so bald Königin.«
Carrillos Mundwinkel sackten nach unten. Mit tonloser Stimme sagte er: »Nach allem, was er getan hat, gesteht Ihr diesem Wurm ohne Rückgrat immer noch das Recht auf die Krone zu?«
»Er ist unser König. Bis zum Tag seines Todes hat er das Recht darauf. Ich werde nicht wie Alfonso Krieg gegen ihn führen. Aber ebenso wenig werde ich Vereinbarungen, egal welcher Art, zustimmen, die er nach seinem Gutdünken für mich trifft.« Ich hielt inne und musterte Carrillo ungeduldig. »Ich hatte gedacht, ich hätte deutlich zu verstehen gegeben, dass ich nichts weiter will, als den Prinzen meiner Wahl zu heiraten und an einem sicheren Ort zu residieren, wo Villena mich nicht
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