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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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hättet, wären die Truppen des Admirals genauso nützlich gewesen.«
    »Gewiss«, erwiderte ich. »Wenn Ihr Euren Kopf durchgesetzt hättet.«
    Er sah mir fest in die Augen. »Stattdessen setzen Eure Hoheit den Ihren durch. Lasst uns beten, dass jetzt nicht ganz Kastilien unsere Köpfe jagt.« Er rollte das Pergament zusammen und schob es zurück in den Zylinder. »Ich schlage vor, dass Ihr Euren Umhang holt. Eine bessere Gelegenheit zu entkommen wird es nicht geben.«
    Die Pferde waren bereits für die Reise gesattelt und warteten. Nachdem mir Cárdenas in den Sattel geholfen hatte, zog ich mir die pelzgefütterte Kapuze meines Umhangs tief ins Gesicht und ließ noch einmal den Blick über meinen Palast schweifen. Lange hatte ich hier nicht gelebt, aber er war die erste Bleibe gewesen, die ich mein Zuhause genannt hatte, und ich wollte eigentlich nicht von hier fort. Ich war es müde, nirgends daheim sein zu können. Seit ich Arévalo verlassen hatte, war ich mir wie eine verlorene Seele im eigenen Land vorgekommen.
    Inés, die neben mir ritt, meinte: »Ich würde alles geben, nur um Mencias Gesicht zu sehen, wenn sie von ihrem Schäferstündchen zurückkommt und merkt, dass die Vögel ausgeflogen sind.«
    Ich wandte mich zu ihr um. Als ich sah, dass ein Lächeln ihre Augen zum Strahlen brachte, wäre ich fast selbst in Lachen ausgebrochen. »Wir können nur hoffen, dass ihr diese Sache genauso viel Aufregung beschert wie uns.« Mit einem letzten Blick zurück verabschiedete ich mich vom Palast. »Alles in allem sind das ja nur Mauern, Stühle, Tische und Betten. Wir können uns immer etwas Neues kaufen.«
    Wir folgten den Männern ins Freie. Die Straßen waren verlassen. Ein leichter Regen fiel vom schwarzen Himmel herab. Als wir uns den Stadttoren näherten, musste ich mir immer wieder vorhalten, dass niemand mit meiner Flucht rechnete, schon gar nicht heute oder zu dieser Stunde. Villena hatte den Befehl ausgegeben, die Stadt ringsum zu umstellen, und aus seiner Sicht hatte er genug Getöse veranstaltet, um eine in die Enge getriebene Prinzessin mitsamt ihren Bediensteten so lange einzuschüchtern, bis sie sich unterwarf. Da würden seine Soldaten annehmen, ich sei in guten Händen, und es gemächlich angehen lassen. Aber falls trotzdem jemand versuchen sollte, uns in Haft zu nehmen, hatte mir Carrillo eingeschärft, loszugaloppieren und erst anzuhalten, wenn ich Valladolid erreicht hatte.
    Drei Wachposten kauerten in einem improvisierten Schutzstand vor dem Tor, gewärmt von einem rauchenden Kohlebecken, und ließen einen Weinschlauch kreisen. Sie schauten griesgrämig auf, als wir uns näherten.
    »Haben wir euch nicht gerade erst hereingelassen?«, knurrte einer, Chacón misstrauisch fixierend.
    »Richtig«, antwortete mein Haushofmeister. »Und jetzt reisen wir wieder ab. Wie wir euch erklärt haben, liegt der Vater dieser Dame schwerkrank in unserem Kloster und hat darum gebeten, sie noch einmal sehen zu dürfen.«
    Der Wachmann schielte vorbei an Cárdenas und Carrillo zu Inés und mir hinüber. »Ich sehe zwei Frauen. Liegen beide Väter in deinem Kloster im Sterben?«
    Jetzt platzte Carrillo der Kragen. »Natürlich hat die Dame eine Magd dabei. Oder hast du schon einmal eine Dame ohne Magd gesehen, du ignoranter Sohn einer Sau?«
    Ich packte die Zügel fester, denn die Züge des Wachmanns spannten sich an. Mir war sofort klar, dass man so etwas nicht sagte. Mit dem Beharren auf seiner Autorität hatte Carrillo den Mann beleidigt und seinen Verdacht geweckt.
    »Hört gut zu«, knurrte der Wachposten. »Ich folge bloß meinen Befehlen. Mein edler Herr, der Marquis von Villena, hat befohlen, dass diese Tore von Sonnenuntergang bis -aufgang geschlossen bleiben müssen. Ich habe Euch wider besseres Wissen hereingelassen.«
    »Und du wurdest dafür bezahlt«, unterbrach ihn Chacón. »Sogar recht gut, wie ich mich erinnere.«
    »Dafür, dass ich die Tore ein Mal öffne.« Der Soldat zwinkerte seinen Gefährten zu, deren von Lederhandschuhen geschützte Hände sofort zu ihren Schwertern glitten. Allerdings würde es ihnen schwerfallen, die Klingen aus den Scheiden zu ziehen; wie sogar ich wusste, froren sie bei dieser Kälte leicht an. Dennoch konnte uns an einem Kampf und Waffengeklirr direkt vor den Toren nicht gelegen sein. Genauso wenig wollte ich über diese Männer hinwegjagen und am Ende noch Verletzungen unserer Pferde riskieren.
    »Also, wenn sich eine passende Lösung finden lässt, sperre ich die

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