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Der Schwur der Venezianerin

Der Schwur der Venezianerin

Titel: Der Schwur der Venezianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Verzeihung“, gab sie bescheiden zurück, „ich wusste nicht, wie ich Eure Hoheit mit einem Geschenk beehren sollte. Was könnte ich schon dem Herzog der Toskana als Geschenk bringen?“
    „Ihr habt Euch mitgebracht, Bianca, das ist mehr als genug. Das wertvollste Geschenk seid Ihr selbst. Ich freue mich, Euch zu sehen.“
    Mit seinem schmalen Gesicht beugte er sich vor, als beabsichtige er, sich weiter in sie zu vertiefen. Dicht an seinem Gesicht vorbei griff Bianca zu dem schönen, gefüllten Weinglas.
    „Welche wundervolle Kostbarkeit. Ein Glas aus den florentinischen Werkstätten?“
    „Auch die Florentiner Handwerker beherrschen die Kunst der Glasbläser. Ihr solltet mehr davon kennenlernen. Ich selbst beschäftige mich mit der Herstellung von Glas, Porzellan, Edelsteinen und Gold. Eine äußerst interessante Arbeit.“
    „Davon müsst Ihr mehr erzählen. Nichts täte ich lieber, als meine neue Heimat näher zu erforschen.“
    „Ihr könnt in mir einen guten Führer haben, wenn Ihr erlaubt.“
    Sie schaute sich um, wobei er sein Gesicht ein wenig zurücknahm, um sie nicht sogleich zu berühren.
    „Es wäre mir eine Ehre“, antwortete sie, wobei sie das Weinglas zwischen ihren Fingern drehte.
    „Wundervoll Eure Finger, zart sind Eure Hände, schlank die Gliedmaßen.“
    Als habe Francesco zu sich selber gesprochen, hatte er diese Worte beinahe flüsternd gesagt. „Holla“, dachte sie, „der geht ja ran.“
    Ihr Herz schlug schneller. Der Kronprinz hatte einen unglaublichen Einfluss auf sie, das spürte sie. War es die Nähe der Herrschaft, waren es nur seine schönen dunkelbraunen Augen. Er hätte es leicht gehabt, sie wie eines seiner zahlreichen Mädchen zu betören und seine Ziele zu erreichen.
    Francesco erhob sein Glas und sprach einen wohl gelungenen Spruch aus. Mit seinen Worten streichelte er ihr Gemüt und ließ sie lächeln.
    „Meine Venezianerin, Bianca Cappello, auf dass Ihr Euch stets in Florenz wohlfühlen möget. Auf dass Ihr Euch in diesen Räumen des Herzogs zu Hause fühlen möget und Eure Seele sich ein wenig öffnen mag.“
    Sie hob ebenfalls ihr Glas und nickte ihm zu.
    „Meine Seele öffnet sich, mein Herz erkennt die toskanische Güte in allem.“
    Sie nahmen beide einen Schluck zu sich.
    „Eure Gastfreundschaft ist unaussprechlich, Eure Sorge um Eure Bürger und um die Freiheit Suchenden unübertrefflich. Zeigt mir dereinst einige Eurer schönsten Bilder“, forderte sie ihn auf“, wohl bedacht seine Gedanken in ihrer Nähe zu lassen. Wenn es die Umstände erforderten, wollte sie ihm gestatten, sie ein wenig zu berühren, ihre zarte Haut zu fühlen, ein wenig ihrer Reize zu erahnen, ihr Haar zu riechen, die stramme Fülle ihres Körpers zu spüren. Als sie sich für diesen Empfang vorbereitet hatte, war sie sorgfältig vorgegangen, ihren Busen, genau zwischen den beiden Brüsten, mit feinsten ätherischen Essenzen zu beträufeln. Die aufsteigenden Wohlgerüche sollte er nur ihrem Mieder entnehmen können.
    Mal ging sie einen Schritt zurück, ein anderes Mal kam sie ihm wie zufällig näher. Gekonnt betrieb sie das Spiel zwischen Annäherung und Fortgehen.
    „Auf keinen Fall dürfte bei ihm der Eindruck entstehen, sie wäre leicht zu haben. Sie dürfte sich nicht verschenken, auch wenn sie selber an diesem Kontakt mehr als interessiert war.“
    Bianca wusste, sie ginge gerade ein heißes Thema an. Wie ginge sie am besten vor?
    „Eure Durchlaucht, ich wäre Euch zu tiefstem Dank verpflichtet, wenn ich später noch mehr Kunstwerke in Augenschein nehmen könnte. Darf ich einmal wiederkommen, sofern es Eure sehr knappe Zeit erlaubt?“, sie schlug ihre Augen dabei nieder und wartete schweigend auf eine Antwort. In seiner Mimik hatte sie bei ihren Worten die Enttäuschung, das schmerzende Bedauern entdeckt, das ihr schnelles Fortgehen verursachte.
    Francesco machte noch einen Vorstoß. Er hatte den Vogel im Käfig und wollte ihn nicht ohne Not fliegen lassen.
    „Schaut Euch dieses Gemälde an“, forderte Francesco seine Besucherin auf, seht Ihr diesen feinen Pinselstrich des Künstlers?“
    Bianca erahnte, warum der Medici sich gerade ein Bild ausgesucht hatte mit einer nackten Schönen und auf ihre Brüste wies.
    „Dennoch kann sie nicht mit der Zartheit meiner Brüste mithalten“, dachte sie und rief sich die Bilder von Tizian und Tintoretto in Erinnerung. Sie bückte sich, um das tief hängende Bild näher betrachten zu können. Francesco tat desgleichen und einen

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