Der Schwur: Schwerter des Zorns 1 (German Edition)
ihm zugewiesen waren, als er Schritte hörte.
Er fluchte leise, aber nachdrücklich. Es gab kaum einen unpassenderen Ort für ein Zusammentreffen mit einer anderen Person. Die eiligen Schritte kamen aus einem Quergang, der auf die letzte Kreuzung vor seinen Räumen mündete, und der kahle Flur bot keinerlei Deckung. Wenigstens schienen die Schritte nur von einer einzelnen Person zu stammen. Bahzell ließ Farmah sanft zu Boden gleiten und zog seinen Dolch mit einem metallischen Singen aus der Scheide.
Die Schritte näherten sich und erreichten die Kreuzung. Bahzell
sprang vor und hielt im letzten Augenblick inne, als sein Opfer mit einem panischen Schrei zurückwich.
»M… M’lord?«, quiekte die mittelalte Frau mit zittriger Stimme, während ihr Blick wie gebannt auf den glänzenden Stahl in seiner Hand gerichtet war. Sie klang zwar verängstigt, was ihr Bahzell nicht verdenken konnte, aber sie machte keine Anstalten, um ihr Leben zu rennen. Was sie zweifellos tun würde, wenn sie ihn nicht erkannt hätte. Churnazhs Bedienstete reagierten wie alle anderen terrorisierten und missbrauchten Kreaturen, und es hatte Bahzell Monate gekostet, sie davon zu überzeugen, dass er ihnen nichts tat. Und dieser Augenblick entschädigte ihn jetzt für seine Mühe.
»Ich wollte dich nicht erschrecken, Tala«, sagte er leise, während er den Dolch sinken ließ. In Hurgrum wäre die Frau eine respektierte Haushälterin im Palast gewesen, hier jedoch diente sie nur als eine Sklavin unter vielen, war dafür der Willkür ihrer Oberen jedoch häufiger ausgesetzt. Sie holte tief Luft, als sie seinen friedlichen Ton bemerkte, und wollte gerade etwas sagen, da trat Farmah hinter seinem Rücken hervor.
»Farmah!«, rief Tala und sprang schnell vor, als die Beine des Mädchens nachgaben. Im letzten Moment fing sie Farmah auf und bewahrte sie davor zusammenzubrechen. Sie stieß ein entsetztes Keuchen aus, als sie bemerkte, wie übel zugerichtet Farmah war. Ihr Blick schoss zu Bahzell zurück. Er zuckte unter der bitteren Anklage zusammen, in die sich ein Ausdruck tiefster Enttäuschung mischte. Trotzdem verübelte er ihr ihre spontane Mutmaßung nicht, außerdem besann sie sich sofort eines Besseren. Das Entsetzen blieb zwar, doch ihre Enttäuschung wich blanker Wut, und sie legte die Ohren flach an den Kopf.
»Wer, M’lord?«, zischte sie. »Wer hat das getan?«
»Harnak«, antwortete Farmah an seiner Statt, legte ihre unverletzte Wange an Talas Schulter und schmiegte sich in ihre beschützenden Arme. Tala vergewisserte sich mit einem Blick auf Bahzell, und ihre Miene versteinerte, als er nickte. Sie wollte etwas sagen, presste jedoch nur die Lippen zusammen, während sie ihm Farmah kurzerhand wieder in die Arme drückte.
Ohne ein Wort zu verlieren, hastete sie zu der Kreuzung zurück, schaute in beide Richtungen und winkte. Bahzell seufzte erleichtert, hob das Mädchen wieder auf seine Arme und folgte ihr.
Tala schlich wie ein Kundschafter zu seiner Kammer voraus, verriegelte die Tür hinter ihm und lehnte sich gegen das Holz, während sie zusah, wie er Farmah behutsam in einen Lehnstuhl setzte. Ihre Miene war grimmig, doch sie wirkte nicht überrascht, als er sich aus seinem Wams schälte, ein gefüttertes Leinenkoppel überwarf und seinen Schuppenpanzer vom Ständer nahm. Er zog ihn an, griff nach seinem Schwertgehänge, hob es sich über den Kopf und justierte es so, dass der Schwertgriff über seinem linken Schulterblatt lag. Jetzt erst räusperte sich Tala.
»Ist er tot, M’lord?«, erkundigte sie sich tonlos.
»Er hat noch geatmet, als ich ihn verließ. Was macht das für einen Unterschied?« Bahzell zuckte mit den Schultern, was sie mit einem wissenden Nicken quittierte.
»Ich habe so etwas befürchtet. Er hat ihr schon lange nachgestellt und …« Sie schloss den Mund und schüttelte den Kopf. »Wie kann ich Euch helfen, M’lord?«
»Du solltest dir lieber überlegen, was du sagst, Tala«, erwiderte Bahzell grimmig. »Falls er doch stirbt oder wir innerhalb dieser Mauern erwischt werden …«
»Wenn man Euch ergreift, spielt es keine Rolle, ob ich Euch geholfen oder einfach nur nicht die Wachen verständigt habe«, unterbrach sie ihn trübselig und schaute Farmah an, die zusammengesunken, gebrochen und einer Ohnmacht nah auf dem Lehnstuhl hockte. »Es hätte auch mich treffen können, M’lord, oder meine Tochter, wäre ich so närrisch gewesen, eine in die Welt zu setzen.«
Bahzell musste unwillig zugeben, dass
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