Der Scout. Kleinere Reiseerzählungen, Aufsätze und Kompositionen
Wir wissen sogar ganz genau den Ort, an welchem er sich befindet.«
»Wenn das wahr ist, so sage mir denselben!«
»Man steigt von hier aus zweimal in die Tiefe des Hauses hinab, bis wo es viele Thüren rechts und links von einem schmalen Gange gibt. Dann öffnet man zur linken Hand die letzte Thüre. Dort liegt der Apache auf dem Lager, welches zu verlassen er keine Kräfte hat.«
»Das Bleichgesicht hat Dich belogen. Du würdest an dem beschriebenen Orte keinen Apachen finden.«
»So laß uns hinabsteigen, um nachzuforschen, wer die Wahrheit spricht, Du oder das Bleichgesicht.«
»Das werde ich freilich nicht. Dieses Haus ist da für diejenigen Leute, welche es mit der Erlaubniß des Besitzers betreten, nicht aber für solche, welche es feindlich überfallen.«
»Nach diesen Deinen Worten müssen wir glauben, daß der Apache sich hier befindet. Der ›weiße Biber‹ hat uns befohlen, ihn zu holen, und wir werden gehorchen.«
»Du irrst wieder. Ich verweigere Euch die Erfüllung Deines Wunsches nicht, weil sich der Apache etwa hier befindet, sondern weil Dein Verlangen eine Beleidigung für mich ist. Wenn Old Death Euch sagt, daß Ihr belogen worden seid, so habt Ihr es zu glauben. Wollt Ihr Euch trotzdem den Eingang erzwingen, so versucht es immerhin! Seht Ihr denn nicht ein, daß ein Einziger von uns genügt, den Eingang zu vertheidigen? Wenn er hier unten an der Treppe steht, so kann er Jeden von Euch niederschießen, welcher es wagen wollte, da hinab zu steigen. Ihr habt uns in feindlicher Absicht überfallen; darum weisen wir Euch zurück. Geht hinunter vor das Thor und bittet um Einlaß, wie es sich gehört, so werden wir Euch vielleicht als Freunde empfangen!«
»Der ›alte Tod‹ gibt uns einen Rath, welcher sehr gut für ihn selbst ist, aber nicht für uns. Wenn er ein gutes Gewissen hat, so mag er uns in das Haus steigen lassen. Thut er das nicht, so werden wir hier an dieser Stelle bleiben und einen Boten absenden, um die ganze Schaar der Comanchen herbei zu holen. Dann wird er wohl gezwungen sein, uns eintreten zu lassen.«
»Gewiß nicht! Selbst wenn tausend Comanchen kämen, so könnte doch immer nur einer hier hinab und müßte es augenblicklich mit dem Leben bezahlen. Uebrigens wird es Dir nicht gelingen, einen Boten abzusenden, denn sobald er den Schutz der Mauer nicht mehr hat, werde ich ihn von hier aus mit meiner Kugel niederstrecken. Ich bin ein Freund der Comanchen; aber Ihr seid als Feinde gekommen und werdet als solche behandelt.«
Während des ganzen Herüber-und Hinüberredens waren unsere Gewehre auf die Indianer gerichtet gewesen. Obgleich es ihnen gelungen war, die Plattform zu ersteigen, befanden sie sich gegen uns doch im Nachtheile. Das sah ihr Anführer gar wohl ein, und darum begann er wieder, leise mit ihnen zu verhandeln. Aber auch unsere Lage war keine beneidenswerthe. Old Death kratzte sich bedenklich hinter den Ohren und sagte:
»Die Geschichte ist außerordentlich fatal. Die Klugheit verbietet uns, die Comanchen feindlich zu behandeln. Holen sie die andern herbei, so ist es um uns geschehen. Ja, wenn wir den Apachen verstecken könnten, daß es unmöglich wäre, ihn zu finden! Aber ich kenne dieses Haus genau und weiß, daß kein solches Versteck vorhanden ist.«
»So schaffen wir ihn hinaus!« sagte ich.
»Hinaus?« lachte der Alte. »Seid Ihr des Teufels, Sir? Auf welche Weise denn?«
»Habt Ihr die beiden heimlichen Thüren vergessen? Sie befinden sich auf der hintern Seite, während die Comanchen vorn stehen und also nichts bemerken können. Ich schaffe ihn hinaus in das Gebüsch am Flusse, bis sie fort sind.«
»Dieser Gedanke ist freilich nicht schlecht,« sagte Old Death. »An diese Thüren habe ich gar nicht gedacht. Hinaus zu bringen wäre er wohl; aber wie nun, wenn die Comanchen draußen Wächter aufgestellt haben?«
»Das glaube ich nicht. Viele über fünfzig sind es nicht. Einige müssen doch bei den Pferden bleiben, welche vorn an der Mauer stehen. Da ist es nicht zu erwarten, daß sie auch hinten Leute hingestellt haben.«
»Gut, so können wir es versuchen, Sir. Ihr und einer der Peons mögt die Sache übernehmen. Wir werden es so einrichten, daß sie Euch nicht hinabsteigen sehen, und auch dann stellen wir uns so zusammen, daß sie uns nicht zählen und also bemerken können, daß Zwei von uns fehlen. Die Damen mögen Euch helfen und, wenn Ihr hinaus seid, das Schränkchen wieder vorschieben.«
»Und noch einen Vorschlag. Könnten wir
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