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Der Seelenbrecher

Der Seelenbrecher

Titel: Der Seelenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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die Geschichte am Ende also überlebt?«
Der Professor wollte gerade das Originalprotokoll einpacken und hielt inne.
»Nein«, sagte er leise, und der traurige Nebel schob sich wieder vor seine Augen. Lydia nickte ihm zu, als würde es einer einfachen Aufmunterung bedürfen, um die schmerzhafteste aller Wahrheiten auszusprechen. Damals, in der schummrigen Bar mit der viel zu lauten Musik und dem viel zu wässrigen Bier, hatte sie sich ihm nicht so nackt und verletzlich präsentiert, wie er es gerade vor ihr tat. Er fragte sich, ob sie sich dessen bewusst war, als er sagte:
»Es tut mir leid, ich fürchte, Niclas Haberland konnte nicht mehr gerettet werden.«
     

Heute, 15.42 Uhr
    D as verrostete Tor fiel donnernd ins Schloss. »Ganz schön mutig«, grunzte der ältere Mann und zog das schwere Schlüsselbund ab. Dann steckte er es in die Seitentasche seiner Arbeitsjacke und streifte sich einen Handschuh über.
»Hätt ich nicht gedacht, dass Sie einfach so noch mal hierherkommen.«
»War eine einmalige Sache mit meinen Studenten.« Der Professor lachte. »Aber Sie sind ja auch noch hier.« »Leider.« Der Hausmeister grunzte abfällig, und sie entfernten sich einige Schritte vom Haus.
»Einmal im Monat schau ich hier nach dem Rechten. Muss die Rente aufbessern, wenn es meine Frau schon nicht tut.«
»Hat denn niemand den Kasten kaufen wollen?« Bachmann zog die Nase hoch, und sein Blick wanderte über die vereiste, efeuberankte Fassade bis unter das Giebeldach der Villa.
»O doch, nach Raßfelds Tod war das Ding natürlich erst einmal geschlossen. Stand zwar nie was Konkretes in der Presse, aber Gerüchte gab es zuhauf. Kein Wunder, denn offiziell hat sich ja kaum einer geäußert. Bruck ist zurück nach Hamburg und hat jedes Angebot abgelehnt, ein Buch über diese Nacht zu schreiben. Die Köchin ist ins Hotelfach gewechselt, und Yasmin hat ihren Job ebenfalls geschmissen. Ich hab gehört, sie hätte mit Linus eine Platte aufgenommen. Soll sogar ganz erfolgreich gewesen sein. Passen würde es zu dem verrückten Huhn.«
Bachmann sah nach oben. Ein Schwarm Krähen zog über ihre Köpfe hinweg.
»Greta war die Einzige, die mal ein Interview gegeben hat. Sie meinte doch allen Ernstes, seit dieser Nacht wäre sie von ihrer Angstphobie geheilt und könne Weih nachten ab sofort alleine feiern. Kann man das glauben?«
Der Schwarm stob auseinander und schloss sich nur Sekunden später wieder zusammen. Bachmann hatte das Interesse an den Vögeln verloren und sah wieder zu dem Professor. Seine Augen waren trüb geworden, und mittlerweile benötigte er sicherlich eine wesentlich stärkere Lesebrille.
»Bis heute denken die Leute, dass es hier ein Massaker in der Irrenanstalt gegeben hat, bei dem sich die Patienten gegenseitig umbrachten. Viele glauben deshalb, auf dem Gelände würde es spuken. Albern, aber irgendwie scheint das Investoren abzuschrecken. Viel war schon geplant. Ein Luxuswohnviertel, Restaurants, sogar ein Hotel. Ist nichts draus geworden.« »Spricht man auch über Sophia?«
Der alte Hausmeister zuckte bei der Erwähnung des Namens unmerklich zusammen und rieb sich seine ergrauten Koteletten.
»Die Kinder sagen, sie wäre eine Hexe und würde immer noch im Haus leben. Unter dem Dach, mit ihrer behinderten Tochter. So Zeugs halt.«
Er lachte bemüht und sah gleichzeitig so traurig aus, wie der Professor es selten bei einem erwachsenen Menschen gesehen hatte.
»Nichts für ungut. Ich dreh noch mal eine Runde ums Haus, Cas…« Der alte Hausmeister stockte. »Entschuldigung.«
»Schon okay.« Haberland streckte ihm die Hand hin. »Frohe Weihnachten. War schön, Sie wiederzusehen. Und danke fürs Aufschließen.«
»Keine Ursache. Hauptsache, es wird nicht zur Gewohnheit.«
Sie nickten sich ein letztes Mal zu, dann ging jeder in seine Richtung. Zwei Menschen, die in einer einzigen Nacht so viel durchmachen mussten, dass für weitere gemeinsame Erlebnisse einfach kein Platz mehr in diesem Leben vorhanden war. Nicht einmal für eine kurze Unterhaltung.
Haberland drehte sich in den Wind und zog den Kragen seines ausgebeulten Mantels hoch. Er setzte vorsichtig einen Fuß auf den Gehweg, der sich sanft den Abhang hinunter zur Straße schlängelte. Heute hatten sie Schneeregen angesagt, und es war mit Blitzeis zu rechnen, deshalb hatte er sich seine schweren Winterstiefel angezogen. Damals war er mit Lederschuhen gekommen, die ihm letztlich zum Verhängnis geworden waren.
Damals. In einem früheren Leben.
    Jetzt war er ein

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