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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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dem Fuß.
    »Willkommen zum Sabbat«, sagte Tarz. Beim Lächeln zeigte er schöne, regelmäßige Zähne.
    »Einen fröhlichen Sabbat, Tarz.« Preacher nahm seine Hand, während er gleichzeitig Charlie fragte: »Wie war denn die Fahrt? Irgendwelche Probleme?«
    »Ach was«, strahlte sie. »Die reinste Spazierfahrt.«
    »Gut«, sagte Preacher. »Und wie geht es den Kindern?« »Glänzend. Sie sind noch ganz aufgeregt, weil sie den Menschen Gottes Wort bringen konnten. Die ganze Zeit fragen sie, wann sie wieder hinaus dürfen.«
    »Ich kann es ihnen nachfühlen«, lächelte Preacher. »Könntest du bitte den Wagen in den Schuppen fahren«, fragte er Tarz. »Ich will rasch noch duschen, ehe wir frühstücken.«
    Tarz nickte. »Klar, Preacher.« Er zögerte einen Moment. »Hat alles geklappt? Haben wir genug gekriegt, um die Zinsen zu zahlen?«
    Preacher nickte. »Die Leute in der Bank werden strahlen, wenn du ihnen morgen das Geld bringst.«
    Tarz grinste. »Das ist auch besser so. Die werden gegen Ende des Quartals immer ganz komisch.«
    »Na, dann können sie sich jetzt wieder abregen«, meinte Preacher und ging ins Haus.
    Charlie war ihm gefolgt. »Du siehst erschöpft aus«, sagte sie. »Ich mach dir Wasser warm, dann kannst du ein schönes Bad nehmen.«
    »Danke«, erwiderte er. »Eine kalte Dusche genügt mir.«
    »Hör schon auf, Preacher. Dieses eine Mal kannst du doch tun, was ich sage.«
    Er warf ihr einen ironischen Blick zu und seufzte. »Du hast recht, ich bin müde.« Er ließ sich auf einen Stuhl sinken.
    »So ist es brav«, sagte sie und nahm einen Joint aus der Tasche und steckte ihn an. »Hier«, sagte sie, »nimm ein paar Züge. Das wird dir guttun. Ich heize inzwischen den Herd an, dann komm ich zurück und ziehe dich aus.«
    Preacher sog den duftenden Rauch in die Lungen. »Du behandelst mich wie ein Baby.«
    Sie lachte. »Ihr Männer denkt immer, ihr wärt unheimlich stark. Aber geschadet hat es noch keinem von euch, ein bißchen bemuttert zu werden.«
    Er machte erneut einen weiteren tiefen Zug, während sie in den Nebenraum ging, wo der Herd stand. Er lehnte den Kopf an die Wand. Plötzlich merkte er, daß er tatsächlich sehr müde war. Viel müder, als er gedacht hatte. Es konnte tatsächlich nicht schaden, ein bißchen bemuttert zu werden.
    Als Tarz Preachers Wohnung betrat, goß Charlie gerade das kochende Wasser in den hölzernen Zuber, den sie in der Küche aufgebaut hatte. »Wo ist Preacher?« fragte der junge Mann.
    »Nebenan. Er ist auf dem Stuhl eingeschlafen.«
    Tarz warf einen Blick durch die Tür. Charlie hatte recht. Preachers Augen waren geschlossen, sein Kopf hing zur Seite, er war immer noch völlig bekleidet, nur seine Stiefel hatte er von den Füßen gestreift. »Sie erwarten ihn in der Versammlung«, sagte Tarz.
    »Das schafft er nicht mehr«, sagte Charlie. »Er war die ganze Nacht wach und ist sieben Stunden gefahren.«
    »Und was soll ich den anderen sagen?«
    »Na, die Wahrheit«, sagte das Mädchen. »Es ist schließlich Sabbat, und an einem Tag der Woche hat sogar Gott sich ausruhen müssen.«
    Tarz sagte nichts.
    »Sag ihnen, sie sollen beten. Er kommt später, wenn er ein bißchen geschlafen hat, heute nachmittag irgendwann.«
    Tarz nickte. »Brauchst du Hilfe?«
    Sie lachte. »Nein, ich werde schon mit ihm fertig. So schrecklich groß ist er ja nicht.«
    Tarz ging wieder hinaus, und Charlie kippte einen weiteren Kessel mit heißem Wasser in den Waschzuber. Dann warf sie ein paar grüne Kristalle aus einer Packpapiertüte hinein und rührte mit einem großen Holzlöffel um. Zufrieden sog sie den Fichtennadelduft ein, der mit dem heißen Dampf aufstieg. Das roch wirklich gut.
    Als Preacher Charlies Hand auf seiner Schulter spürte, wachte er ruckartig auf. »Ich habe geschlafen«, sagte er verblüfft.
    »Ich weiß«, erwiderte Charlie.
    »Wie spät ist es denn?« fragte er. »Meine Predigt ist fertig.«
    »Die kann warten«, sagte Charlie. »Ich hab ihnen schon gesagt, daß du erst heute nachmittag kommst. Jetzt zieh dich erst einmal aus. Das Bad ist fertig.«
    Während er sein Hemd aufknöpfte, hob Preacher den Kopf, um zu schnuppern. »Was ist das für ein Geruch?«
    »Fichtennadelsalz«, kicherte Charlie vergnügt. »Das hab ich in San Francisco gekauft. Der Mann in der Drogerie hat gesagt, es wäre sehr erfrischend, besonders wenn man eine lange Nacht hinter sich hat.«
    »Du willst wohl, daß ich wie eine Parfumfabrik rieche?«
    »Versuch’s erst mal, ehe du

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