Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
sagte er. »Passen Sie nur gut auf, daß man Sie nicht überfällt.«
    »Ich glaube nicht, daß uns Gefahr droht«, lächelte Preacher. »Über uns wacht der Herr.«
    »Seien Sie trotzdem vorsichtig«, sagte der Sergeant. »Wenn Sie Hilfe brauchen, dann rufen Sie mich an!«
    »Danke«, sagte Preacher. »Das ist wirklich sehr nett.«
    Es schien so, als wolle der Sergeant jetzt endgültig gehen, aber er drehte sich noch einmal um. »Es gibt da Gerüchte, daß eine große Lieferung Rauschgift in der Stadt abgesetzt werden soll. Haben Sie etwas davon gehört?«
    »Nein, tut mir leid«, sagte Preacher.
    Der Polizist starrte ihn unverwandt an, aber der Mann im Khakihemd hielt seinem Blick stand. Schließlich nickte der Sergeant. »Ich hab’s mir gedacht«, sagte er. »Sie gehören ja nicht zu der Szene.« Er hielt Preacher die Hand hin. »Nichts für ungut. Ich tue ja nur meine Pflicht, wenn ich Sie so was frage.«
    Preachers Händedruck war kraftvoll und fest. »Ich verstehe, Sergeant.«
    »Auf Wiedersehen, Preacher. Und viel Glück weiterhin.«
    »Auf Wiedersehen. Gott segne Sie, Sergeant.«
    Preacher sah zu, wie der Polizist zu seinem Streifenwagen zurückging, der auf der Hauptstraße parkte. Barbara hatte recht. Es war zu gefährlich. Er würde aufhören damit. Er hatte das eigenartige Gefühl, daß er nur deshalb nicht strenger verhört worden war, weil der Sergeant ihn mochte. Als ob er gesagt hätte: »Diesmal laß ich euch laufen, aber tut es nie wieder!«
    Nachdenklich ging er zurück und stieg in den Bus. Nachdenklich starrte er auf seine Notizen. Die Überschrift der Predigt für morgen hieß: »Gehet hin und sündiget nicht mehr.«
    Fünftes Kapitel
    »Keine Durchfahrt. Betreten verboten!« stand auf den Schildern neben dem Schotterweg, der von der Hauptstraße wegführte. Preacher ließ den Lieferwagen vorsichtig über den holprigen Weg rollen. Vor der Anhöhe gab er noch einmal Gas. Als der Wagen die leichte Steigung geschafft hatte, hielt er an und stieg aus. Er streckte sich und sah hinunter ins Tal. Es war sieben Uhr morgens.
    Von hier oben aus waren die vier sauber gestrichenen Holzbaracken, aus denen die Gottesgemeinde bestand, gut zu sehen. Das Frauenhaus war das größte. Hier wohnten achtundzwanzig Frauen und sieben Kinder. Das Haus der Männer war kleiner. Sie waren zusammen mit Preacher nur siebzehn. Im dritten Haus waren die Küche und der Eßsaal untergebracht, während das kleinste Gebäude als Versammlungsraum, Kirche und Gemeinschaftshaus diente. Hinter den Häusern standen große offene Schuppen, in denen die Traktoren und landwirtschaftlichen Geräte, die Lastwagen und die Privatautos abgestellt wurden. Am Ende der Siedlung stand das kleine Verwaltungsgebäude, in dem er selbst wohnte.
    Eine blaue Rauchwolke kräuselte sich über dem Schornstein der Küche. Preacher entging nicht, daß der violette Bus bereits wieder am gewohnten Platz unter dem Schuppendach stand. Die Mädchen waren also gut nach Hause gekommen. Auf dem Freeway hatte Charlie die Strecke von San Francisco herunter viel schneller geschafft als er selbst; denn er hatte sich strikt an die Nebenstraßen gehalten, um nicht in eine Routinekontrolle der Polizei zu geraten. Der offene Laderaum des Lieferwagens stank unglaublich nach Marihuana. Die Chinesen hatten den Wagen offenbar äußerst hastig entladen und dabei einige der sorgfältig eingewickelten Platten zerbrochen. Vielleicht waren sie aber auch gar nicht achtlos gewesen, sondern hatten sich einfach nur überzeugt, daß sie auch wirklich erhielten, wofür sie bezahlten. Jedenfalls mußten der Laderaum und das Geheimfach gründlich gesäubert werden. Vielleicht wäre es sogar besser, den doppelten Boden ganz zu entfernen, sie würden ihn ohnehin nicht mehr brauchen.
    Langsam ging Preacher zum Wagen zurück. Der Weg ins Tal war eng und gewunden, die meiste Zeit bestand er nur aus zwei Reifenspuren im festgebackenen Lehm. Preacher brauchte fast zehn Minuten, ehe er die Siedlung erreichte. Es schien, als ob ihn die ganze Gemeinde vor den Häusern erwarte.
    Sie winkten und lächelten, als er langsam vorbeifuhr. »Willkommen, Preacher. Willkommen zum Sabbat!«
    Er winkte zurück. »Danke, Kinder. Einen fröhlichen Sabbat.«
    Er parkte den Lieferwagen vor seinem Haus. Tarz, ein schlanker, hochgewachsener junger Mann mit blondem Haar und einer altmodischen Großmutterbrille kam ihm entgegen. Tarz war Preachers Assistent, er wurde der »Organizer« genannt. Charlie folgte ihm auf

Weitere Kostenlose Bücher