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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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meckerst«, sagte Charlie. »Angenehmer als Chow mein ist der Geruch ganz bestimmt.«
    »Nun, wir werden ja sehen.« Preacher lachte und stieg in die Wanne.
    Charlie beobachtete ihn. »Na, wie gefällt’s dir?«
    Genüßlich ließ er sich in das duftende Wasser sinken. »Großartig. Ich hatte völlig vergessen, wie schön so ein Wannenbad sein kann.«
    Sie lächelte. »Ich wußte doch, daß du es magst.«
    »Wie recht du hast, Charlie.«
    Sie gab ihm Seife und einen Schwamm. »Jetzt schrubb dich mal ordentlich ab, ich mache dir inzwischen Frühstück.«
    »Früher hat mich immer meine Mutter gewaschen«, sagte Preacher mit einem fröhlichen Grinsen.
    »Ja, das war früher«, gab Charlie zurück. »Jetzt bist du ein großer Junge und wäschst dich alleine.«
    »In Ordnung«, sagte er. »Und wenn du sowieso in die Küche gehst, dann sag doch bitte Tarz, daß er vorbeikommen soll.« »Kann das nicht warten? Ich finde, du solltest dich erst einmal ausruhen.«
    »Es ist wichtig.«
    Als Tarz hereinkam, trocknete Preacher sich gerade ab. »Wie geht’s?« fragte Tarz.
    »Gut«, erwiderte Preacher, »ich bin nur ein bißchen schlapp gewesen.«
    »Charlie hat gesagt, du hättest etwas Wichtiges mit mir zu besprechen.«
    Preacher legte das Handtuch beiseite. »Ja«, sagte er. »Ich möchte, daß du gleich morgen früh mit sechs Mann hinausfährst und das Feld Nummer Zehn pflügst. Nehmt beide Traktoren und sorgt dafür, daß von der jetzigen Bepflanzung nichts wieder hochkommt. Anschließend könnt ihr Luzerne säen.«
    Tarz starrte ihn ungläubig an. »Mit Luzerne werden wir aber nicht viel verdienen.«
    »Wir verdienen erst recht nichts, wenn wir eingelocht werden. Dann ist die Gemeinde kaputt.«
    »Aber wir bezahlen die Hypothek von dem Geld.«
    »Wir müssen eine andere Lösung finden«, erwiderte Preacher. »Wir haben eine ganze Menge Geld gesammelt in Frisco. Vielleicht sollten wir diese Sammlungen regelrecht organisieren und jede Woche eine andere Stadt besuchen.«
    »Die Kinder werden ganz schön frustriert sein. Die meisten sind doch zu uns gekommen, weil sie denken, daß hier die draußen üblichen Regeln nicht gelten. Sie lieben die Freiheit, die ihnen die Gottesgemeinde geschenkt hat; sie schätzen es, daß sie hier nicht dauernd kontrolliert und reglementiert werden.«
    »Sie können doch weiterhin tun, was sie wollen«, sagte Preacher. »Wir ziehen uns nur aus dem Geschäft zurück, das ist alles.«
    Tarz schüttelte den Kopf. »So sehen die Kinder das nicht. Die denken, du kriechst vor den Spießern zu Kreuze.«
    »Da haben sie gar nicht so unrecht. Es ist eine ganz praktische Frage. Wenn man gegen die Gesetze verstößt, landet man früher oder später im Knast. Und ich glaube nicht, daß die anderen da lieber hin möchten als ich.«
    »Aber ihren eigenen Stoff werden sie unbedingt haben wollen.«
    »Das ist ihre Sache«, sagte Preacher. »Dagegen habe ich nichts. Ich sage nur, daß das Zeug nicht bei uns angebaut werden darf. Und jeder, der dagegen verstößt, muß die Gemeinde verlassen.«
    Tarz starrte ihn einen Augenblick an, dann nickte er langsam. »Okay. Morgen früh um sechs sind die beiden Traktoren da draußen.«
    »Ich fahr mit euch raus«, sagte Preacher.
    »Was ist los?« fragte Tarz. »Traust du mir nicht, oder was?« Er war offensichtlich beleidigt.
    Preacher lachte. »Du weißt genau, daß ich dir vertraue. Ich möchte nur aufpassen, daß ihr auch alles richtig macht, ihr Kinder der Großstadt. Ich bin immer noch der oberste Farmjunge hier.«
    Tarz grinste. »Wie du meinst, Preacher. Aber ich glaube, es ist besser, wenn du es den Kindern erklärst. Mir nehmen sie es sicher nicht ab.«
    »Gut, das mache ich«, sagte Preacher. »Wir müssen immer daran denken, daß unsere Arbeit für Gott das einzig Wichtige ist. Alles andere ist nebensächlich.«
    Sechstes Kapitel
    Preacher fuhr aus dem Schlaf hoch und setzte sich auf. Seit einer Woche war er aus San Francisco zurück, und seither litt er unter Angstträumen. Jede Nacht schreckte er hoch. Woher die bösen Ahnungen kamen, ließ sich nicht feststellen. Weder Gebete noch Fasten, weder Sex noch Marihuana schienen ihn von seiner Nervosität befreien zu können. Jedesmal, wenn er ein paar Stunden Ruhe gefunden hatte, kamen die Ängste zurück.
    In seinem Schlafzimmer war es stockdunkel, vor den Fenstern stand eine pechschwarze, mondlose Nacht. Preacher spürte neben sich eine Bewegung und streckte die Hand aus. Nackte Haut, ein junger, kräftiger

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