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Der Seelenfänger

Titel: Der Seelenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nicht lange sitzen. Die Polizei hier ist nämlich nicht dumm. Unsere Vertrauensleute im Präsidium haben uns wissen lassen, daß ihr schon auf der Liste der Personen steht, die jeden Tag überprüft werden sollen. Wenn die erfahren, daß eine große Lieferung in der Stadt eingetroffen ist, dann nehmen die euch gleich fest.«
    Er grinste gelassen. »Du klingst wie dein Vater.«
    »Das will ich hoffen«, sagte sie. »Das ist auch nötig, wenn man das Oberhaupt der Firma Soong ist.«
    »Okay«, sagte er. »Wo und wann soll ich liefern?«
    Wieder sprach sie chinesisch ins Telefon. »Jetzt sofort«, sagte sie. »Wo immer du willst.«
    Er war bereits aufgestanden und fuhr in die Kleider. »Sag ihnen, wir treffen uns an der Ecke bei deinem Büro. Bringen die das Geld mit?«
    »Nein«, sagte sie. »Das kriegst du morgen von mir.«
    »Gut«, sagte er, während sie wieder ins Telefon sprach.
    Sie legte den Hörer zurück auf die Gabel und sah zu, wie er seine Armeejacke anzog. »Preacher«, sagte sie.
    »Ja?«
    »Hör lieber auf damit, Preacher. Das Risiko ist viel zu groß. Es ist doch bloß Geld.«
    »Das brauche ich aber. Wie soll ich ohne Geld meine Gemeinde zusammenhalten, kannst du mir das verraten?«
    »Es muß doch eine andere Möglichkeit geben, als dauernd mit einem Bein im Gefängnis zu stehen.«
    Er zögerte einen Moment. »Ich werde darüber nachdenken.«
    Barbara griff nach ihrem Kimono. »Ich muß dich hinauslas-sen. Abends nach acht funktioniert der Aufzug nur noch mit einem Schlüssel.«
    »Danke«, sagte er. Sie schmiegte sich an ihn, und er küßte sie zärtlich. »Denk daran, was ich gesagt habe. Nur wegen der Liebe.«
    Lächelnd sah sie ihn an. »Ja, Preacher.«
    Er folgte ihr zum Aufzug und wartete, bis sie den Schlüssel im Schloß umgedreht und den Knopf gedrückt hatte. Der Aufzug kam, und er hielt die Tür mit dem Fuß offen. »Ich geb denen die Schlüssel zu unserem Dodge«, sagte er. »Die Platten sind unter dem doppelten Boden. Sag ihnen, sie sollen ihn irgendwo ab stellen, wenn sie ihn leer gemacht haben. Ich hol mir dann morgen die Schlüssel bei dir wieder ab.«
    Sie nickte. »Komm gegen zehn, Preacher. Dann hab ich das Geld.«
    »Punkt zehn, Barbara«, sagte er und drückte den Knopf.
    Sie wartete, bis sich die Tür geschlossen hatte und ihr die Lichtknöpfe zeigten, daß der Aufzug im Erdgeschoß war. Als die Lichter erloschen, zog sie den Schlüssel heraus und ging langsam in ihr Zimmer zurück.
    Von einem Kirchturm ganz in der Nähe schlug es vier, als Preacher über den taubedeckten Bürgersteig in der Nähe der Pier ging. Die ersten Fischerboote waren schon wieder zurück, große Netze mit Dungeness-Krabben wurden von Bord in die riesigen Kessel gehievt, die auf der Kaimauer standen. Er schaute einen Augenblick zu, dann ging er die Straße hinauf, wo der Bus parkte.
    Seine Schritte klangen hohl auf dem Kopfsteinpflaster der schmalen Sackgasse. Er suchte die Schlüssel, aber die Schiebetür wurde von innen geöffnet. Erstaunt sah er hoch. »Charlie«, rief er. »Warum schläfst du denn nicht?«
    Sie starrte ihn einen Augenblick an. »Ich konnte nicht schlafen. Ich habe mir Sorgen gemacht.«
    Preacher stieg in den Wagen hinauf. »Aber wieso denn? Was sollte denn sein?«
    Sie schloß die Tür hinter ihm. »Du bist bei dieser Chinesin gewesen.«
    »Ja.«
    Sie machte einen Schritt rückwärts. »Ich kann sie noch riechen in deinem Bart.«
    Er lachte. »Das ist das Chow mein. Ich hatte noch keine Zeit, mich zu waschen.«
    »Sehr witzig«, erwiderte sie. »Aber ich kann schon noch unterscheiden, ob ich Möse rieche oder Chow mein.«
    Er zog seine Armeejacke und sein Khakihemd aus und setzte sich auf die Bank. »Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?« fragte er streng.
    Sie kniete sich vor ihm hin und begann ihm die Stiefel auszuziehen.
    »Nein«, sagte sie. »Eifersucht ist eine schmutzige Sache.
    Aber ich wollte bei dir sein.«
    »Aber du bist doch bei mir. Du bist immer bei mir«, sagte er. »Das mußt du doch wissen.«
    Beinahe wütend riß sie den zweiten Stiefel herunter. »Erzähl keinen Quatsch, Preacher. Du weißt genau, was ich meine. Ich bin kein Dummerchen wie die anderen. Ich bin fünfundzwanzig. Vielleicht sind die anderen damit zufrieden, geduldig zu warten, bis du mal Lust auf sie hast. Ich erwarte schon etwas mehr. Ich will dich in meinem Bauch haben, ich will, daß dein Schwanz bei mir explodiert und nicht in diesem chinesischen Loch.«
    Ärgerlich sah er auf sie herunter. Seine

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