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Der Seelenschluessel

Der Seelenschluessel

Titel: Der Seelenschluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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anderen Kiras nicht mehr existierten. Wenn sie jede einzelne von ihnen für ihre Qualen bestraft hatte. Für die Liebe, die sie ihr geraubt hatten. Für das Leben, das sie an ihrer Stelle führten.
    Tagelang verschanzte sie sich in ihrem Quartier. Shing-kur kümmerte sich an ihrer Stelle um ihr Gefolge und übernahm sogar die volle Verantwortung für das, was mit und in dem verwüsteten Büro geschehen war. Iliana glaubte zwar, zu wissen, was die anderen von den Ausreden und Entschuldigungen der Kressari hielten, doch es kümmerte sie nicht. Es war ihr völlig egal, was die anderen taten oder dachten. Nichts davon konnte die Leere in ihrer Seele füllen.
    Doch Shing-kur gab nicht auf. Das –
nur
das – überraschte Iliana.
    »Nerys.«
    Iliana war allein in der seelentröstenden Dunkelheit ihres Quartiers gewesen. Ein Dreieck aus Licht fiel auf die Wand, die sie anstarrte. Das Licht kam aus dem Flur durch die offene Tür und im Lichtschein zeichnete sich Shing-kurs Schatten ab.
    »Nerys, ich möchte dir etwas zeigen. Ich glaube, es wird dir gefallen.«
    Iliana schwieg. Shing-kurs Schatten wuchs und legte ihr ein Padd in den Schoß.
    »Lass dir Zeit«, sagte die Kressari. Dann verschwand sie wieder.
    Mehrere Stunden verstrichen, bis Iliana endlich einen Blick auf das Padd warf – und mit einem Mal war ihr, als habe ihre Freundin ihr ein ganz besonderes Geschenk gebracht.
    Einen Hoffnungsstrahl.
    Das Padd enthielt mehrere Dateien, ausgewählt aus Taran’atars Unterlagen über die Drehkörper, das Wurmloch und das parallele Universum. Manches davon hatte Iliana bereits gelesen, doch nun verwiesen diese Unterlagen auf eine Akte, die ihr neu war – eine obskure Abhandlung, verfasst von einem gewissen Ke Hovath, bajoranischer Philosoph aus einem Hinterwäldlerkaff in der Provinz Hedrikspool.
    SPEKULATIONEN ÜBER DIE ARCHITEKTUR DES HIMMLISCHEN TEMPELS
    Die markierten Textpassagen sprachen davon, dass die bajoranischen Drehkörper dem Volksglauben nach aus der Energie bestanden, die auch im Inneren des Wurmlochs wütete. Das Wurmloch selbst, schrieb Hovath, sei dimensionsübergreifend, schließlich habe es einst einen Zugang zu und eine Rückkehr aus einem alternativen Universum ermöglicht.
    Iliana verstand sofort, welche Schlussfolgerung Shing-kur gezogen haben musste: dass vielleicht sogar die Drehkörper ein Weg in andere Wirklichkeiten waren. Ke Hovaths wahnwitzig anmutende Theorie schien das fast nahezulegen, wenn auch nur zwischen den Zeilen. Es war, fand Iliana, ein vielversprechender Anfang …
    Dann las sie die Logbucheinträge im Anhang. Sie berichteten von einer einzigen, Jahre zurückliegenden Begegnung zwischen Kes Dorf und der Besatzung Deep Space 9s. Und von einem höchst eigenartigen Objekt, das sich in Kes Obhut befand.
    Ein Drehkörperfragment. Ein Artefakt, von dem kaum jemand etwas weiß und dessen Verschwinden, wenn wir es geschickt anstellen, wohl erst nach einer ganzen Weile bemerkt werden wird. Ein Ding, das vielleicht
alle
Tore des Wurmlochs öffnet.
    Unendlich viele Tore. Und dahinter unendlich viele Kiras.
    Im fahlen Schein der Möglichkeiten, die Shing-kur ihr geschenkt hatte, wühlte sich Iliana einmal mehr durch die von Taran’atar beschafften Berge an Unterlagen. Sie merkte sich jedes Detail über das Wurmloch, die Drehkörper, die Prophezeiungen des Abgesandten, die sogenannte Intendantin des Paralleluniversums und über den Zustand dieser zweiten Wirklichkeit.
    Und dann … schmiedete sie einen neuen Plan.
    Aus der Sicherheit ihres getarnten Shuttlepods heraus beobachtete Iliana mit grimmigem Vergnügen, was an Bord des benisianischen Frachters geschah. Die Monitore zeigten ihr, wie Captain Kira und ihre Mannschaft das Schiff nach Antworten auf die zahlreichen Fragen durchsuchten, die die Ereignisse der vergangenen sechsundzwanzig Stunden aufgeworfen hatten. Iliana amüsierte sich köstlich. Ihr aktueller Gefangener war da ganz anderer Meinung.
    »Sie sind nicht
sie
«, knurrte Ke Hovath. »Sie sind nicht Kira Nerys. Wer sind Sie?«
    Iliana warf ihm einen belustigten Blick über ihre Schulter zu. Ke saß hinter einem Sicherheitskraftfeld im Heck des Shuttlepods und schien sich inzwischen ansatzweise von den Schrecken des langen Tages zu erholen. Das allein war eine respektable Leistung. Die Vernichtung seines geliebten Dorfes Sidau und seiner nahezu kompletten Bevölkerung mussten ihm noch frisch im Gedächtnis sein – genau wie die Drohungen, die Iliana gegen seine junge Frau Ke

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