Der Seelenschluessel
ihre Nemesis wirklich so einfach umbringen?
Plötzlich änderte sich Kiras Miene auf dem Bildschirm.
»Wir müssen hier weg«
, informierte sie ihre Untergebenen.
Na also
, freute sich Iliana. Ihre Doppelgängerin wies das Außenteam an, auf ihren Befehl hin zur
Defiant
zurückzukehren. Kiras schnelles und kritisches Denken erfüllte Iliana mit einer perversen Befriedigung. Offensichtlich war Kira aufgegangen, dass der von ihrem Ingenieur initiierte Neustart der Triebwerke auch ein weitaus schneller agierendes Selbstzerstörungsprogramm aktiviert hatte.
Iliana sah auf das Chronometer an ihrem Handgelenk.
Aber kommt deine Erkenntnis noch früh genug, Nerys?
Kira berührte den Kommunikator an ihrer Brust.
»Kira an Nog.«
»Hier Nog, Captain«
, kam die Erwiderung aus dem Maschinenraum des Frachters.
»Lieutenant, unterbrechen Sie die Neustartsequenz.«
»Sir?«
»Schalten Sie sie ab, Nog«
, bellte Kira.
»Das ist ein Befehl.«
»Aye, Sir«
, bestätigte der Ingenieur.
»Initiiere Abschaltung des Warpkerns … Oh, oh.«
»Was ist?«
, fragte Kira und erbleichte.
»Der Antimaterieinjektor reagiert nicht. Er arbeitet nach wie vor auf einen Zufluss hin, und er wird immer schneller. Sir, dieses Ding geht jede Sekunde hoch!«
Schnell wie der Blitz beamte die
Defiant
Kira und ihre Leute raus. Iliana erkannte plötzlich, dass ihr Iniri Ke Hovaths Kooperation nicht länger garantieren würde. Nun gab es keinen Grund mehr, dem Bajoraner mitzuteilen, dass sie gerettet worden war. Sie lehnte sich zurück und aktivierte den bereits programmierten Kurs nach Harkoum.
Es gab keinen Grund mehr, den jämmerlichen Wicht zu schonen. Immerhin konnte das Universum ein schrecklicher und willkürlicher Ort sein.
»Verabschiede dich von Iniri, Hovath«, sagte Iliana sanft und schaltete den Monitor wieder ein, damit er es mit eigenen Augen sehen konnte.
Wenige Herzschläge später explodierte der Antriebskern des Frachters, und auf den Bildschirmen regierte nur mehr statisches Rauschen. Iliana hob die Hand und besah sich ihren Preis. Das grüne Juwel des
Paghvaram
glänzte verführerisch auf ihrer Handfläche.
Und hinter ihr schrie Ke Hovath, als wolle er nie mehr aufhören.
Kapitel 3
Vor acht Wochen
Etwas stimmte nicht.
Iliana hatte den sogenannten »Seelenschlüssel« nahezu ohne Hindernisse an sich reißen können, und doch verweigerte das Artefakt ihr seinen Dienst. Erste Versuche, seine Macht mit purer Willenskraft anzuzapfen, waren kläglich gescheitert. Sie hatte sogar Ke gefragt, aber der Bajoraner hatte wieder nur behauptet, er wisse keine andere Verwendung für das
Paghvaram
als das jährliche und generationenalte
Dal’Rok
-Ritual – eine Art Theaterstück, mit dem die wankelmütigen Bewohner des Dorfes Sidau geeint werden sollten.
Iliana beschloss, das einzig Logische zu tun, und verlangte von ihm eine Demonstration. Schließlich war das
Dal’Rok
eine Erfindung – die Manifestation der kollektiven Furcht der Dorfbewohner. Falls Ke mittels des
Paghvarams
wirklich nur dieses Scheinwesen heraufbeschwören konnte, war vielleicht auch das ein Anfang. Iliana wollte sehen – und verstehen –, wie es geschah.
Also holte sie ihn aus seiner Zelle und brachte ihn an Harkoums Oberfläche. Fellen und Telal hatten dort bereits etwa ein Dutzend der schäbigsten Durchreisenden versammelt, die sie in Harkoums Siedlung Iljar, dem heruntergekommenen Raumhafen am Rande der versengten Ödnis Tarluk V’Hel, hatten finden können. Diese Gruppe Ausgestoßener umfasste Vertreter mindestens fünf verschiedener Spezies, und ihre Augen weiteten sich vor Schrecken, als Iliana mit Ke auf sie zukam.
Ke verzog das Gesicht. »Diese Leute haben Angst vor Ihnen.«
»Aus gutem Grund«, sagte Iliana.
»Was haben Sie ihnen angetan?«
Sie drehte sich um und sah ihm in die Augen. »Ich habe dafür gesorgt, dass dir ihre Furcht zur Verfügung steht.« Dann nahm sie das
Pahgvaram
vom Handgelenk und reichte es ihm. »Zeig’s mir.«
Der Bajoraner griff nach dem Artefakt, doch sie zog es zurück. »Eines solltest du wissen, Ke. Wenn du mir gehorchst, werde ich diesen Leuten ihr altes Leben wiedergeben. Versuchst du irgendwelche Tricks, sterben sie.«
Ke starrte sie an, das Gesicht eine Maske aus purem Hass. Er nahm das
Paghvaram
. Iliana sah das unentschlossene Flackern in seinem Blick, als er sich das Artefakt über die Hand streifte. Es war eine gute Idee gewesen, die Gefangenen einzuschüchtern. Trotz allem schien Ke es nicht ertragen zu
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