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Der Seelenschluessel

Der Seelenschluessel

Titel: Der Seelenschluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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konnte. Ich hätte gedacht, Sie würden das verstehen – besser als jeder andere.«
    Siskos Tonlage veränderte sich nicht. »Es überrascht mich, das zu hören. Schließlich wissen wir beide, dass Sie sie mühelos hätten aufhalten können, als sie beide noch auf der anderen Seite waren. Sie hatten Ihre Chance, und Sie ließen sie verstreichen.«
    Verflucht!
»Deswegen haben Sie Vaughn geschickt?«
    »Jemand musste etwas tun«, sagte Sisko. »Es haben schon viel zu viele Leute abgewartet.« Er drehte sich um und ging den Korridor hinab.
    »Sie spielen ein gefährliches Spiel, Captain«, rief sie ihm nach.
    »Das ist der Unterschied zwischen uns, Ms. Ghemor«, erwiderte er über die Schulter. »Für mich ist es kein Spiel.«
    »Aber für die Propheten, nicht wahr?«, fragte Ghemor.
    Sisko blieb abermals stehen.
Das hat gesessen
, dachte sie zufrieden. Endlich hatten ihre Worte ihn da getroffen, wo es wehtat.
    »Sie behandeln unsere Leben wie
Kotra
-Stücke«, setzte sie nach. »Sagen Sie, Captain, wie schaffen Sie es immer wieder, das Wohl Ihrer Untergebenen für ein abstraktes Schicksalskonzept zu riskieren? Wie schaffen Sie es, Ihren freien Willen aufzugeben, auf eigene Entscheidungen zu verzichten …«
    Sisko drehte sich ein letztes Mal um und hielt ihrem anklagenden Blick stand. »Jeder von uns hat eine Wahl, Ms. Ghemor«, sagte er. »
Jeder

    Dann ließ er sie im Korridor allein und schaute nicht zurück.
    Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet Ro Laren Expertin für bajoranische Prophezeiungen geworden war, nachdem sie endlose Stunden in ihrem Quartier mit dem Studium der Schriften verbracht hatte.
    Ro war nie der religiöse Typ gewesen – zumindest nicht seit dem Tod ihres Vaters. Eine Kindheit während der Besatzung hatte sie den Propheten gegenüber skeptisch werden lassen. Als Ro Gale dann vor den Augen der Siebenjährigen einen grausamen und sinnlosen Tod gestorben war, hatte sie dem bajoranischen Glauben endgültig abgeschworen. Sie bestritt natürlich nicht die Existenz des Wurmlochs oder seiner Bewohner. Aber das bedeutete nicht, dass sie diese für Götter hielt. Jeglicher sie betreffender Mystizismus war in Ros Augen unangebracht und verschleierte die Wahrheit. Mystizismus weitete den Graben zwischen der Dunkelheit und dem Licht, den die Religion ihres Volkes doch angeblich überbrücken sollte.
    Trotzdem – und auf fast unerklärliche Weise – war es Ros Skepsis, die sie dazu trieb, sich in Bajors religiöse Schriften zu vertiefen. Die Wurmlochwesen galten als zeitlos. Entsprechend verstand man die Prophezeiungen als Interpretationsversuche von Zukunftsvisionen. Sie waren jahrtausendealt und gingen auf Kontakte zu eben diesen Wesen zurück, die außerhalb der linearen Zeit lebten. Darin schienen sich alle einig zu sein. Uneins war man sich, wenn es um die Details ging. Wie genau waren diese uralten, quasimystischen Einsichten zu deuten? Überall auf dem Planeten widmeten sich Gelehrte und Theologen schon ewig mit großer Leidenschaft der Decodierung der blumig formulierten Schriften. Seit der Wiederentdeckung des verschollen geglaubten Buches von Ohalu tat es ihnen auf Deep Space 9 eine agnostische Sicherheitsoffizierin gleich.
    Ro wollte Iliana Ghemors Denkweise verstehen, und dieser Wunsch führte sie in turbulente philosophische Gewässer. Falls Iliana im Paralleluniversum wirklich die Prophezeiung des Abgesandten erfüllen wollte, musste Ro begreifen, was sie dadurch zu erreichen hoffte.
    Der offensichtliche erste Schritt bestand in der Lektüre der Schriften, die vom Kommen dieser religiösen Ikone handelten. Die Texte waren sich recht einig, was die Definition der Mittelsperson zwischen den Propheten und dem bajoranischen Volk betraf: Der oder die Abgesandte war eine Person, die die Propheten riefen, damit sie die Tore des Himmlischen Tempels aufstieß, und die die Propheten wieder ins Leben zurückbringen würden. Diese letzte Vorhersage, das ahnte Ro, interessierte Iliana weit mehr als die ersten. In Benjamin Siskos Fall war sie Wort für Wort erfüllt worden, als er das Wurmloch entdeckt hatte. Die anderen Punkte ließen weit mehr Interpretationsspielraum und waren somit auch leichter zu erfüllen.
    Aber brauchte Iliana nicht mehr als das, um Abgesandte zu werden? Ro hatte die Akte Akorem Laans studiert, des bajoranischen Dichters, der nach der damaligen Ansicht vieler die Prophezeiung weitaus besser erfüllt hatte als Sisko. Trotzdem hatten die Wurmlochwesen

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