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Der Seelenschluessel

Der Seelenschluessel

Titel: Der Seelenschluessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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zwischen Freund und Feind unterscheiden zu können. Irgendetwas in ihm war damals zerbrochen. Ihn traf keine Schuld an dem, was er Kira und Ro angetan hatte – an seiner todbringenden Gewalt.
    »Ich glaube …«, begann Kira nun und verstummte prompt wieder.
Warum ist das so schwer? Er ist wieder er selbst. Julian hat es bestätigt. Iliana beherrscht ihn nicht länger
.
    Warum kann ich also nicht einfach tun, wofür ich hergekommen bin?
    Sie sah in sein hartes, unebenes, undeutbares Gesicht. Und auf einmal erkannte sie das Problem: dieses Gesicht. Sie sah ihm nicht an, was er wollte. Ihm war ja schon das Wollen als solches fremd. Odos Absichten mochten gut sein, doch unterm Strich war Taran’atar wenig mehr als das Versuchsobjekt eines ambitionierten sozialen Experiments. Eines, das die Grenzen der Verhaltensmuster erkundete, die ihm die Gründer angezüchtet hatten.
    Eines, das als Waffen angesehenen, denkenden Wesen – Wesen, die nur Gehorsam und Gewalt kannten – ermöglichen wollte, in Freiheit und Frieden zu leben.
    Das Problem an derlei Versuchsobjekten war allerdings, dass der Versuch sie mitunter das Leben kostete.
    Wie kann das hier enden? Was kommt für ihn dabei heraus?
    Sie senkte den Blick. »Ich glaube«, begann sie erneut und sehr langsam, »ich habe endlich akzeptiert, dass die Geschehnisse – Ihre Taten – nicht Ihre Schuld waren.«
    »Sie
sind
meine Schuld.«
    Kira sah auf. Das waren die ersten Worte, die Taran’atar seit seiner Ergreifung gesprochen hatte.
    »Ich bin schuldig«, fuhr er fort.
    Kira richtete sich auf. »An was?«
    »Ich war schwach«, antwortete er. »Ich war verletzlich. Ich war ein Risikofaktor für Sie und Ihre Untergebenen. Im Dominion sind solche Verbrechen unentschuldbar.«
    »Das überrascht mich nicht«, sagte Kira. »Aber Sie befinden sich nicht im Dominion. Sie sind in der Föderation, wo unsere Leben viel mehr Schattierungen haben.«
    »Das habe ich gesehen.«
    »Ich möchte Sie etwas fragen …«
    Der Jem’Hadar nickte langsam. »Fragen Sie.«
    »Na gut. Angenommen, ich entließe Sie aus Ihrem Dienst – was würden Sie mit Ihrer Freiheit anstellen?«
    »Ich würde ins Dominion zurückkehren«, kam eine Antwort, die Kira fast wie ein Reflex vorkam. »Ich würde von meinen Taten berichten und dann das Urteil derer erwarten, die wissen, was es bedeutet, wenn ein Jem’Hadar-Soldat seinen Schwur bricht.«
    »Sie wollen nicht beurteilt werden«, sagte Kira leise, »sondern bestraft.«
    »Ich
verdiene
Bestrafung.«
    Das genügte Kira nicht. Und sie fragte sich, ob es ihm genügte.
    »Falls Sie sich Ihrer Schuld so sicher sind«, hakte sie nach, »warum haben Sie sich nicht längst das Leben genommen? Viele Jem’Hadar haben für weitaus weniger Selbstmord begangen.«
    Dieses Mal antwortete Taran’atar nicht.
    »Sehen Sie?«, fragte Kira schließlich. »Schattierungen. Graustufen. Ich kann Ihr Faible für eine Schwarz-Weiß-Existenz nachvollziehen. Binär ist alles einfacher, es gibt nur Ja oder Nein, An oder Aus, Leben oder Tod. Sie aber sind Teil einer Welt geworden, die viel komplexer ist. Sie haben begonnen, Dinge zu hinterfragen.
Das
ist Ihr Problem – und ich weiß ehrlich nicht, ob es für Sie, der Sie die Grenze längst überschritten haben, noch ein Zurück geben kann.«
    Abermals schwieg Taran’atar.
    Kira seufzte, stand auf und trat bis auf wenige Zentimeter an das Sicherheitskraftfeld heran. »Sie sagten einmal, unser gemeinsames Vertrauen in Odo könne uns ein Fundament sein.«
    »Ich entsinne mich.«
    »Ich werde dieses Vertrauen würdigen – für uns beide. Zwei Dinge sollten Sie daher wissen. Erstens: An Bucht vier des Andockrings wartet ein ausgemusterter bajoranischer Aufklärer. Er hat keine Bewaffnung mehr und schafft nur noch Warp fünf. Zweitens: Wir haben die Schäden, die Sie an Ihrem Quartier verursachten, behoben. Es ist wieder genauso wie zuvor.
    Was ich Ihnen damit sagen will? Sie haben eine Wahl. Sie können das Leben fortführen, das Sie vor Ihrer Kompromittierung gelebt haben. Sie können versuchen, darüber hinwegzukommen und auf dem aufzubauen, was Sie
hier
haben. Oder Sie können gehen. Wohin Sie wollen. Die Entscheidung liegt ganz allein bei Ihnen. Ich gebe Sie frei … Was Sie mit Ihrer Freiheit anfangen, hängt von Ihnen ab.«
    Kira berührte die Kontrolltafel an der äußeren Zellenwand und schaltete das Kraftfeld ab. Dann wandte sie sich zum Gehen.
    »Ich wurde nicht für die Freiheit geschaffen«, sagte Taran’atar.
    Kira

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