Der Seewolf
mich überrascht an. Aber mir war jener Gottesdienst eingefallen, der Dienst, den Wolf Larsen einst einem seiner Männer erwiesen hatte. Ich hob den Lukendeckel an, sodass der in Segeltuch eingenähte Leichnam mit den Füßen voran hinunter ins Meer glitt. Ein Eisengewicht zog ihn in die Tiefe. Er war verschwunden. »Auf Wiedersehen, Luzifer, du stolzer Geist«, flüsterte Maud.
Wir hielten uns an der Reling fest, um nach achtern zu gelangen, als ich einen Blick übers Meer warf. Da entdeckte ich in zwei oder drei Meilen Entfernung einen kleinen Dampfer, der auf uns zukam. Er war schwarz gestrichen, offensichtlich ein Zollkutter der Vereinigten Staaten. Ich wies Maud darauf hin und brachte sie rasch zum Achteraufbau. Ich wollte unsere Flagge heißen, doch es gab überhaupt kein Fall dafür!
»Wir brauchen kein Notsignal«, meinte Maud. »Wenn sie uns sehen, wissen sie Bescheid.«
»Wir sind gerettet«, erklärte ich ernst und feierlich. Und in einem Freudentaumel ergänzte ich: »Dabei weiß ich nicht einmal, ob ich mich darüber freuen soll.«
Ich sah sie an und unsere Blicke tauchten ineinander. Dann hielten wir uns in den Armen und küssten uns.
»Meine Frau, meine kleine Frau.« Ich streichelte ihre Schultern. »Mein Mann.« Mit einem kleinen, glücklichen Seufzer legte sie ihren Kopf an meine Brust.
Der Zollkutter war jetzt sehr nah. Ein Boot wurde zu Wasser gelassen.
»Noch einen Kuss, meine Liebste«, bat ich. »Noch einen Kuss, bevor sie kommen.«
»Und uns vor uns selber retten«, sagte sie mit einem zauberhaften Lächeln, in dem all ihre Liebe lag.
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