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Der Seewolf

Der Seewolf

Titel: Der Seewolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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schmutzige Witze. Die Matrosen trampelten geräuschvoll über die Planken und eine der Wachen rieb sich den Schlaf aus den Augen. Die Männer wirkten besorgt. Anscheinend hatten sie keine Lust auf eine Reise mit diesem Kapitän. Von Zeit zu Zeit warfen sie Wolf Larsen verstohlene Blicke zu, die zeigten, dass sie auf der Hut waren.
    Als er zum Lukendeckel schritt, wurden alle Mützen abgenommen. Ich musterte die Gesichter. Hier waren zwanzig Männer versammelt, zweiundzwanzig, wenn man den toten Steuermann und mich dazuzählte. Meine Neugier auf sie war wohl begreiflich, da ich für Wochen und Monate mit diesen Leuten auf engstem Raum eingepfercht leben und ihr Schicksal teilen sollte.
    Wolf Larsen öffnete seinen Mund um zu beginnen, da fegte eine Bö nach der anderen über den Schoner und drückte ihn auf die Seite. Die Reling tauchte tief ins Wasser und unsere Füße wurden überspült. Ein nasser Schauer ergoss sich über uns. Als er vorüber war, sprach Wolf Larsen.
    »Ich erinnere mich nur an eine einzige Stelle des Gottesdienstes: ›Und deine Leiche soll in die See geworfen werden.‹ Also werft ihn hinein!«
    Die Männer, die den Lukendeckel hielten, blieben verblüfft stehen. Da herrschte er sie an: »Nun macht schon, zum Teufel!«
    Jetzt hoben sie den Deckel am oberen Ende an und der Tote flog in hohem Bogen ins Meer. Der Kohlensack zog ihn in die Tiefe, er war verschwunden.
    »Johansen«, befahl Wolf Larsen, »lassen Sie alle Mann an Deck bleiben. Sie sollen die Toppsegel und den Klüver einholen, aber schnell! Ein starker Südwest ist im Anflug. Reffen Sie auch das Großsegel.«
    Im Nu war das ganze Deck in Bewegung, mir als Landratte erschien es chaotisch. Der Tote war vergessen. Das Schiff setzte seine Reise fort.
    Während ich versuchte mich an meine neue Umgebung zu gewöhnen, musste ich viele Demütigungen und Schmerzen ertragen. Der Koch war mir gegenüber wie ausgewechselt. Während er anfangs diensteifrig und beflissen gewesen war, verhielt er sich jetzt herrisch und angriffslustig. Ich war nun in der Tat kein feiner Herr mehr mit der glatten Haut einer Dame, sondern nur ein gewöhnlicher und recht wertloser Kajütenjunge.
    Absurderweise bestand der Koch darauf, dass ich ihn mit »Mr Mugridge« anredete, und sein Benehmen war unerträglich, während er mir meine Pflichten erklärte. Außer meiner Arbeit in der Kajüte mit ihren vier kleinen Kabinen sollte ich in der Kombüse helfen. Dort bildete meine völlige Unerfahrenheit im Hinblick auf Kartoffelschälen oder das Abwaschen schmieriger Töpfe Anlass für unendlichen Spott. Noch bevor es Abend wurde, hasste ich den Koch mehr, als ich je im Leben jemanden gehasst hatte.
    Dieser erste Tag wurde für mich noch dadurch erschwert, dass die Ghost unter gerefften Segeln durch einen mächtigen Sturm stampfte. Um halb sechs deckte ich unter den Anweisungen von Mr Mugridge den Tisch in der Kajüte. Ich befestigte das Schlingerbrett und holte dann das Essen und den Tee aus der Kombüse.
    »Sieh dich vor, dass du keine Dusche abbekommst«, rief der Koch, als ich mich mit einem riesigen Teekessel in der Hand und mehreren Brotlaiben unter dem Arm auf den Weg machte. Henderson, einer der Jäger, ging gerade in Richtung Kajüte, während Wolf Larsen am Heck stand und seine ewige Zigarre paffte.
    »Pass auf, Mann!«, brüllte der Koch.
    Ich hielt inne, weil ich nicht wusste, worauf. Die Kombüsentür knallte zu. Dann sah ich, dass Henderson wie ein Verrückter zum Großmast sprang, behände hinaufkletterte und sich bald etliche Meter weit über meinem Kopf befand. Dann bemerkte ich die gewaltige Welle, die hoch über der Reling schäumte. Ich befand mich direkt darunter. Mir war klar, dass mir Gefahr drohte, doch ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich stand wie angewachsen.
    Da brüllte Wolf Larsen: »Halten Sie sich irgendwo fest, Sie - Sie Hump!«
    Aber es war zu spät. Ich sprang auf die Takelage zu um mich dort festzuklammern, wurde aber bereits von der hereinbrechenden Wasserwand zu Boden geschmettert. Was danach geschah, war ziemlich verwirrend. Ich befand mich unter Wasser. Es riss mir die Füße weg und wirbelte mich herum. Ich stieß gegen harte Gegenstände und einer davon prallte heftig gegen mein rechtes Knie. Plötzlich legte sich die Flut und ich konnte wieder atmen. Ich war gegen die Kombüse und dann um die Treppe herum bis an die leeseitigen Speigatten geschleudert worden. Der Schmerz in meinem rechten Knie war entsetzlich und ich glaubte,

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