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0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht

0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht

Titel: 0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gerald Potter sollte sterben. Der Galgen wartete auf ihn. Die grünen Eisentüren wurden von innen aufgezogen. Ein großes schwarzes Loch entstand in der grauen Fläche der Gefängnismauern.
    In dem schwarzen Türloch erschien ein großer, breitschultriger Mann. Sein Haar war vom gleichen Silbergrau wie die Krawatte, die er zum dunklen Anzug trug.
    Ihm folgte eine kleine Gruppe von Männern.
    In ihrer Mitte ging Potter. Seine Hände waren auf dem Rücken zusammengebunden. Er steckte in einem blauen Leinenanzug, an dessen Jacke der Kragen abgeschnitten war. Sein Gesicht war braungrau. Er stolperte die Sandsteinstufen hinab, fing sich und ging wieder aufrecht wie ein König, der nicht zur Hinrichtung, sondern zum Thron schreitet.
    In der Ecke stand das Gerüst aus Balken und Brettern, zu dem dreizehn Stufen hochführten.
    Potter zögerte. Die Männer stießen ihn an. Da setzte er den ersten Fuß auf die unterste Stufe der Holztreppe, stieg hinauf und rief mit fester Stimme: »Ihr werdet mich nicht hängen! Baron Samedi rettet mich!«
    Dann drehte er sich um und ging weiter auf den Stufen zu dem Gerüst hoch, auf dem der Henker und sein Gehilfe standen. Vom Querbalken baumelte der dicke Hanfstrick mit der tödlichen Schlinge.
    Außer dem Henker und seinem Assistenten befanden sich, der in Baltimore üblichen Tradition entsprechend, noch zwei Mann auf dem Gerüst in der Nähe der Falltür.
    »Er hat Mut«, flüsterte ich, Jerry Cotton, Spezialagent des FBI, leise. Neben mir räusperte sich Captain James Harding, Chef der Baltimore City Police.
    »Das kann man wohl sagen«, erwiderte mein alter Freund James, mit dem ich schon manchen harten Fall gelöst hatte. James und ich standen in einer Gruppe von Juristen, Kriminalisten, Privatleuten und Polizeiangehörigen, die der Hinrichtung gemäß alter, traditioneller Vorschrift als Zeugen beizuwohnen hatten.
    Zwei Männer dirigierten den zum Tode Verurteilten auf die Plattform.
    Selbst drei Yards von der tödlichen Schlinge entfernt, gab Potter seine stoische Haltung noch nicht auf. Ein Lächeln spielte um seinen Mund. Es sah so aus, als mache er sich über das lustig, was um ihn herum vor sich ging.
    »Nerven scheint er nicht zu haben«, murmelte James Harding. »Seine Morde hat er genauso eiskalt ausgeführt, wie er jetzt dort oben am Galgen steht.«
    Auf dem Gerüst standen jetzt der Direktor des Gefängnisses, dessen Stellvertreter und noch ein Zeuge. Die beiden von der Gefängnisverwaltung hielten den Strick und die Schlinge mit dem dicken Knoten. Auch dies gehörte im Staat Maryland, in dem die Stadt Baltimore lag, zur alten Tradition bei Hinrichtungen.
    In anderen Staaten war der Strick durch Gaskammer oder elektrischen Stuhl abgelöst worden.
    Der bullige Henker drehte Potter herum und führte ihn auf die Fallklappe.
    Noch immer lächelte der Delinquent.
    Der Direktor und sein Stellvertreter übergaben jetzt die Schlinge und das Seil in die Hände des Henkers.
    An der Treppe sprach ein Priester Gebete. Die Worte hallten dumpf über den Gefängnishof. Der Henker hob die Schlinge über den Kopf des Mannes.
    »Ich werde nicht sterben!«, rief der Mörder laut.
    Die Schlinge zog sich zusammen. Dann trat der Henker zurück.
    Der Direktor hob den rechten Arm.
    Die letzten Sekunden in Potters Leben brachen an. Das spöttische Lächeln verschwand noch immer nicht von seinem Gesicht.
    Als der Direktor den Arm senkte, betätigte der Henker den Auslöseknopf für die Falltür. Ein feines Klicken ertönte. Doch die Tür löste sich nicht.
    Potter stand genau wie vorher aufrecht auf der Fallklappe.
    Der Henker bekam einen roten Kopf, der Direktor zitterte leicht. Nochmals wurde der Knopf gedrückt. Selbst ein dritter Versuch war erfolglos.
    Potters Körper verschwand nicht, wie vorgesehen, in der viereckigen Öffnung, die sich im Boden des Gerüstes befand und mit der Falltür bedeckt war.
    Wir starrten mit angehaltenem Atem zum Gerüst empor.
    »Wo gibt es denn so etwas?«, hörte ich Captain Harding neben mir raunen. Ich schaute verblüfft zum schaurigen Schauplatz.
    Einen Galgen, der versagte, das hatte es noch nie gegeben.
    ***
    Vor der Sunshine Bar, in der Harrison Street hielt ein weinroter Cadillac.
    Ein Chinese im braunen Anzug stieg aus und ging auf den rundbogigen Eingang zu.
    Die verschmutzte Glastür schnappte hinter ihm ins Schloss. Gelbe, gepflegte Hände teilten den Vorhang aus bunten Perlenschnüren. Er blieb einen Moment stehen und sah sich um.
    In der Bar

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