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Der Semmelkoenig

Der Semmelkoenig

Titel: Der Semmelkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Hirschel
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Frühstücksresten des Baumtisches eingerichtet hatte und jetzt in ein Gespräch mit dem einzigen Pathologen der Gegend vertieft war. Dass man hier auf dem beschaulich ruhigen Lande war, merkte man an Doktor Frank, der eigentlich Chefarzt der hiesigen Klinik war und sich aus Neugier und zum Ausgleich auch auf das Gebiet der Gerichtsmedizin spezialisiert hatte. Hannes konnte durchaus nachvollziehen, wenn man ab und zu neben Geburten, Blinddarmoperationen, Diabetes und eingewachsenen Fußnägeln auch mal etwas Spannendes haben wollte.
    »Huja, huja!«
    Aber die allgemeinen Zustände waren hier einfach unerträglich. An erster Stelle stand eindeutig seine neue Kollegin, Claudia Hubschmied, die ihn einfach hatte stehen lassen und zu dem gutaussehenden Mann mit dem Nervenzusammenbruch gelaufen war. Jetzt musste Petersen zu seinem Leidwesen beobachten, wie sie diesen Jammerlappen auch noch in den Arm nahm. Das war eindeutig keine professionelle Polizeiarbeit!
    »Huja, huja!«
    Und diese nervtötenden Gören!
    »Huja, huja!«
    Oskar rannte jetzt auf die Sanitäter zu, die gerade mit der Bahre den Hang hinaufkamen und versuchte mit dem Stock auf den zugedeckten Körper der Leiche zu schlagen. Das war zu viel!
    »Junger Mann!«, empört versuchte Petersen das Kind zu packen. Aber Oskar war wie ein Aal und entglitt seinen Händen.
    »Verdammte Blagen!«, schnaufte er. Bekamen die Kinder von heute denn keine Erziehung mehr? Wo blieben die Pietät und der Respekt vor den Toten? Und vor den Erwachsenen, vor allem wenn es sich dabei um Polizisten handelte? Erika machte dem ganzen Spuk ein schnelles Ende. Geschickt schnappte sie sich den Jungen, nahm ihm den Stock weg und ging in die Hocke, um auf Gesichtshöhe mit pädagogisch eindringlicher Stimme zu sagen: »Oskar, jetzt komm mal wieder runter. Das war eben ganz böse von dir! Man darf nicht auf die Leute schlagen. Das haben wir doch schon besprochen. Ich möchte jetzt, dass du zu der kleinen Schmolltanne gehst und darüber nachdenkst.«
    Unter dem strengen Blick seiner Erzieherin ging der Junge mit hängenden Schultern zu einem kleinen verkrüppelten Baum am Rande des Lagers. Erika richtete sich wieder auf, klemmte den Stock unter den Arm, zog aus ihrer Jackentasche ein Handy und versuchte, die restlichen Mütter anzurufen, die sie vorher nicht erreicht hatte.
    »Tja, so weit, so gut«, Maus hielt gerne alles auf seinem Notizblock fest; eine Angewohnheit, die von vielen wegen ihrer Altertümlichkeit belächelt wurde, ihm aber half, seine Gedanken besser zu ordnen.
    »Die Tote ist übrigens die Praktikantin von dem Kindergarten hier. Heidi Blum, 16 Jahre alt«, las er vor und blickte dann Doktor Frank an. »Zu jung, um eines natürlichen Todes zu sterben. Was war also Ihrer Meinung nach die Todesursache?«
    »Hier ist was oberfaul, Maus. Sie ist über das Geländer gestürzt, das ist zumindest sicher. Die Frage, die Sie hier zu klären haben, ist, ob sie gestoßen wurde oder einfach nur zu dämlich war. Letzteres will ich mal ausschließen, denn ich konnte Hämatome am Hals entdecken.«
    »Soll heißen?«, aufmerksam betrachtete der Kommissar den Arzt.
    »Soll heißen, dass ich erst mal etwas weiter ausholen muss. Fakt ist, dass sie gestürzt ist und sich dabei nicht nur einen bösen Trümmerbruch am linken Oberschenkel, sondern auch ein Schädelhirntrauma zugezogen hat.«
    »Hm, sie hat sich demnach wohl etwas den Kopf gestoßen. Aber daran ist sie wohl nicht gestorben, oder?«
    »Nein, das war nicht die Todesursache. Aber sie hat dadurch entweder das Bewusstsein verloren oder war zumindest sehr benebelt.«
    »Aber durch die Schmerzen muss sie doch schnell wieder wach geworden sein, oder? Ich mein, so ein Bruch tut doch höllisch weh!«
    »Klar tut er das. Aber vergessen Sie nicht, dass hier einige Faktoren zusammenkommen. Der Schock und die Benommenheit vom Schmerz in Kombination mit einer Kopfverletzung führen oft zu einer Bewusstseinstrübung, wenn nicht sogar zur Bewusstlosigkeit.«
    »Ertrunken?«
    »Mit großer Wahrscheinlichkeit! Aber jetzt kommt das Merkwürdige. Natürlich könnte sie ein absoluter Pechvogel gewesen und mit dem Kopf im Flussbecken ohne Besinnung ertrunken sein, aber das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Ich vermute eher, dass sie auf der Seite oder dem Rücken gelandet ist. Diverse Abschürfungen sprechen dafür. Und nicht zu vergessen die bereits erwähnten Blutergüsse. Das sind eindeutig Würgemale wie aus dem Lehrbuch. Ich denke, da hat einer

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