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Der Sergeant

Der Sergeant

Titel: Der Sergeant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.F. Unger
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auf den Mann. Er war tot. Und nach dem, was ich von Paco Yuma gehört hatte, war es ihr Bruder. Ich sah auch, dass er das gleiche gelbe Haar hatte wie sie.
    Es wurde Zeit, dass auch ich mich darum kümmerte, wer von uns überlebt hatte.
    Als ich mich bewegte, klang von irgendwoher ein wilder Schrei. Es war ein Apachenschrei.
    Dann rief eine kehlige Stimme, die einem Apachen gehörte, in einem Englisch mit spanischem Akzent: »Ay, Sergeant! Bist du noch am Leben, Sergeant? Hörst du mich? Ich bin Colorado Juan!«
    »Ich höre dich!«, rief ich zurück, und ich wusste nun auch schon, wo er sich befand. Er war nördlich des Camps, dicht an der Mesa zwischen Felsen, die von oben einst niedergestürzt waren. Zwischen ihnen hatten die Apachen ihre Pferde gelassen.
    Und von dort rief er. Der Schall seiner Stimme drang bis zu uns. Ich rief zurück: »Hau ab, Juan! Wir haben dich geschlagen! Hau ab, und komm uns nicht wieder in die Quere!« Es war ein wilder Triumph in meiner Stimme.
    Er ließ mich nicht lange auf eine Antwort warten.
    »Sergeant, den nächsten Gang gewinne ich! Beim nächsten Mal verlierst du alles – das Gold, die Frau und dein Leben! Ich bekomme noch alles! Ich habe Zeit genug! Bald schon habe ich wieder genügend Krieger bei mir. Bald!«
    Die Stimme verstummte.
    Ich erwiderte nichts.
    Corporal Will Banner kam heran. Er schwankte, hinkte und zog ein Bein nach. Er blutete auch. Aber er grinste und sagte: »Das hätten wir geschafft! He, Ma'am, ist wirklich Gold in den Wagen?«
    Sie kniete noch bei ihrem toten Bruder.
    Nun richtete sie sich auf und sah uns an.
    »Ja, viel Gold«, sagte sie, »sehr viel Gold! Zu viel für ein Rudel Soldaten, die nicht von einem Offizier, sondern von einem Sergeant geführt werden. Oder täusche ich mich?«
    Wir gaben ihr keine Antwort. Denn wir mussten uns endlich um die anderen kümmern.
    Und als wir umhergingen und nachsahen, fand ich Early Skynner tot. Er, der als Sanitäter ausgebildet war, konnte nun keinem Verwundeten mehr helfen.
    Ich sah mich um, als der Exsergeant Otis Tennessee mit Jed Slater, Bac Cannon und Harvey Jenkins auftauchte.
    Ich sah ihm gerade in die Augen. Und ich hielt meine Waffe in der Hand. Aber das taten wir alle noch. Wir waren wie misstrauische Wölfe, die sich auch gegenseitig die bleckenden Fänge zeigten.
    Otis Tennessee grinste plötzlich. Er machte eine grüßende Bewegung.
    »Das haben wir also geschafft«, sagte er. »Und jeder von uns besaß die gleiche Chance. Hey! Jetzt sind wir verdammt wenige geworden. Paco Yuma hat es erwischt. Der kann nicht mehr zu seiner Frau und den Kindern bei der Bonita Station zurückkehren. Er hat alles gewagt für ein besseres Leben. Und er verlor. Viele haben verloren. Nur wir können weitermachen. Soll ich dir eine Kugel in den Bauch jagen, Sergeant? Oder bist du auf unserer Seite?«
    Ich sagte nichts, doch ich sah ihn an. Und ich wusste plötzlich, dass er nur bluffte.
    Von irgendwoher tauchte der alte Fahrer Ken Buchanan auf. Er blutete und hinkte auch etwas. Doch er hatte es gut überstanden.
    Mit seiner Schrotflinte, die er offenbar schon wieder geladen hatte, zielte er wie zufällig von der Hüfte aus auf Otis Tennessee.
    »Damit es keine Missverständnisse gibt«, sagte er, »ich bin immer auf der Seite des Sergeants, immer!«
    »Aber du willst doch wohl möglichst viel von dem Gold, alter Peitschenknaller, oder täuschen wir uns da gewaltig?«, fragte Otis Tennessee voll höhnender Wut.
    Aber da rief der Soldat Pinky Perrit plötzlich: »Sehen wir es uns doch erst mal an! Sehen wir nach, ob genug Gold da ist!«
    Das riss sie alle mit.
    Sie vergaßen mich. Sie gingen auf die Wagen zu, und sie vergaßen alles – alle Toten, alle Apachen, mich, die Frau, alles, auch den alten Buchanan.
    Dieser sagte: »Wenn du deinen Colt endlich laden möchtest, Sergeant, dann passe ich mit meiner Schrotflinte eine Weile auf.«
    Ich wusste, dass ich ihm trauen konnte.
    Und so machte ich mich daran, den Revolver zu laden.
    Es gab ja noch keine Colts, deren Trommel man ausklinken und mit fertigen Patronen laden konnte. Nein, so weit waren wir noch nicht in der Geschichte. Solche Dinge wurden erst nach 1870 im Westen gebräuchlich. Wir mussten unsere Revolvertrommeln noch sehr viel umständlicher laden.
    Man musste Pulver aus einer Pulverflasche hineingeben, festdrücken, eine Filzscheibe darauf drücken und dann die Bleikugeln darauf setzen. Die Zündhütchen kamen hinten auf das Verschlussstück, auf dessen Dorn die

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