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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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Medikationen „Pferdekuren“. Unbeeindruckt antwortete Petiot, dass die Apotheker und pharmazeutischen Konzerne schon lange ihre Produkte verdünnen würden, um den Profit zu erhöhen, weshalb er die Dosierung erhöhen müsse, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Außerdem hätten Apotheker keinerlei Recht, die von einem zugelassenen Arzt verordnete Medikation zu kritisieren.
    Ein Apotheker erzählte später, dass er sich einmal geweigert habe, das von dem Arzt verordnete, aber für ihn zweifelhafte Rezept anzunehmen – eine Dosis für ein Kind, „die sogar einen Erwachsenen umbringen konnte“. Petiots angebliche Antwort auf diese Weigerung war beängstigend, falls er es ernst gemeint hatte, was seine Feinde sehr wohl glaubten: „Ist es nicht besser, sich dieses Kindes zu entledigen, das nichts anderes macht, als seine Mutter zu verärgern?“
    Es mutete eigenartig an, dass Marcel Petiot, der gerne dem Exzess frönte, in der Praxis den Patienten so viele Vergünstigungen einräumte und damit auf ein höheres Einkommen verzichtete. Tatsächlich aber hatte er einen Weg gefunden, um das System zu hintergehen, was ihn immens reizte. Während er nach außen hin den Ruf eines freigiebigen und großzügigen Menschen genoss, beantragte er für die Patienten ohne deren Wissen Zuschüsse und wurde demzufolge von staatlicher Seite für seine Arbeit entlohnt. Darüber hinaus bezahlten ihn einige Patienten in Naturalien, manchmal nur Plunder, aber oft Produkte wie Käse, Eier und Geflügel. Auch diese Personen trug er in das Sozialregister ein. Somit erhielt der „Arzt der einfachen Leute“ eine doppelte Vergütung für die erbrachten Leistungen.
    Der Betrug zahlte sich in vielfacher Hinsicht aus.
    René-Gustave Nézondet, Buchhalter im Rathaus von Villeneuve-sur-Yonne, war laut den Ermittlungen Petiots ältester Freund. Sie begegneten einander 1924 bei einer Auktion, wo Petiot Möbel für sein gerade erworbenes dreistöckiges Haus in der Rue Carnot ersteigern wollte. „Wir empfanden eine unbeschreibliche Sympathie füreinander“, versuchte Nézondet das augenblickliche Gefühl der Kameradschaft zwischen den beiden Junggesellen zu beschreiben. „Mir gelang es nie, den Grund für die wortlose Anziehungskraft zu finden, die auf mich wie ein Magnet wirkte – entgegen jeder rationalen Erwägung, die mich eigentlich vor ihm hätte warnen müssen.“
    Als die Neugier erst einmal geweckt war, besuchte Nézondet den neuen Freund, um ihn näher kennenzulernen. Petiot war höflich, eloquent, charmant, ein exzellenter Gesprächspartner und darüber hinaus sehr intelligent. Nach Aussage Nézondets konnte seine übersprudelnde Vitalität jedoch schnell versiegen und ihn in kindliche „Wutausbrüche und eine große Verzweiflung“ stürzen. Die beiden Männer genossen Wochenendausflüge zum Mittagessen in umliegende Dörfer, die Nézondet bezahlte. Sie verbrachten lange Stunden in Cafés, wobei Nézondet stets Wein und Petiot einen kleinen schwarzen Kaffee zu sich nahmen. Auch hier zückte Nézondet regelmäßig die Geldbörse.
    1926, bei einer ihrer gemeinsamen Mahlzeiten, wandte sich Petiot plötzlich an seinen Freund: „Ich möchte in die Politik gehen.“ Diese Mitteilung kam so abrupt und unerwartet, dass Nézondet die Ernsthaftigkeit des Freundes anzweifelte. Doch Petiot ließ sich als Kandidat für die Stadtratswahl im Frühling nominieren und führte den Wahlkampf mit unnachgiebiger Härte. Er hatte sich für die Sozialisten aufstellen lassen, eine Partei, die sich in Villeneuve-sur-Yonne und in anderen Landesteilen Frankreichs Mitte der Zwanziger großen Zuwachses erfreute. Petiot sah seine Zukunft in genau dieser Partei. Die zunehmende Macht der „Mittellosen“, mit denen er sich identifizierte, würde die rivalisierenden Gegner allein schon aufgrund der zahlenmäßigen Überlegenheit übertrumpfen.
    Petiot war in seiner Praxis vielen Menschen der unteren Schichten begegnet. Aufmerksam nahm er ihre Sorgen wahr und ließ ihnen seine „kostenlose“ medizinische Versorgung zukommen. Im Fall seiner Wahl versprach er, die reichen und privilegierten Bürger stärker an den Kosten für das Gemeinwohl zu beteiligen, egal, ob es sich um ein neues Abwassersystem oder um Kinderspielplätze handelte. Seine Absichten und Pläne trafen auf offene Ohren. Petiot erwarb sich einen Ruf für seine lebhaften Vorträge, die sowohl inhaltlich ein weites Feld absteckten als auch eine offene Geisteshaltung ausdrückten. Sein Redefluss

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