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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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einen weiteren grausigen Fund in der Rue Le Sueur machte: zwei Gläser mit männlichen Genitalien, konserviert in Formaldehyd.
    Am Morgen des 12. März – über den exakten Zeitpunkt wird spekuliert – hielt dann ein schwarzer Citroën vor dem Haus. Darin saßen vier hochrangige deutsche Offiziere. Sie betraten das Gebäude, kehrten aber schnell wieder zum Auto zurück. Am frühen Nachmittag, hier liegt ebenfalls keine genaue Zeitangabe vor, wurde ein Telegramm vom Oberkommando der deutschen Besatzungsmacht in Massus Büro am Quai des Orfèvres abgegeben. In dem Schriftstück stand Folgendes: „Befehl von den deutschen Behörden. Unverzüglich Petiot verhaften. Gefährlicher Wahnsinniger.“
    Während Kommissar Massu den Haftbefehl ausstellte, rief ein Polizeibeamter in der Kriminalpolizeibehörde an, der eine Entdeckung in Petiots Heimatregion gemacht hatte. 1926, also ein Jahr, bevor Petiot Georgette geheiratet hatte, war seine Geliebte Louisette Delaveau unter mysteriösen Umständen verschwunden.
    Louisette Delaveau, oder Louis, wie er sie nannte, hatte als Haushälterin bei einem Patienten von Petiot gearbeitet. Sie und der Doktor hatten einander bei einem Abendessen kennengelernt, wo Delaveau, eine 24-jährige Brünette mit dunklen Augen, die Mahlzeit serviert hatte. Petiot hatte sich augenblicklich zu der Frau hingezogen gefühlt. Sein Freund René Nézondet hatte ihn niemals in so einer Hochstimmung erlebt.
    Petiot nutzte seine zahlreichen Kontakte in der Stadt, um mehr über die Frau herauszufinden. Er erfuhr, dass sie gerne in der Rue Carnot einkaufte, die Messe in Notre Dame besuchte und gelegentlich in Frascots Bistro ausspannte. Der Besitzer der Gaststätte, Léon Fiscot, auch genannt „der alte Frascot“, gehörte zufällig zu Petiots Patienten. Überrascht und über die Gelegenheit erfreut, hier als Kuppler zu agieren, stimmte Frascot der Rolle des Vermittlers zu. Petiot schrieb der jungen Frau einen Brief und bat seinen Freund darum, ihn zu überbringen. Louise sollte ihn, im Fall, dass sie interessiert wäre, in der Praxis anrufen oder ihn in seinem Haus in der Rue Carnot besuchen.
    Als sie Petiot am darauffolgenden Tag anrief, verabredeten sich die beiden zu einem abendlichen Rendezvous in Frascots Bistro. Das Treffen verlief vielversprechend und endete mit einem romantischen Spaziergang zu Petiots Haus. Die beiden trafen sich von nun an heimlich und arrangierten spontane Schäferstündchen. Schon kurz darauf zog Louisette beim Doktor ein. Um den Schein zu wahren, wurde sie seine Köchin und Haushälterin.
    Die Schwierigkeit, mit einem Menschen wie Petiot zusammenzuleben – obsessiv, zwanghaft und schon damals dazu neigend, sich bei Auktionen „Schnäppchen“ zu sichern –, forderte schon bald seinen Tribut. Weitere Spannungen zeigten sich, nicht zuletzt, da Petiot eine Affäre mit einer Patientin begonnen hatte. Möglicherweise war Delaveau schwanger, wie sie einer Freundin anvertraute, sie versicherte dabei aber, dass sich Petiot darum kümmern würde. Man vermutete schon länger, dass der junge Arzt sich mit illegalen Abtreibungen einen Nebenverdienst sicherte.
    Im Mai 1926 verschwand Louisette Delaveau. Freunden erklärte Petiot ihre „Abreise“ als Folge eines turbulenten Streits, der sie quasi aus der Stadt stürmen ließ, ohne einen Zielort anzugeben. René Nézondet erinnerte sich an die Gemütsverfassung des Freundes, der wie am Boden zerschlagen wirkte. Bei einem gemeinsamen Mittagessen kurz nach dem Vorfall begann Petiot zu weinen. Dann starrte er ziellos in die Ferne. Sogar seine Hände zitterten stärker als gewöhnlich.
    Wie sich herausstellte, hatte sich Louisette weder von ihrer Freundin noch von anderen Bekannten verabschiedet. Sie hinterließ keine Nachsende-Adresse. Auch verzichtete sie auf die Mitnahme von persönlichem Besitz. „Falls sie in meiner Abwesenheit zurückkehrt“, beauftragte Petiot Suzanne, die die Stelle Louisettes zwischenzeitlich eingenommen hatte, „dann erklären Sie ihr, wo sie ihre Sachen finden kann, und überreichen ihr diesen Brief“. Die neue Angestellte erfuhr nicht, was in dem Brief stand. Louisette kehrte jedoch niemals zurück.
    Nur wenige vermuteten damals ein Verbrechen. In einem an die Polizei gerichteten Schreiben wurde Petiot zwar des Mordes an seiner Geliebten beschuldigt, doch die Ermittler fanden keinerlei Hinweise auf eine solche Tat. Daraufhin stellte man die offizielle Suche nach wenigen Monaten ein.
    Berichten zufolge wurde

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