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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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Gegenstände bei sich führte. Warum wäre sonst Abel Danos, „Das Mammut“ oder „Der Blutdurstige“ bei ihm gewesen?
    Der übergroße Mann mit einer langen Liste von Diebstahlsdelikten, darunter ein berühmter Eisenbahnraub 1936 und der erste große Raubüberfall während der Besatzung, bei dem im Februar 1941 acht Millionen Francs erbeutet worden waren, gingen zu seinen Lasten. Er diente dem Gangsterboss Henri Lafont, war sogar einer der wichtigsten „harten Jungs“, gehörte zum inneren Kreis oder „dem Kriegsrat“ und wurde stets ausgewählt, um die wichtigsten Aufgaben zu übernehmen. Die anderen Männer von Petiots Entourage – Gé les Yeux Bleus, François-le-Marseillais, André oder auch Dédé-la-Mitraillette und Jo la Remote –, sie alle arbeiteten für Lafont.
    Wenn uns also der Sarg in Joigny bei der Klärung der Frage einen Schritt weiter bringt, wie Petiot das Vermögen verteilte und versteckte, dann führt das aber leider Gottes immer noch nicht zu einer vollständigen Lösung des Rätsels, das bis heute niemand gelüftet hat. Dennoch ist die Information wichtig, denn sie stützt die Behauptung von Emile Estébétéguy, einem Bruder von „Adrien, dem Basken“, der eine Verbindung Petiots zu Lafont andeutete. Offiziell stritt der Gangsterboss jegliche Kenntnis Petiots oder des Hauses in der Rue Le Sueur ab, und auch in den Listen der Gestapo fand sich der Name des Arztes nicht. Trotzdem ist es nicht schwierig, eine Verbindung zwischen den beiden Männern herzustellen. Zu Petiots Patienten zählte Paul Jean Marie Joseph Clavié, ein untersetzter, brutaler Mann, der sich Ende der Dreißiger, möglicherweise 1938, in der Praxis in der Rue Caumartin einfand, um eine Gonorrhöe behandeln zu lassen. Clavié, damals 23 Jahre, hatte Petiot ausgewählt, denn er war ein respektierter „Arzt des Pissoirs“. Damals ließ sich Clavié noch zu den Kleinkriminellen rechnen. Einige Jahre später gehörte er zu den mächtigsten Männern der Unterwelt, denn er war Henri Lafonts Neffe.
    Lafont hatte zu der Zeit keine Familie und behandelte Clavié beinahe wie seinen eigenen Sohn. Am 10. Januar 1941 befand er sich mit Lafont auf einer Mission, um eine Spionagezelle mit einer Funkstation in Cap Doumina außerhalb Algiers aufzubauen. Von dort aus schickte er Petiot einen Brief, der mit den Worten abschloss: „Ich lasse Sie von meinem Onkel grüßen, der sich mit Ihnen nach unserer Rückkehr treffen wird.“ Lafont hatte gerade erst von der Gestapo die Genehmigung erhalten (die das Vorhaben mit einigen Hunderttausend Francs unterstützte), seine Bande zu vergrößern, und war auf der Suche nach „geeignetem Personal“. Am 15. April befand er sich wieder in Paris und kümmerte sich eben darum. Ende Mai bezog er seine Residenz in der Rue Lauriston – und exakt in derselben Woche erwarb Petiot das Haus in der Rue Le Sueur. Der Arzt bezahlte den Großteil des Kaufpreises in bar, doch weder er noch eine andere Person machten nähere Angaben zur Quelle des Geldes und erklärten die Herkunft.
    Das bedeutet noch lange nicht, dass Lafont das Geld beschafft oder eine Finanzierung sichergestellt hat. Nimmt man aber einmal an, dass Petiot das Geld vom Gewinn der Praxis, dem Handel mit Antiquitäten und weiteren Geschäften zusammengespart hat – was überhaupt nicht sicher ist –, fällt doch der Standort der Immobilie auf. Die Deutschen hatten in diesem Arrondissement schon zahlreiche Gebäude beschlagnahmt. Wer oder was gab Petiot die Sicherheit, dass sein Haus von dem ständig steigenden Expansionsdrang der deutschen Behörden verschont bliebe?
    Der mündlichen Aussage eines Mitgliedes der französischen Gestapo zufolge stellte sich hinsichtlich der Beziehung zwischen Petiot und Lafont im folgenden Jahr eine unerwartete Wendung ein. Anfang 1942 zerschlugen Lafont und seine Männer eine Fluchthilfeorganisation in Tournus, die angeblich Juden sicher über die Demarkationslinie geleitet. (Sie wurde von einem Polizeiinspektor geleitet, der den Ärger der Deutschen auf sich zog, als er seine Gewinne nicht mehr teilen wollte.) Von dem Erfolg beeindruckt, ermutigte die Gestapo ihr französisches Pendant, sich diesem Aufgabenfeld intensiver zu widmen und speziell Fluchtwillige und ähnliche Organisationen auszuspähen. Zu Beginn des Sommers berichtete ihnen ein Informant von einer solchen Agentur, die ein bislang unbekannter Arzt leite, der Menschen half, aus dem besetzten Paris zu fliehen. Pierre Bonny, Lafonts

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