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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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Köpfe seltsam verformt, als wären sie eingeschlagen worden.
Die Menschen beäugten uns argwöhnisch, als wir uns näherten.
Uns war klar, dass wir in einem kleinen Bauerndorf keine Abnehmer für feine Gewürze oder noch feinere Glaswaren finden würden, aber Unterkunft. Ein Strohlager und etwas Vernünftiges zu Essen statt unseres Reiseproviants. Wie ihr unschwer erkennen könnt, ist unser Wagen zu klein um als Schlafplatz und als Transportmittel zu dienen. Deswegen brauchen wir ab und zu einfach eine Unterkunft, wenn wir nicht den ganzen Weg über unter dem Himmel oder unserer kleinen Plane auf dem Boden nächtigen wollen.
Wir saßen erschöpft und eingesunken auf unserem Kutschbock und machten wohl keinen vertrauenserweckenden Eindruck. Aber als wir sie ansprachen erleichterten sich ihre Mienen.
Später erfuhren wir auch warum. Denn die Auferstandenen reden nicht.
Sie geben wohl Geräusche von sich, aber können nicht reden. Nicht, dass sie eine Kutsche lenken würden, und man uns deshalb für solche hätte halten können, aber was erscheint uns verständlich, wenn wir Angst haben?
Man begrüßte uns und wir gaben uns als Händler zu erkennen, die Speis und Logis bräuchten.
‚Hier? Ausgerechnet hier? In Marienstein? Ihr kennt euch wahrlich nicht aus in dieser Gegend, oder?‘, warf mir einer der älteren Männer entgegen, die um den Scheiterhaufen standen.
‚Was denkt ihr, was hier grade passiert? Dass wir unsere Toten als Leuchtfeuer für vorbeireisende Schiffe anstecken, statt sie zu begraben? In den Alpen? Sagt an; was denkt ihr?‘
Und ich wusste keine Antwort darauf. Auch in Bavaria 9 begrub man seine Lieben. Soviel war auch mir bekannt.
‚Ein Überfall vielleicht‘, mutmaßte ich wohlwissend, dass ich falsch liegen würde.
‚Wiederkehrer! Sie sind alle Wiederkehrer.‘, sagte der Mann mit einem traurigen Ton in der Stimme. Nicht ängstlich oder wütend, nein unsagbar traurig.
Auf meine Frage was er damit meine, erwiderte er, dass dies die Toten der letzten Woche seien und man sie nicht noch einmal wandeln sehen möchte. Dass zwei von den kohlenden Körpern bereits wiedergekehrt seien.
Oh, Bruder Amadeus. Ich sehe den gleichen ungläubigen Blick, den auch wir damals hatten.
Wiederkehren? Aus dem Totenreich? Auferstehen?
Ist es nicht das, was wir uns wünschen? Mehr Zeit mit den Liebenden? Ist das nicht eine Art des Paradieses? Für manch einen gewiss. Für andere ist der Tod nur ein Ende des Leides.
Aber dennoch: stellt euch vor wie unser Herr Jesu aufzuerstehen und wieder unter den Lebenden zu wandeln.‘
    Luciano starrte mich an, als erwarte er eine Antwort meinerseits, die ich ihm nicht geben konnte.
Auferstehen, Wandeln, Wiederkehren aus dem Totenreich. Dem Fegefeuer entrinnen.
Dinge die wir predigten wurden wahr?
Mir schien fast, als wollte mein Herz aus dem Halse klopfen, aber irgendetwas besorgte mich.
Tief in seinen Augen war ein Schimmer, der nicht vom Feuer herrührte. Ein Glitzern und Funkeln das mich zweifeln ließ. Entweder log dieser Mann oder etwas anderes war nicht in rechter Ordnung.
Ich fragte ihn, was es denn mit den Wiederkehrern auf sich haben mochte. Er setzte zum Reden an, doch stockte sein Atem kurz.
    Er räusperte sich und fing dann an genauer zu schildern:
‚Wiederkehrer sind keine Kinder Gottes mehr.‘
‚Häretiker‘ entfuhr es mir. ‚Blasphemie Luciano! Ihr leugnet Gott und das Leben nach dem Tode?‘, aber er hieß mich mit einer Handbewegung zuzuhören.
‚ Häretiker? Ihr nennt mich einen Ketzer? Wenn sie es doch noch sein sollten, so hat unser Herr uns wohl verflucht und verdammt. Der Mann in Marienstein war der Schmied des Dorfes. Der einzige Handwerker unter Bauern und der einzige, der beherrscht genug war nicht aufzugeben oder fliehen zu wollen. Er war scheinbar der Rückhalt der Familien, die mit ihm blieben.
Er erklärte uns, dass seit einiger Zeit die Tote, die man begrub nicht in der Erde blieben.
Ja, lacht nur. So genau sprach er zu uns.
Michele war genauso ungläubig wie ich und auch ihr jetzt.
Aber wenn im Kirchgarten die Erde klopft, weil Begrabene an die Särge schlagen und ihr diese Geräusche hören könnt, so denkt ihr um.
Wir hörten genau das.
Man legte uns nahe weiter zu ziehen, aber als wir kund taten bleiben zu wollen, wenigstens für eine Nacht, so hieß man uns auf den Friedhof zu gehen.
Wir sahen Gräber wie überall. Grabkreuze wie es sich für gute Christen ziemte. Aber wir sahen aufgebrochene Hügel. Von Gräbern die seit Monaten

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