Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
war beinahe wie ausgestorben. Eine Metapher, die hier einen sehr eigenartigen Geschmack aufweist.
Kein Hund, kein Vieh, das wir sahen. Kein Weib, das arbeitete oder Wasser schöpfte; kein Kind, das spielte oder umherrannte.
Stille lag über dem Dorf, obwohl es vielleicht zwischen Non und Vesper war. Eine Zeit, in der der gottesfürchtige Mann, zu Werke war.
Wir beäugten das leere Dorf mit zwiegespaltenem Gemüt. Einerseits waren wir froh, dass uns niemand überfiel oder sich uns in den Weg stellte, andererseits machte es uns nicht grade Mut, durch ein Dorf zu schreiten, das so offensichtlich verlassen oder aufgegeben wurde.
Wir wanderten offener Augen durch Wanda und es dauerte nicht lange, bis wir die Feste erreichten.
Ihr Wassergraben und die Palisade, erschien uns wie ein himmlisches Geschenk.
Ein Wehrturm thronte über den Gewerken der Vorburg, als Zeichen der Wehrhaftigkeit der Feste.
Selten sah ich ein schöneres Bauwerk. Außer dem Dom zu Köln natürlich, der unübertroffen ist auf dieser Welt.
Die Zugbrücke des Hoffs zu Wanda war verschlossen und die Freiin ritt vor, um für uns Einlass zu bitten. Sie rief laut und deutlich um Aufmerksamkeit, und als ein Jüngling die Nase über die Palisadenspitzen steckte, rief sie.
‚Ich bin Katterein von Hergendorf mit meinem Gefolge und erbitte Einlass zum Hoffe. Holt meinen Onkel ans Tor.‘
Die Nase verschwand und es dauerte eine Weile, bis eine Frau die ein Gebende trug erschien.
Erst jetzt fiel mir auf, wie wenig die Kleidung der Freiin noch von einer Wohlgeborenen hatte.
Ihr Gebende hatte sie schon vor Wochen ablegen müssen und ihre feinen Stoffe waren den groben, haltbaren der Niederen gewichen.
Ihre Haltung und ihre Sprache verrieten sie sofort, ihre Haut und der Schmuck, den sie immer noch trug, ebenso.
Aber sonst? Eine Dame, die ihr Haar offen trug? Undenkbar.
‚Katterein? Bist du das, mein Engel?‘
‚Ja, Muhme 46 . Ich bin es. Unversehrt und mit Gefolge.‘
Die Frau im Hoffe war den Tränen nahe und rief etwas nach unten.
‚Gott sei bedankt. Er sei gepriesen. Kind, komm herein und bring dein Gefolge mit dir.‘
Die kleine Zugbrücke senkte sich knarrend, und wir setzen uns in Bewegung.
Wir waren in Sicherheit.
Endlich.“
043
Ellie atmete tief durch.
Sie war so involviert in die Geschehnisse, die Amadeus beschrieb, dass sie manches Mal die Luft , und um die Personen bangte, die sie von Angesicht kannte.
Sie blickte auf die Uhr und erkannte eine Uhrzeit, die ihr nicht recht in den Kram passte.
Es würde nichtmehr lange dauern und Gerd würde an die Tür pochen.
Aber vielleicht konnte sie ihn ja überraschen. Immerhin war sie wach und die Morgentoilette war schon längst erledigt.
„Vielleicht sollte ich noch den faden Geschmack aus dem Mund putzen.“, dachte sie und dann würde sie ihre Premiere haben.
Sie lächelte bei dem Gedanken an Gerds verdutztes Gesicht, wenn sie ihn zum ersten Mal in all der Zeit, die sie zusammen verbracht hatten aus dem Zimmer holen würde.
Amadeus musste etwas warten.
Sie war innerlich froh darüber, dass ihre „Bekannten“ den Weg nach Wanda nun endlich geschafft hatten.
Auch wenn sie unterwegs Menschen verloren hatten. Freunde, Kameraden, Ehemänner oder Feinde.
Der Tod machte keinen Unterschied.
Das hatte er noch nie, und würde er auch niemals tun. Für ihn, waren alle Leben gleich. Einzig in der Art und Weise, wie er sie sich nahm, unterschied er.
Das eine nahm er leise und still. Er stahl es sich im Schlaf.
Das andere, wie das der Müllersfrau, nahm er sich laut und gemein.
Und es gab alle Schattierungen von Grau dazwischen.
Ellie beobachtete sich im Spiegel, während sie die Zahnbürste in ihrem Mund tanzen ließ und zum ersten Mal, seit Vaters Tod, dachte sie über ihr eigenes Ende nach.
Wie würde der Tod sie wohl holen?
War sie eine, die leise sterben durfte? Oder würde sie, qualvoll zerfressen vom Krebs, über Monate dahinsterben?
Sie spuckte aus und spülte mit dem Wasser in ihrem Mund, auch die dunklen Gedanken fort.
Gerd. Sie würde jetzt Gerd abholen.
Alles andere war jetzt unwichtig.
Sie musste sich fokussieren.
Sie griff sich ihre Jacke, die sie wohl doch brauchen würde, auch wenn der Weg zum Restaurant nur kurz durchs Freie führte.
Sie streckte die Hand zur Klinke ihrer Tür aus, als es pochte.
„Ellie? Schon wach?“ klang es leise durch das Türholz und Ellie verzog das Gesicht.
„Ja, G. Schon länger.“, konterte sie und riss die Tür auf.
„Hast du das gerochen, G? Das
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