Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
Fehler schnell ausgebessert und auch unsere Zelte waren standhaft und sicher verspannt.
Unser weniges Hab und Gut war schnell verstaut und wir versammelten uns erneut unter der Keste.
Einzig Maria und Michel, fehlten. Sie weilten im Gesindehaus, in dem Maria mit ihrem Ehemann eine kleine Kammer erhalten hatten.
Wir hörten Schreie aus dem Innern des Hauses und wir standen fast wie versteinert.
Leon und der Vogt eilten in Richtung des hysterischen Kreischens, dass durch die Fenster des Hauses drang.
Jeder von uns dachte sofort an das Grauenvolle, was geschehen sein musste.
An das Offensichtliche dachte wohl niemand von uns.
Dabei war es so einfach.
Maria kam nieder!
Sie schenkte schreiend einem Kinde das Leben.
Sie gebar ihren Sohn im Gesindehaus, während Marga, die erste Magd des Hoffs ihr die Schenkel wusch und beistand.
Es war ein Sohn von gesunder Farbe und gutem Wuchs, und er sollte auf den Namen Leonhardt hören, zu Ehren unseres Führers.
Dieser hatte, genau wie Kuntz auch, beim Anblick des gebärendenden Weibes, angefangen zu lachen.
Hatten sie doch beide das Schlimmste vermutet.
Aber nicht nur ihnen fiel ein Stein vom Herzen. Uns allen, denen der Atem gestockt hatte, wurde warm ums Herz. Wir alle hatten damit gerechnet, dass uns die Wiederkehrer schon vorausgeeilt waren, aber als wir das liebreizende kleine Geschöpf sahen, so unschuldig und rosig, waren unsere Gedanken nicht mehr faulig und verdorben.
Leonhardt und der Vogt scherzten über ihre Gedanken, und wir alle fielen auf die eine oder andere Art in das Lachen ein.
Maria war erschöpft, aber dennoch glücklich. Sie schien uns gesund und wir waren uns gewiss, dass sie sich in den folgenden Wochen erholen könne und genug Kraft sammeln würde, um den ersten Kirchgang mit der Salbung vorzunehmen.
Es war ein schöner Anblick, die junge Mutter mit ihrem Neugeborenen an der Brust zu sehen.
Es hatte etwas beruhigendes, sanftes, nach all dem Tod, den wir gesehen hatten.
Auch wenn es durchaus sein konnte, dass der Junge nur wenige Tage oder Wochen, wenn nicht Monate alt werden wird, so war es dennoch einer der schönsten Anblicke dieser Tage.
Wenn nicht sogar der schönste, dieser Zeit.
Denn viele Kinder gab es nicht zu taufen, seinerzeit.
Erst Jahre später, waren die Hergendorfer und das Volk aus Wanda wieder fruchtbar und ich trat den Weg aus Blaubach öfter an.
Diesen kleinen Kerl jedoch sollte ich schon am folgenden Tage taufen. Unter keinen Umständen sollte er heidnisch aus diesem Leben scheiden, so er es denn tun sollte.
Aber seit beruhigt. Er hat die Wirren dieser Zeit überlebt und ist zu einem ordentlichen Manne herangereift, nun da ich diese Zeilen schreibe.
Als wir im Gesindehaus den neuen Erdenbürger begrüßten, kam Rosalinde zu uns, die zweite Magd, der Herrin zu Wanda.
Sie hieß den Vogt und Leonhardt ins Haupthaus zu kommen und Leon blickte Jacob und mich an, was uns bedeutete, dass wir ihm folgen sollten.
Als wir dort ankamen, saßen die beiden Edlen in der Kemenate vor dem Kaminfeuer und waren guter Laune.
Wir traten ein, und wurden sogleich von Katterein begrüßt.
‚Leonhardt, Jacob, und Amadeus. Kommt heran und wärmt euch hier. Seit ihr gut untergebracht worden?‘ fragte die Dame, nicht ohne einen Seitenblick zum Vogt hin.
‚Wir haben Zelte, Herrin. Wir sind zufrieden. Es ist trocken dort und wir frieren nicht.
Mit etwas Speise, wären wir wohl rundum glücklich.‘
‚Kuntz, lass den Leuten, Speis und Trank reichen. Immerhin haben sie meine Nichte beschützt und sicher hierher geleitet, die wir verloren geglaubt hatten.‘, ordnete die Freifrau an.
Der Vogt nickte und zog sich zurück, um vor der Tür Befehle zu bellen, denen aufgeregtes Getrampel folgte.
‚Muhme, ich möchte euch jemanden vorstellen.
Dies ist Leonhardt aus Hergendorf.
Einst nur ein einfacher Bogenschütze aus der Reihe der Mannen meines Vaters. Aber nun, mein Retter und Geleit. Er erschlug diejenigen, die dieser grauenhaften Seuche entstiegen, im Dutzend und kam über sie wie eine Geißel.
Ja, wie eine Geißel der Pestilenz, hat er uns vor dem Tode bewahrt und das Leben so vieler nicht nur ein einziges Mal errettet.‘
Leonhardt errötete. Ich musste lächeln, weil es das erste Mal war, dass ich ihn solcher Art berührt sah. Er trat vor die Freifrau und verbeugte sich.
‚Nun, Leonhardt aus Hergendorf. Meine Nichte hat euch, wie es scheint, einiges zu verdanken. Die Geschichte ihrer Reise, und der euren ebenso, war erschütternd und ernüchternd zu
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