Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
sterben würde.
und damit hatte er auch Recht gehabt. Denn niemand wusste, wie es mir ergehen würde.
‚Bring mich in die Kapelle in Wanda, Leon. Lasst mich auf geweihtem Boden dem Schöpfer entgegentreten.‘, flehe ich ihn an.
‚Dort gibt es auch Betten, in denen ich verscheiden kann und wenn ihr mich anbindet, werde ich auch keinem zur Gefahr, falls ihr den Zeitpunkt verstreichen lasst, um mich endgültig zu erlösen.‘
Mir war klar, dass ich sterben würde. Aber ich wollte weder den Freitod wählen, was mich direkt in die Hölle geschickt hätte, noch den Tod durch die Hand eines anderen.
Wenn dieser grausame Gott es für mich vorgesehen hatte zu sterben wie so viele andere, die ich begleitet hatte, so war es mein Schicksal. Deus lo vult – Gott will es so.
Der Schmerz in meiner Hand schwoll an und ging zurück in ungleichmäßigen Wellen. Er verschwand nie ganz, auch bis heute nicht.
Mit jeder neuen Welle schien er weiter in meinen Arm zu wandern, und mein Körper schien sich aufzuheizen.
Es dauerte nur einige Stunden bis ich mich fühlte wie im Fegefeuer.
Ich erfuhr erst viel später, dass sich eine Gruppe Krieger aus einem Fenster gestohlen hatte um den Wiederkehrern in den Rücken zu fallen. Dieser Vorteil genügte den Kriegern im Haus, um auszubrechen und sie aufzureiben. Christian hatte diesen taktischen, genialen Einfall, der uns das Leben rettete.
Ich verfiel während dieser Zeit schon mehr und mehr der Krankheit der Untoten.
Das Fieber ergriff mich in Gänze. Schweiß schoss mir aus allen Poren und ich zitterte wie Espenlaub.
Wir machten uns auf, um so schnell es nur ging, Wanda zu erreichen. Rainhardt überließ mir sein Pferd, auf dem ich festgebunden wurde und ich kam blutend, schwitzend und fast ohnmächtig in Wanda an, wo die Freiin mich sogleich in die Kapelle tragen ließ.
Ich krampfte und wir entschieden uns dafür, dass ich am Bett angebunden werde.
Immer und immer wieder streckte sich mein Körper und ich bog mich durch wie ein Bogen, den Leonhardt spannte.
Die Schmerzen waren unerträglich, und ich schrie bis ich heiser war und nur noch krächzte wie ein Rabe.
Am Abend des ersten Tages wurde ich blind, weil meine Augen trüb wurden, wie mir die Freiin später berichtete, denn sie blieb in der Kapelle und spendete mir Trost.
Ich fiel immer wieder in kurze Phasen der Ohnmacht vor Erschöpfung und wenn ich erwachte waren die Schmerzen zugegen.
Als ich nach dem Beissholz fragte, hatte ich das Gesicht der kleinen Katherina Schürcher aus Hergendorf, die ich gesalbt hatte, vor Augen.
Ich wollte, wenn ich denn überlebte, nicht stumm enden.
Ich kaute das Holz zwischen meinen Zähnen zu Spänen während der Krämpfe, aber ich biss mich nicht selbst.
Ich hielt kein Wasser oder sonstige Nahrung bei mir. Wenn ich es schaffte zwischen den Krämpfen zu trinken, spie ich es beim nächsten Mal wieder hinaus.
Aber ich blieb störrisch wie ein alter Esel.
Ich musste während dieser Zeit oft an Franziskus denken, meinen treuen Begleiter für so viele Jahre, der ebenso störrisch wie treu gewesen war.
Trotz seiner Störrischkeit verdanke ich ihm mein Leben.
Ich wollte nicht sterben und focht gegen das Fieber an.
Ich wollte nicht nur mein Fieber besiegen, sondern mit Leonhardt zusammen, diese ganze gottverdammte Seuche niederringen.
Ich lag in Krämpfen, deren Spuren auch heute noch meinen Körper zeichnen.
Meine Muskeln sind immer noch nicht genesen, nach den vielen Jahren, die seit dieser Zeit vergangen sind.
Die Teile, die unter den Krämpfen rissen, wuchsen nie wieder recht zusammen und so sieht man immer noch die Spuren meines Kampfes gegen die Seuche.
Mein ganzer Körper wehrte sich mit jeder Faser gegen die Verwandlung.
Und er siegte.
Ich blieb wie ich war, und überlebte.
In den Stunden vor Mittag des zweiten Tages - es mag wohl zur Terz gewesen sein – ging das Fieber zurück.
Die Klauen das nahenden Todes ließen ab von mir und mir war, als hätte Etwas die Krankheit von mir genommen.
Bereits zur untergehenden Sonne konnte ich wieder sehen und auch sprechen.
Man löste meine Fesseln und wir beteten.
Ich pries den Herrn und dankte ihm auf Knien. Schwach wie ich war, fiel es mir nicht leicht, mich aufrecht zum Gebet zu halten. Aber darin hatte ich Übung durch meine häufigen Fastenzeiten, um mich zu reinigen.
Ich tat dies wohl mehr aus Gewohnheit, denn aus Überzeugung, aber ich tat es dennoch.
Ich war erneut im Zweifel.
Sollte Gott mich verschont haben aus einem Grunde?
Vielleicht war doch
Weitere Kostenlose Bücher