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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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vom Markt nach Osten führt, lag war schnell erreicht und ein dünner, kräftiger Mann, den das Leid seines Kindes zu brechen schien, öffnete die Tür.
Es war Katherinas Vater.
Martin, der Schürcher.
    Wir traten ein und sofort schlug uns ein seltsamer, süßlich fauliger Geruch entgegen, den ich damals noch nicht kannte.
    Katherinas Mutter Grethlein, ein zierliches Weib mit schiefem Mund und riesig großen Augen, begrüßte uns ehrfürchtig und geleitete uns zum Lager ihrer Tochter.
Das Kind lag und zitterte. Es war schweißnass und zitterte wie eine Espe im Wind.
Ihre Arme waren steif und sie krümmte sich immer wieder vor Schmerzen.
    Sie konnte nicht reden, denn sie hatte sich die Zunge abgebissen.
So sprachen ihre Eltern ihre Beichte und baten den Herrn um Vergebung für das, was dieses junge Mädchen gesündigt haben mochte.
Ich salbte ihre Stirn und Hände und sprach ihr die Vergebung des Herrn zu.
    Mir fielen die Verbände auf, die an ihrem Hals und ihrem Arm waren. Ich schob sie sanft zur Seite und sah Spuren, als wenn ein Mensch sie gebissen hätte.
Ich fragte nach, woher es diese Male hatte und die Mutter brachte es unter Tränen heraus.
‚Sie spielte auf der Groov. Und sie erzählte hernach, dass sie ein Mann gebissen habe, der aus dem Wasser gestiegen sei.
Sie floh dann sogleich nach Hause und wir wuschen die Wunden mit warmem Wein und Wasser.
Aber die Male wurden dick und eitrig. Und der Medicus, den uns Herr Adalbert sandte, ließ sie zur Ader, damit die bösen Säfte abfließen können.
Aber wie ihr sehen könnt, geht es ihr seit Tagen immer schlechter und wir wissen nicht mehr ein, noch aus.
Deswegen riefen wir nach Euch. Sie soll doch nicht unrein ins Jenseits gehen‘
    ‚Die Groov? Ihr meint die Mittelwerth. Wo die wirre Hanna wohnt?‘
    ‚Ja, dort wo dieses Weib wohnt. Auch wenn sie dort schon ewig wohnt, so trauen wir ihr nicht.
Vielleicht hat SIE ja diese Kreatur verhext? Oder sie war es gar selbst, die sie biss?‘
    Ich kannte die alte Hanna schon seit ewigen Zeiten, und sie mag sonderbar geworden sein, nachdem sie ihr geliebtes Kind schon im Mutterleib verlor.
Aber eine Hexe?
Nein.
Sie kannte jedes Kraut und sie konnte manches Mal Dinge sehen, die andere nicht sahen, aber eine Hexe?
Nein. Nein, das war sie nicht.
Und auch wenn ich sie schon lange nicht gesehen hatte, die Nachricht der Italiener die mit ihr gesprochen hatten, ließen mich nicht daran zweifeln, dass sie den Rest ihrer Sinne noch für sich hatte und nicht einem Tier gleich, kleine Mädchen anfiel.
Doch hier nun lag die junge Katherina vor mir, und war dem Tode versprochen.
    Ich sah ihre flehenden Augen, die mich nach Hilfe und Linderung anbettelten.
Ich sprach die vergebenden Worte, nahm ihre Sünden von ihr und verließ den Raum.
Natürlich wusste ich schon da, was wohl mit ihr geschehen würde.
Aber ich leugnete es.
Vor mir, vor meinen Schafen, wie auch vor dem Herrn.
Es konnte nicht sein, was nicht sein durfte, weil es anders gelehrt wurde.
    Es konnte nicht sein! Es durfte nicht!
    Und doch. Die Zweifel waren stark in mir. Der Zustand des Mädchens. Die Male. Ihr Blick, der reglose Arm, den sie nicht mehr bewegen konnte und die dauernden Krämpfe.
War es nicht das, was der Italiener erzählt hatte?
    Natürlich war es das. Aber ich leugnete.
    Ich schlug den Obolus aus, den die Schürcher mir entrichten wollten und zog zurück nach Bonifaz.
Ich wollte mit mir und dem Herrn allein sein, und zog mich ad hoc in meine Zelle zurück.
Ich fastete bis zum Aufbruch mit den Italienern, und verbrachte die Nacht auf den Knien. Im Gebet. Auf der Suche nach Antworten, die mir der Herr aber verweigerte.
Nach der Laudes kam Johann zu mir und brachte mir einige Urkunden, die ich zu zeichnen hätte, was ich in Ruhe verrichtete.
Danach wandte mich wieder - sogar bis zur Terz - dem Gebet zu und war unfertig, als die Italiener bereits vor dem Tor standen und auf meine Begleitung warteten. Also musste ich mich unerwartet sputen, um nicht alleine reisen zu müssen.
Die Händler aus Mailand luden mich zu einem Mahl in der Schänke am Markt ein, um uns vor der Reise nach Köln zu stärken, aber ich wollte klarer Sinne sein und fastete weiterhin.
Ich wollte mich reinigen, bis ich Antworten fand auf meine Fragen.
So trafen mein treuer Esel Franziskus und ich sie dann nach deren Mahl am Markt.
    Wir brachen alsbald auf und tauschten uns auf dem Wege am Rhein entlang weiter aus.
Luciano erzählte mir, dass man die Erscheinungen der Kranken unterscheiden

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