Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
konzentrieren können. Ohne Flüssigkeit brach ihre Aufmerksamkeit irgendwann ein, und sie überlas womöglich etwas Wichtiges.
Und das Trinken von Wein war völlig fehl am Platze, seitdem sie begriffen hatte, wie brisant das Thema ist oder sein könnte.
Nein, sie wollte nichts verpassen.
Rehydriert und etwas wacher als zuvor, machte sich Dr. von Rensdorf daran weiter zu erfahren, was damals passiert war.
‚In der Sommersonne lenkte ich mein Reittier gemächlich am Rhein entlang gen Süden.
Franziskus kannte den Weg von Köln zurück nicht so gut, wie den von und nach Blaubach.
Aber dennoch musste ich ihn kaum lenken.
Gelegentlich antreiben hingegen schon, denn er war doch ein störrisches Tier, wie alle seiner Art.
Wir brachen schon vor der Prim auf und in meinem Gepäck waren neben einigen Schriften, die ich schon vor Monaten bei Gerhard und seinen Schreibern in Auftrag gegeben hatte, nicht weniger Fragen als auf meinem Hinweg und auch immer noch keine Antworten.
Die Reise gestaltete sich sehr ruhig. Kaum ein Bauer auf dem Feld und kaum ein Tier, das sich flüchtend vor Franziskus und mir verkroch.
Hier und da ein Schiff aus dem Süden, aber nicht so viele wie es üblich gewesen wäre. Nur fiel mir dieses damals nicht auf.
Meine erste Begegnung mit dem Tod wartete auf mich, aber ohne dies schon zu wissen, ritt ich nach Hergendorf hinein.
Meine Ankunft wurde von trüben, toten Augen verfolgt, ohne dass ich es ahnte.
Das Rheinufer liegt einiges tiefer, als der Rest des Amtes zu dem Hergendorf gehört, und so konnte ich es kaum gewahr werden, dass oberhalb unseres Weges gierige Blicke und Schritte unseren Weg kreuzen würden.
Der Wehrturm Hergendorfs, von dem aus es nur kurzen Weges bis zum Markt und weiter bis zur sicheren Kirche von St. Bonifaz wäre, war schon in Sicht, als ich aus meinen Gedanken gerissen wurde, weil fast direkt neben mir ein lautes Stöhnen an mein Ohr drang.
Ein zur Pranke geformte Hand schlug nach mir, verfehlte aber mein Bein um Haaresbreite.
Ich griff sofort nach dem Kreuz, was mit dem Rosenkranz an meiner Hüfte hing, zog es heraus und hielt es dem Wesen vor das Gesicht.
‚Vade retrum! In nomine patris, vade retrum! 21 ‘ schrie ich ihm entgegen.
Mein Vertrauen in die Macht Gottes war so groß, dass ich mir sicher war, dass ich das Tier so vertreiben könnte.
Es stolperte jedoch weiter einfach näher, schlug erneut stöhnend nach mir und traf den Esel am Hinterteil.
Ich hieb Franziskus die Fersen in dies Seite, was ihn üblicherweise nicht besonders antrieb, aber der Herr in seiner Güte hatte ihn in diesem Moment einfach weniger störrisch sein lassen, als er es sonst war.
Hätte er sich nicht so schnell in Bewegung gesetzt, so hätte sicherlich nicht nur er sein Leben verloren, sondern auch ich.
Nun war es aber so, dass der erste dieser Teufel ihn, wie mich, verfehlte und wir so schnell es meinem treuen Esel möglich war, davon stoben.
Nur wenige hundert Schritte später jedoch, war uns das Glück nicht mehr so hold, als weitere drei Wiederkehrer uns anfielen.
Kurz vor dem Wehrturm, der scheinbar nicht besetzt zu sein schien, brachten sie uns zum Stehen und Franziskus zu Fall.
Ich, der bei dem Sturz in die Kiesel am Rheinufer stürzte und gen Wasser rollte, überlebte.
Und mein armes Reittier wurde zum Opfer der Kreaturen, die ihn einfach zerrissen und mich für einige Momente nicht mehr beachteten.
Mir waren in diesem Moment die Pergament in den Taschen völlig gleich und ich raffte mich auf um weiter gen Süden zu laufen.
Es war wohl der Herr, der meine Schritte in die richtige Richtung lenkte. Weg von den Todesschreien meines Esels. Weg von den schmatzenden, blutverschmierten und stöhnenden Wesen, die ihn in Stücke rissen.
Die Laute riefen noch mehr von diesen unheimlichen Dämonen in die Nähe, und ich sah als einzigen Ausweg den Hafen und die Mittelwerth.
Und so rannte ich, so schnell es mir meine Füße erlaubten in Richtung Markt und weiter zum Hafen.
Ich war es kaum gewohnt länger zu laufen und schon gar nicht in meinem durch das Fasten geschwächten Zustand.
Meine Lungen brannten, meine Beine ebenso, und ich fing an mehr und mehr zu stolpern.
Meine Augen spielten verrückt, aber ich war sicher, dass wenn ich stürzte, der Tod über mich kommen würde.
So schaffte ich es denn noch einen und einen zweiten Schritt in den Rhein zu setzen, bevor ich laut platschend in seine Wasser stürzte.
Ich war nie ein guter Schwimmer und auch hatte ich nie ein großes
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