Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
irgendeine Art waren wir alle schwach geworden und unserer Gottgefälligkeit war nicht so groß, wie sie hätte sein sollen.
Vielleicht war dies ja die Strafe für unsere Laster und Lüsternheit?
‚Seit ihr denn noch mehr solcher Wesen begegnet?‘, wollte ich wissen.
‚Wie soll ich sagen, Amadeus? Ja und Nein.‘
Mein fragendes Gesicht schien ihn anzuspornen doch nicht den Rest des Weges in Schweigen und Scham zu verbringen.
‚Wir haben natürlich versucht jede Begegnung mit dem Tod, und vor allem diesen Toten zu vermeiden. Aber die Anblicke der Städte und Dörfer waren unausweichlich.
Und zu den uns bekannten Anblicken gedunsener Körper kamen die, von zerrissenen Leibern.
Die von Scheiterhaufen und aufgerissenen Gräbern.
Von Kindesleibern, die wie von Wölfen zerfetzt waren.
Von Knochen die angenagt waren und von sich labenden Wesen, die uns aus ihren milchigen, toten Augen anstarrten und sich von ihrem Mahl erhoben, um uns entgegen zu stampfen.
Oft begegneten wir ihnen nicht und wir hatten auch kein Verlangen danach uns mit ihnen zu messen. Wir sind Händler. Keine Krieger.
Wir zogen es vor uns möglichst schnell zu bewegen und sie ihrem Schicksal zu überlassen. Wie auch immer das aussehen mochte.
Ja, wir sahen noch mehr von diesen Wandernden und Nein wir begegneten ihnen nicht.‘
Ich grübelte noch nach, soweit ich mich erinnere. Und ich hatte eine Frage, die mir noch auf dem Gemüt brannte.
‚Saht ihr sie bereits in dieser Gegend?‘
‚Die letzten, die wir sahen waren weiter im Süden. Bei Limburg hörten wir zuletzt von Zwischenfällen und eilten uns weiter zu ziehen.‘
Bei den letzten Worten zog er sich schon wieder zurück. Erneut verfiel er ihn ein schamhaftes Schweigen und er reagierte nicht mehr auf weiteres Ansprechen.
Ich erinnere mich noch sehr genau an seinen Blick, als ich ihn an einer Weggabel auf die Straße die an der Vogtei Lurdendorp vorbei führte lenkte.
Leer und nahezu hilflos schaute er mich an, während das Wasser seine markante Nase herunterlief. Ich weiß nicht ob er weinte, aber möglich war es gewiss.
Die Burg der Vogtei war im Regen kaum zu erkennen, aber ich kannte den Weg.
‚Keine Stunde mehr bis Hergendorf‘ gab ich zu wissen, und wir trotteten langsam am Rhein entlang, bis die ersten Höfe Hergendorfs in Sicht kamen.
Vorbei an der Kirche des St. Peter bis wir zur Mittelwerth und dem vor ihr liegenden Hafen Hergendorfs kamen.
Es war durchdringend kühl, und der Regen hatte sein Übriges dazu getan, dass ich meine Beine kaum mehr spürte.
Der Marktplatz, der am Hafen zu finden war, war kaum geschäftig, trotz der Mittagszeit.
Es lagen kaum Boote und Schiffe vor Anker und die Stände waren zumeist geschlossen.
Das Leuchtfeuer im kleinen hölzernen Turm auf der Mittelwerth brannte und war ein Zeichen dafür, dass die Sandbank sowohl rheinseitig umfahren werden konnte, als auch landseitig und dann im Hergendorfer Hafen endete.
Ich sah, dass der Wehrturm am Marktplatz endlich sein neues Dach erhalten hatte. Zu lange war ich wohl nicht mehr hier gewesen, und es überkam mich eine Sehnsucht.
Aber das ist ein anderes Thema.
Ich hieß die Händler sich eine Bleibe suchen, denn wenn sie Handel treiben wollten, wäre hier der rechte Platz.
Ich wollte zu meinem Freund, Bruder Johann in der Kirche zu St. Bonifaz, um dort unter zu kommen und mich aufzuwärmen.
Er wusste Bescheid über das, was zu tun war. Über das, weswegen ich nach Hergendorf gekommen war.
Johann war schon, seitdem ich ihn kennenlernte ein wortkarger, junger Mann. Aber er war auch sehr verlässlich und arbeitsam.
Und so hatte er auch dieses Mal wieder alles zum Rechten vorbereitet, so dass ich am nächsten Tag bereits die beiden Ehen schließen, und eines der Kinder aus früheren Ehen im selben Gottesdienst würde taufen können.
Er reichte mir trockene Kleidung, die ich nur zu gern gegen meine kalten, nassen und mörderischen Stoffe tauschen wollte.
Die heiße, dünne Suppe, die er mir reichte, wärmte von innen und ich verfiel in Gedanken an das, was mir der italienische Händler erzählt hatte.
Ich teilte mich dem Bruder mit und erzählte ihm davon, dass der Tod sich seinen Weg nach Norden fraß und weder vor Arm, noch Reich oder Jung und Alt Halt machte.
‚Ich hörte bereits davon. Eine Pestis, die aus Italien kommt, erzählt man.
Sie raffe wahllos Menschen dahin und wandere mancherorts schneller als die Karren fahren können, wie ich man sagt.‘
Ich zweifelte, ob ich ihm meine Zweifel
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