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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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nichts zu finden. Der Name war ihr im Kopf. Warum auch immer.
    Gerd! Vielleicht wusste er was das Wort zu sagen hatte.
Hier zeigten sich dann doch wieder die Segnungen der Neuzeit, denn sie wählte augenblicklich Gerds Nummer um ihn auszuquetschen.
Seine kurze, fröhliche Begrüßung ignorierend, fiel sie direkt mit der Tür ins Haus:
    „Sag mal, Gerd. Sagt dir das Wort Scheurer irgendwas?“
    Und Gerd antwortete mit einem wie auf Knopfdruck abgerufenen „Natürlich, Liebes. Erinnerst du dich nicht mehr? Da waren wir letzte Woche freitags essen. Am Rhein. Die hatten doch so eine ‚super Ausstattung‘ dort. Warum fragst du?“
    Die Gaststätte. Ja natürlich. Sie waren in einer Gaststätte essen, die diesen Namen trug.
Ellie konnte sich gerade noch ein „Ah, danke. Stimmt. Hatte ich vergessen. War nicht weiter wichtig.“, abringen, bevor sie abwesend auflegte.
    Durch Gerds Hinweis war ihr wieder alles bewusst.
In dem Wirtshaus, das diesen Namen trug hatten sie gegessen und sich über die geschichtsträchtige Ausstattung amüsiert.
Sie waren dort eingekehrt als sie einen der sonnigen Tage genutzt hatten um einmal auszuspannen.
Bei ihrer Tour aufs Geratewohl gemacht, waren sie schließlich in eben dieser Schänke gelandet.
Und zu dieser alten Ausstattung gehörte auch eine Karte, in der erklärt wurde, was der Name der Gaststätte zu sagen hatte.
Schürcher oder auch Scheurer sind Menschen die sogenannte Schürreskarren - eine spezielle Art von Schubkarren - fahren.
In diesem Nest waren dies die Leute, die die Schiffe entluden und die Waren am Zollbereich Kölns vorbeikarrten.
Einerseits verboten und riskant, andererseits sehr lukrativ für alle die, die nicht die Zölle in Köln entrichten wollten, welches das Stapelrecht besaß.
    Wie schon im Traum über den Schlüssel zu den Blaubach’schen Aufzeichnungen, war es hier auch sofort klar.
Hergendorf war das heutige Zündorf. Jetzt einer der südlichsten Stadtteile Kölns.
Die Entfernung passte, die Lage am Rhein passte, einfach alles.
Erst Bonn, dann über die Sieg und an Lurdendorp (was wohl die Vogtei Lullesdorp sein musste, das heutige Lülsdorf) vorbei bis zum Turm, in dessen Schatten heute noch Fachwerkhäuser stehen.
Die uralten Kirchen, deren Namen leicht entfremdet waren.
Die Insel im Rhein, die heute mit dem Festlandverbunden ist.
Alles passte so genau zusammen.
Natürlich war es das Dorf, in dem Gerd und sie essen waren.
Sündorf, Zudendorp, Zündorf oder wie Amadeus es nannte:
Hergendorf.
    Aber warum nur?
    Wenn er schon so viel Zeit investierte um diese Informationen der Welt zu hinterlassen, wieso änderte er dann Ortsnamen?
    Waren auch die Personennamen geändert?
    War er überhaupt derjenige, der er vorgab zu sein?
    Jede neue Erkenntnis schien hier neue Fragen aufzuwerfen und Ellie war es einfach nicht gewohnt von einem Rätsel zum nächsten zu stolpern.
    Sie war ohnehin verwirrt. Diese Tag- und Nachträumereien raubten ihr zunehmend den klaren, analytischen Verstand, für den sie bekannt war.
    Aber das war eventuell ein Ansatzpunkt. Wenn man wenigstens einen Ort definitiv bestimmen konnte, ergaben sich vielleicht die Zusammenhänge für den Rest.
Und sie war fürchterlich stolz auf sich selbst.
    Aber diese Zusammenhänge würde sie nur an einer Stelle finden können. An einer einzigen.
Und diese Stelle war wohl in keinem Archiv oder Museum oder sonst wo. Sie war direkt in ihrer Nähe. Sie war in dem temperierten Schrank in ihrem „Konservatorium“.
    Und genau dahin bewegte sie sich alsbald, mit den letzten gelesenen Rollen unter dem Arm.
Bald würde sie weiterlesen.
Das war einerseits aufregend und spannend, machte ihr auf eine seltsame Art aber auch Angst.
    Aber die Wissenschaftlerin in ihr gewann. Natürlich tat sie das.
    Und kaum, dass sie die gelesenen Rollen zurückgelegt hatte, saß sie schon mit den chronologisch nächsten an einem der Tische und las.
    Sie las weiter, was ihr der Priester zu erzählen hatte.
     

016
     
    „Es war für mich keine lästige Pflicht, den letzten Trost zu spenden, den ein Mensch erfahren sollte.
Aber wenn ein Kind von 12 Jahren dem Tod ins Antlitz blicken soll, ergreift es selbst einen Bruder wie mich.
    Peter, der junge Ministrant aus St. Bonifaz, begleitete mich und hielt das Licht und die Schelle.
    Ich trug die heiligen Öle, das Weihwasser und auch den Sprenger, da ich davon ausging, dass die ärmlichen Schürcher keine Versehgarnitur besaßen.
    Die kleine Hütte der Familie, die an der engen Gasse die

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