Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
könne.
Dass es schon auf Entfernung möglich sei zu erkennen, wer ein Wiederkehrer sei, und wer an der orientalischen Seuche erkrankt.
Er erklärte mir in deutlichsten Worten, wie wichtig es wäre dies auseinander zu halten, denn ein Kranker der Pestis orientaliensis müsse nicht so nah an uns heran, um seine Krankheit auf uns abzuladen.
Ein Wiederkehrer, der offensichtlich viel langsamer agiere, würde uns unbedingt beißen wollen.
Auch in der Erscheinung sei es uns möglich, zu erkennen, wer ein Auferstandener sei und wer nicht.
Aber, das sollte ich in nicht allzu ferner Zukunft schon gelernt haben.
Nach knapp eines Tages Rittes, erreichten wir in den frühen Morgenstunden die Tore Kölns.
Der Anblick, der selbst mir jedes Mal erneut den Atem stocken ließ, ließ die Italiener vor Ehrfurcht fast erstarren.
‚Darf ich vorstellen werte Herren? Sancta Colonia Dei Gratia Romanae Ecclesiae Fidelis Filia.
Dat hillije Coellen.’“
Ellie stutze ein wenig, denn die mundartliche Textstelle war in eben diesen Buchstaben geschrieben, statt in Latein, und der Name Kölns war in goldenen Lettern gefasst und sprang sie förmlich an.
„Die zwölf Tore der Stadt, von denen man natürlich nicht alle sehen konnte, waren Jerusalem gleich in die riesige Stadtmauer eingelassen.
Burgen gleich, prunkten sie im steinernen Schutzwall und ließen uns Menschen so winzig scheinen.
Einzig die Dächer der Kirchen überragten die Mauer. Die Kräne, die zum Bau notwendig waren und natürlich die Domkirche.
Die im Bau befindliche, wundervolle, Domkirche zu Sankt Peter und Maria.
Aufenthalt für den Schrein der Heiligen aus dem Morgenlande, in dem die Gebeine der drei Menschen lagen, die unseren Herrn Jesu Christi gesehen und beschenkt hatten.
Erst vor nicht einmal dreißig Jahren wurde der Chor geweiht, und ich werde es gewiss nicht erleben, wie die Türme entstehen und der Bau ein Ende findet.
Aber dennoch erfüllt mich jetzt schon der Anblick dieses Monumentes aus Stein, Blut und Schweiß mit Stolz.
Ein Bauwerk, das den Herrn preist und ihn vielleicht auch stolz macht, auf das Kölner Volk.
Nachdem sich die staunenden Münder Lucianos und Micheles wieder geschlossen hatten, und ich scheinbar unendlich viele Fragen zur Domkirche beantwortet hatte, schienen all die Gräuel und Strapazen der Reise aus dem Süden vergessen zu sein.
Man entschied sich, eine Unterkunft in Nähe des Kirchenbauplatzes zu suchen und wandte sich dem Weg dorthin zu.
Mein Weg jedoch, sollte mich innerhalb der Mauern nach Süden führen, und so hieß es Abschied zu nehmen von den zwei merkwürdigen Südländern.
‚Vor dem Büttel seit ihr lieber still und stellt euch dumm oder unverstehend. Sonst landet ihr schneller im Turm, als euch lieb ist.‘, warnte ich sie noch und sie winkten mir zum Abschied zu.
Was ich aus unserer Begegnung mitnahm waren die Zweifel, die sich in mich fraßen und ein Wissen, dessen Wichtigkeit ich zu dieser Zeit noch nicht einschätzen konnte.
Es sollte aber noch von enormer Bedeutung werden in den darauffolgenden Zeiten.
Die nächsten Wochen und Monate verbrachte ich bei meinem alten Bekannten Gerhard in seiner Kirche, die dem Heiligen Severin, seinerzeit der dritte Bischof zu Köln, geweiht ist.
Obgleich unpassend, da der alte Probst der Kirche im Sterben lag und man sich, wie es schien, nicht wirklich einig über dessen Nachfolge war, so wurde ich doch herzlich und zuvorkommend begrüßt.
Die einfache Zelle in einem Seitengebäude, was wohl früher als Stall gedient hatte – der Geruch ließ es jedenfalls vermuten- war für mich mehr als ausreichend.
Jeden Tag suchte ich das Gebet, visitierte den Severinsschrein und erhoffte mir Rat und Aufklärung von der Nähe der Reliquien.
Das Fasten fiel mir schwer, aber ich blieb standhaft.
Ich magerte zunehmend ab und sah mit meinem kahlen Schädel bald selbst aus, wie der Tod.
Jedoch muss ich gestehen, dass mich die Reinigung deutlich klarer denken ließ.
Ich hatte zwar keine Erscheinung, aber in den nächtlichen Stunden der Busse, die ich so oft auf Knien verbrachte, kamen mir Gedanken die ich früher nie zu Ende hätte denken wollen. Oder gar können.
Gerhard und seine Bruderschaft waren zu beschäftigt um mich in meinen Fragen zu unterstützen, und ich wollte ihnen meine ganzen Zweifel nicht einfach darlegen. Dies hätte bedeutet ihnen die so wirr klingende Geschichte der Italiener, die mich so aufwühlte mitzuteilen.
Dazu war ich noch nicht bereit.
Aber Gerhard wäre nicht
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