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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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der neue Probst geworden, wenn er dümmlich oder unaufmerksam gewesen wäre.
Und so kam er denn eines Abends nach der Komplet, und stellte mich zur Rede.
    ‚Amadeus. Wie lange kennen wir uns nun? Fünfzehn Jahre? Oder sind es gar Achtzehn?‘
    Ich musste überlegen und antwortete ihm ‚‘Achtzehn werden es im Christmond 20 , wenn ich mich recht entsinne‘
    ‚Und immer noch glaubst Du, ich würde nicht merken wenn dich etwas bedrückt? Ein schöner Diener Gottes wäre ich, wenn ich den Kummer nicht erkennen würde, der dir anlastet.
Teile dich mit. Vielleicht kann ich Dir zu Hilfe sein.
Den Versuch möchte es doch wert sein.‘
    Mein Zögern ließ ihn weitersprechen.
‚Auch wenn wir Gott vielleicht etwas näher zu stehen scheinen, so sind uns doch auch der Rat und das Ohr von Freunden eine ebenso große Hilfe, wie das Wort Gottes.
Du musst es nur einsehen und dir selber eingestehen. Teile dich mit, Amadeus.‘
    Und ich teilte mich ihm mit. Unter dem Siegel des Beichtens, teilte ich ihm alles mit, was mir widerfuhr. Was mir die Italiener erzählten und was ich in Hergendorf gesehen hatte.
    Sein Gesicht sprach mehr aus, als Gerhard zu sagen vermochte.
    Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob er mich für dem Wahnsinn verfallen hielt.
Immerhin war meine Geschichte auch sehr unglaublich. Zumindest in diesen Tagen.
Jedoch versuchte er mich mit Fragen am Reden zu halten.
Er war ein geübter Redner, der den Disput liebte. Aber hier war es an ihm, zu lauschen und zu beraten.
    ‚Ich denke, dass unser Herr dich für etwas besonders vorgesehen hat, Amadeus.
Für was, kann ich nicht sagen. Aber in seiner Weisheit wird er Dir schon zeigen was deine Pflicht sein wird. Du wirst Deine Aufgabe erkennen‘, mutmaßte er.
    Zum ersten Mal erfuhr ich, wie es den Beichtenden ergehen musste, denen ich nicht zu helfen wusste.
Denen ich ähnliche Ratschläge gegeben hatte, damit sie nicht ohne Beistand von mir gingen. Wohlwissend, dass diese Ermutigungen nichts, als leere Hüllen waren.
    So verbrachte ich meine restliche Zeit in St. Severin weiterhin in Demut und Gebet, bis ich entschied, wieder in Richtung meiner Heimstätte aufzubrechen.
Zu dem, was Gott mir wohl zugedacht hatte, wie Gerhard sagte.
 
    Der alte Probst verschied Ende des Heuerts und Gerhard trat die Nachfolge des alten Gottschalk von Kierberg an, der das Probstamt für fast zwanzig Jahre innehatte.
Seine kostbare Zeit ward meinen Sorgen nun fast gar nicht mehr zuteil, und so trennte ich mich von den Brüdern in Sankt Severin.
Der Abschied war kurz, aber herzlich, wie es unter Freunden ist.
    Während meiner Zeit in Köln hörte ich ungewöhnlicher weise nichts mehr von den Italienern, und erst viele Monate später traf ich sie erneut.
    Ohne Zweifel.
    Ohne Angst und ohne Leugnen in meinem Innersten.
    Aber auch zu dem, was ihnen widerfuhr, erzähle ich später.
    Franziskus und ich –er wohlgenährt und ich mehr einem Besen gleichend- machten uns auf den Weg nach Hergendorf.
Nicht nur, weil es auf dem Weg nach Blaubach lag, sondern auch, weil meine Neugier nach dem Verbleib der kleinen Katherina riesig geworden war.
Dies war eine der Fragen, die ich früher nie zu Ende gedacht hätte.
    Seinerzeit wäre mir nur in den Sinn gekommen, dass der Herr wohl wissen müsse, was er tut.
Dass wir kleinen Würmer uns nicht zu kümmern hätten und sein Wille ohnehin geschehe.
Nie hätte ich gefragt, was der Auslöser war für ihren Zustand.
Nie hätte ich gefragt, was aus ihr geworden wäre.
Ich hätte mein Gewissen rein gehalten, durch Verdrängen jeglichen Gedankens an ihren Verbleib. Denn Gott will es so, wie er es will.“
    Elvira legte das Blatt beiseite.
Ihre Augen brannten, und ihr Kopf schwirrte, wie ein Hummelnest.
Sie konnte es sehr gut verstehen, was da an Zweifeln an Amadeus genagt haben muss. Sie kam sich genauso vor.
    Völlig aufgewühlt und verwirrt. Unwissend, was ein Zustand ist den sie in keiner Weise mochte, und unentschieden.
    Sie spürte wie trocken ihr Mund und ihre Augen waren. Sie brauchte dringend Flüssigkeit. Und es sollte am besten kein Wein sein.
Sie wollte klarer Sinne sein, wenn sie weiter lies.
Nichts sollte sie ablenken oder ihre Aufnahmefähigkeit senken. Trotz der späten Stunden.
    Und sie hoffte unterschwellig, so den ausgeprägten Träumen zu entgehen.
    Was für ein Trugschluss.
     

017
     
    Ein zweites Glas Wasser folgte einem ersten, und ein drittes floss zum Abschluss Elviras Kehle hinunter.
Sie kannte sich. Ohne Wasser würde sie sich nicht

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