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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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unbeschadet?“, was sie nickend bestätigte.
„Dann kommt. Wir dürfen nicht warten. Nicht hier, wie ihr merkt. Könnt ihr noch Schritt halten?“
    Auch das nickte die Dame ab und ihr leerer Blick, der fast schon an den der Wiederkehrer erinnerte, wandte sich den Pfad zu, auf dem sie zur Vogtei gelangen wollten.
    Ellies Gänsehaut legte sich nicht. Sie ging in kurzen Schritten angewidert an dem eingeschlagenen Schädel vorbei und konnte den Blick nicht davon lassen.
Die beiden Jungen sahen das in ihrem Übermut anders. Wenn es die Zeit zugelassen hätte, hätten sie den Körper wohl noch inspiziert, aber an diesem Tag taten sie, wie ihnen geheißen wurde.
Nach nur wenigen Schritten brach die Dame einfach wortlos zusammen.
    ‚Der Anblick, der in edel Stoffe gewandeten Frau, die zierlich und fast schlafend aussah, hatte etwas nahezu idyllisches‘ , ging es Ellie durch den Kopf.
‚Wenn die Grausamkeiten nicht wären, könnte man fast denken, es sei wie aus einem dieser alten Ritterfilme, in denen die holde Maid sich im Gras schlafen legt, und von einem Edlen gesucht und gefunden wird.‘
    Aber so war es nun eben nicht. Jacob, der neben ihr ging, versuchte zwar, die Frau aufzufangen, konnte aber nicht verhindern, dass sie einfach ins Gras fiel und dort regungslos liegen blieb.
Eine prüfende Sekunde später merkte er wohl, dass sie nur ohne Bewusstsein war und nicht verstorben.
    „Ist ihr was geschehen? Wurde sie verletzt? Gebissen?“, fragte Leon, der augenblicklich zur Stelle war.
    „Wer kann das sagen, Leon? Ich sicherlich nicht“, antwortete Jacob.
    „Ich werde sie tragen, und in Lurdendorp kann jemand sie von Kopf bis Fuß untersuchen. Wir dürfen hier nicht verweilen.“, entschied Leonhardt, und nahm die junge Frau auf seine Arme.
    Auch wenn der Körper der Dame nicht schwer sein konnte, so sah es dennoch aus, als wäre sie aus Pappe. Man sah dem Mann kaum eine Anstrengung an, als er sie hochhob.
    Er hielt sie vor sich, entschied sich aber bereits nach kurzer Wegstecke dazu, sie über der Schulter zu tragen.
    Ellie dachte noch, dass sie ohnehin zornig sein würde darüber, dass ein niedriger, stinkender und ungewaschener Kerl sie durch die Gegend getragen hat.
Andererseits, wäre die andere Option sicherlich nicht in ihrem Sinn gewesen.
    Aber sie sollte sich täuschen.
Nach nahezu zwei Stunden des Weges, den man normalerweise auch in gut einer hätte zurücklegen können, erwachte die junge Dame und fing an ungemütlich zu strampeln.
Leonhardt setzte sie sofort ab und befragte sie, wie sie sich fühle. Sie war sich keiner Ohnmacht bewusst und behauptete, dass mit ihr alles in Ordnung sei.
    „Ihr seid zu schwach, Freiin.“, antworteten Jacob und Leonhardt zeitgleich, was die Dame aber mit einer Handbewegung abtat.
    „Natürlich werde ich selbst weiter laufen. Was sollen die von Lurdendorper von mir denken.“
    Die Realität jedoch strafte sie Lügen. Erneut brach sie nach kurzen Schritten wieder zusammen, blieb dieses Mal jedoch bei Sinnen.
    Leonhardt war scheinbar des Redens müde und warf sie sich erneut auf den Rücken. Und die Herrin, die zum Strampeln zu schwach war, aber nicht zu erschöpft, um sich in einem Tonfall, der sich für Ihresgleichen nicht geziemte, zu beschweren, lag erneut als Ballast auf Leons Rücken.
    Die Sonne war zwar schon über dem Rhein untergegangen, als sie die Spitze von St. Jacobus, der Kirche von Lurdendorp sahen.
Und unweit davon befand sich auch schon die Burg der Vogtei.
    Sie eilten sich, so gut es ging, aber auch Leonhardt schnaufte zunehmend unter der Last auf seinem Rücken.
So sehr sich die junge Dame auch bemühte, ihn nicht zu behindern; das Gewicht forderte seinen Preis.
    Die Tür zur Kirche stand offen und es brannte nicht eine Kerze darin, was die Gruppe veranlasste weiterzuziehen. Es waren nur wenige hundert Schritte bis zur Burg und dort wären sie in Sicherheit
    Auch wenn Kerzen teuer waren, und für den normalen Menschen dieser Zeit kein Gegenstand der Verschwendung, so hätte doch generell um diese Zeit in Lurdendorps Häusern Licht sein müssen.
Aber als sie so ungestüm durch das Dorf huschten, fiel ihnen nur beiläufig auf, dass alles still und dunkel war.
Das Dorf war verlassen, so wie die Kirche auch.
Vermutlich hielten sich die Dörfler in der Burg auf. In Sicherheit und unter dem Schutz des Vogtes und seiner Mannen.
    Sie erreichten erschöpft und verängstigt die Außenmauer der Vorburg. Das Tor stand offen und als einziger Hinweis auf Anwesenheit

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