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Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)

Titel: Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Heinz Wesemann
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gewachsen, hatte aber eine gebeugte Haltung, die ihn deutlich kleiner erscheinen ließ, als er war.
Die wenigen Haare die ihm geblieben waren, waren durch die Jahre in ein dunkles Grau gewandelt worden.
Er grinste, fast wie von Sinnen und zeigte so seinen Mund der voller fauliger Stümpfe beinahe zahnlos war.
Er stützte sich auf einen Streitkolben, den zu schwingen er wohl kaum in der Lage gewesen wäre.
Aber als Stütze seines Rückens und seines Mutes, war er wohl gut zu gebrauchen.
Leonhardt wurde vom Jähzorn gepackt und musste von Jacob daran gehindert werden, dem Alten die restlichen Zähne aus dem Maul zu schlagen.
    ‚Lass mich los, Jacob. Ich werd's dem Hundsfott geben. Uns den Eintritt zu verwehren.
Dieser Sohn einer verkommenen Hure weiß genau, was dort draußen umgeht und öffnet uns nicht.‘
    Jacob war deutlich gelassener. Ich denke, dass es nicht nur sein Alter war, sondern einfach die Tatsache, dass wir uns nun in Sicherheit wägen konnten, die ihn so ruhig sein ließ.
    ‚Er hatte einfach Angst uns Unbekannte einzulassen.‘, konterte Jacob, was der Mann mit einem Nicken bestätigte.
    ‚Wir gaben uns zu erkennen. Mit der Freiin. Was denkt er sich, uns nicht zu öffnen.
Als ob die Wiederkehrer anklopfen oder antworten würden.‘
    Der Blick, den Leonhardt der Frau in Freiin Kattereins Armen zuwarf, war nicht minder feindselig und wenn er hätte töten können damit, so wäre sie wohl sogleich vor den Schöpfer getreten.
Die Frau war eine dickliche, ältere Dame, die wohl in der Küche zu arbeiten schien.
Und sie kannte die Edle. Soviel war gewiss.
Die Dame hatte die Stimme erkannt, die uns durch die Tür so schroff entgegenschlug und sich ihr derart zu erkennen gegeben, dass uns die Köchin einfach herein lassen musste.
    Die Herrin klärte uns auf, wer das dicke Weib war.
Sie kannte sie, weil sie vor einigen Jahren noch in Diensten derer zu Hergendorf gestanden war.
Nach einem Essen, das den Herren von Hergendorf samt Gemahlin und dreier Ritter auf das Krankenlager streckte, und einem Tobsuchtsanfall später, war sie seit dem Tage in den Diensten der Vogtei.
    ‚Bärbel, sag an. Wo sind die Herrschaften des Hauses?‘, fragte die Herrin.
    Der Ausbruch an Tränen, den diese Frage auslöste, stimmte auch Leon wieder ruhiger.
    ‚Herrin Katterein. Man ließ uns einfach zurück. Die Herrschaften sind geflohen, als die Gestalten sich anschickten das ganze Dorf zu überrennen.
Statt uns zu beschützen, wie es ihre Pflicht gewesen wäre, nahmen sie lieber die Beine in die Hand und ließen uns hier zurück.
Hermann, den alte Sänger habt ihr bereits gesehen. Johanna vom Torhaus ist unten in der Küche.
Scheinbar sind die Weiber, die nicht dürr und hager sind eine Last.
Oder die, die nicht jung und willig sind. Und wir sind beides nicht.
Wohin sie geflüchtet sind; wir wissen es nicht. Wir haben gefleht und gebettelt, aber die Mannen des Vogtes haben uns ausgelacht als sie sich absetzten. Ich sehe jetzt noch den Anblick des Karrens, der über die Brücke davonrollt.
    Die Herrin erwähnte beiläufig wer ihre Begleiter seien und wandte sich dann dem Sänger zu.
    ‚Hermann? Doch nicht vom Broich? Oder seid ihr der?‘
    ‚Sehr wohl, Herrin. Hermann vom Broich. Einst Sänger des Grafen von Berg und seit nunmehr fünf Jahren fahrender Musikus, der sich für ein Brot zum Narren macht und den Edlen nach dem Munde singt.
Ein falsches Lied zur falschen Zeit kostet uns bisweilen mehr als nur die Zähne.
So geschieht es unsereins, wenn wir uns zu sicher fühlen und mit den falschen Worten die Kritik an unseren Herren vortragen.‘
    Er lächelte erneut mit seinem leeren Mund und sprach dann weiter.
    ‚Früher war ich wohl umsichtiger mit meinem Worte. Bissig zwar schon eh und je, aber seinerzeit geschickter.
Sei es drum. So durfte ich erfahren, was eine eiserne Faust in eines Sängers Munde anrichten kann.‘
    ‚Aber lasst uns nicht hier in der Halle herumstehen wie die Salzsäulen. Ich führe euch nach oben in die Gemächer.‘ unterbrach die Köchin den Redefluss des Sängers.
    Hermann war kein redsamer Mensch, aber an diesem Tage brach scheinbar eine alte Last aus ihm heraus.
Was er mitzuteilen hatte, gab er üblich im Lied kund.
    ‚Hunde?‘, fragte ich die Köchin als ich neben ihr war.
    Ihr feistes Gesicht formte sich zu einem Lächeln und sie sagte:
‚Wie sollte ich euch sonst verjagen, wenn ich nicht mit den Hunden drohte?‘
    ‚Ihr habt Hunde hier? Die hätten wir doch hören müssen‘
    ‚Ach, die

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