Der Seuche entstiegen: Wie schwarz und wie tot war der Schwarze Tod? (German Edition)
von Menschen brannte ein Licht im Torhaus.
Das goldene Wappen mit dem roten Balken aus Gegenzinnen prangte an der Pforte, und die Fliehenden sahen mit Erleichterung, dass sie ihr Ziel erreicht hatten.
Die Vogtei zu Lurdendorp.
Die Augen der Ankömmlinge hatten sich schon an die einsetzende Dunkelheit gewöhnt, und so fanden sie die Tür zum Torhaus ohne Schwierigkeit.
Leonhardt setzte die Freiin ab und versuchte zunächst Luft zu holen, bevor er weiter handeln konnte.
Ellie sah ihm zu und saugte den Anblick des jungen Mannes in sich auf. Adelheid war ihm wohl zugetan.
Anders ließen sich die Gefühle in Ihr nicht erklären. Ihre Vermutung wurde mehr und mehr zur Gewissheit.
Jacob, der auch Leons Bogen trug, kam näher und sie nickten einander an. Scheinbar kannten sie beide das, was nun zu geschehen hatte.
Jacob winkte die beiden Jungschützen heran und übergab ihnen die Bögen und die Köcher.
Beide Krieger zogen ihre Hämmer aus den Schlaufen und Leonhardt deutete den beiden jüngeren, dass sie Wacht halten sollten.
Er machte sich daran, die Tür zu öffnen. Sie war verschlossen, jedoch nicht verriegelt.
Und Augenblicke später, war er bereits im Torhaus verschwunden. Der Schatten, der ihm folgte war Jacob.
Es dauerte nur kurze Zeit und beide kamen wieder heraus, mit einem Stück Holz und einer Kerze in der Hand.
„Nur eine Kerze und ein Stück Geschriebenes. Sonst ist das Haus leer.
Das Tor offen, das Haus leer und nur ein Licht im Fenster. Das verstehe wer will. Hier Pfaff. Was steht dort?“
Mit diesen Worten gab er Amadeus eine kleine Holztafel auf der wohl etwas geschrieben stand.
Der Priester nahm die Tafel in die Hand und ließ den Blick darüber schweifen.
„Engelbert, wenn du das Licht und diese Tafel findest, eile in die Burg. Dort wirst du mich finden.
Johanna“
Ellie erwachte.
Wie jedes Mal, wenn sie bisher geträumt hatte, war sie verwirrt.
Alles war ihr so real erschienen. Der Überfall des Untoten am Weiler. Die Flucht von der Motte, die Ankunft in Lurdendorp, einfach alles.
Sie erkannte dass sie wieder einmal weg geglitten war, trotz dass sie eigentlich hätte wach sein sollen.
Die Sonne stand schon hoch und sie war sich unschlüssig.
Ein Teil in ihr schrie nach Kaffee und frischer Luft, der andere jedoch wollte wieder zwischen die noch warmen Federn des Bettes. Der Kompromiss bestand aus einem Kaffee als Frühstück bei geöffnetem Fenster und einer Lektüre im Bett aus dem 14. Jahrhundert.
„Und ich las das Geschriebene vor.
‚Engelbert, wenn du das Licht und diese Tafel findest, eile in die Burg. Dort wirst du mich finden.
Johanna.‘, stand dort in einer ungeübten Schrift.
Wir schauten uns alle verblüfft an und rätselten. Wer auch immer dieser Engelbert sein mochte, er war entweder auf der Flucht, oder bereits den Untoten in ihre gierigen Hände gefallen.
Ich konnte das Rätseln in Leonhardts Augen erkennen. Er sann bereits darüber nach, wie wir uns in die Burganlage würden flüchten können, denn dass das Torhaus leer stand, war kein gutes Zeichen.
Es dauerte nicht lange, bis wir erfuhren, warum dies so war.
In der Hetze, in der wir uns bewegten, nahmen wir nicht wahr, wie einsam und verlassen das Dorf der Vogtei war.
Als wir an Sankt Jacobus vorbei eilten und nur sahen, dass die Tür zur Kirche offen stand, ohne dass darinnen Lichter den Weg zum Altar erhellten, dachten wir nicht im Traum daran, auf die Gräber zu achten, die sich unmittelbar neben dem Kirchturm befanden.
Vielleicht wäre uns bei Tageslicht aufgefallen, dass mehrere der Gräber aufgeworfen waren.
In der einsetzenden Nacht jedoch nicht.
Es hätte an unserer Situation vermutlich auch nichts geändert. Wir wären nur vorbereitet gewesen.
Leonhardt wäre es gewesen.“
021
Urplötzlich schoss Ellie durch den Kopf, wie sie sich den Tag frei verschafft hatte und es plagte sie ein schlechtes Gewissen.
Sie und Gerd kannten sich gefühlte Ewigkeiten und ihre Beziehung war immer äußerst harmonisch gelaufen. Bis auf kleinere Streitigkeiten, verstanden sie sich im Allgemeinen eher blendend.
Und das, was ihr Kopfschmerzen bereitete, war nicht, dass Gerd nun in irgendwelcher Arbeit verwickelt war, die sie sonst zusammen erledigten, sondern, dass sie sein Vertrauen missbraucht hatte. Eine Basis, auf die sich beide bis dato völlig verlassen hatten, und auch durften.
Hier hatte sie wohl noch Erklärungsbedarf.
Gerd hingegen war nach dem Frühstück mit einem mulmigen Gefühl im Bauch zur
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