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Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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sein, solange das Wetter auf ihrer Seite blieb und die Roten sie nicht überfielen und alle Rechtsanwälte und Bankiers in New England blieben.
    Der Vater war ein großer Mann, ein wenig dick allerdings, was kein Wunder war, da Müller meist den ganzen Tag herumstanden. Doch würde er wieder abnehmen und seine Muskeln einsetzen müssen, wenn sie erst ihre neue Heimstatt in den tiefen Wäldern erreicht hatten. Er machte sich ohnehin nicht viele Sorgen deswegen – er fürchtete sich nicht vor harter Arbeit. Was ihm heute Sorgen machte, war seine Frau Faith. Ihr Baby mußte bald kommen, das wußte er. Nicht, daß sie jemals davon sprach. Über solche Dinge redeten Frauen nicht mit Männern. Doch er konnte sich ausrechnen, wie viele Monate es her war. Außerdem hatte sie ihm während der Mittagsrast zugeflüstert: »Alvin Miller, wenn es unterwegs ein Gasthaus geben sollte oder auch nur eine kleine, verfallene Blockhütte, könnte ich wohl etwas Ruhe gebrauchen.«
    Man brauchte kein Philosoph sein, um sie zu verstehen. Und nach sechs Söhnen und sechs Töchtern hätte er schon Ziegelsteine in seinem Gehirn haben müssen, um nicht zu begreifen, wie es um sie stand.
    Also schickte er den ältesten Jungen, Vigor, den Weg voran, um das Land zu erkunden.
    Man merkte, daß sie aus New England kamen, denn der Junge nahm kein Gewehr mit. Hätte es unterwegs einen Krieger gegeben, der junge Mann wäre niemals zurückgekommen, und die Tatsache, daß er mit all seinem Haar zurückkehrte, war Beweis dafür, daß kein Roter ihn ausgemacht hatte – die Franzosen in Detroit bezahlten mit Schnaps für englische Skalpe, und wenn ein Roter einen Weißen allein in den Wäldern ohne Muskete erblickte, nahm er sich den Skalp des Mannes. So hätte ein rechtschaffener Vater vielleicht denken können, daß das Glück endlich seine Familie wieder heimsuchte. Doch da diese Yankees überhaupt nicht wußten, daß der Weg unsicher war, dachte Alvin Miller keine Minute über sein Glück nach.
    Vigor sprach von einem Gasthaus in drei Meilen Entfernung; eine gute Nachricht, außer daß zwischen ihnen und dieser Herberge ein Fluß lag. Ein ziemlich erbärmlicher Fluß, und die Furt war seicht, doch Alvin Miller hatte gelernt, Wasser niemals zu trauen. Egal wie friedlich es aussehen mochte, es versuchte stets nach einem zu greifen und einen zu packen. Fast hätte er Faith mitgeteilt, daß sie die Nacht am Flußufer verbringen würden, doch da stieß sie ein allerleisestes Stöhnen hervor, und in diesem Augenblick wußte er, daß dieses Vorhaben keine Chance hatte. Faith hatte ihm ein Dutzend lebender Kinder geboren, aber seit dem letzten waren vier Jahre vergangen. Vielen Frauen bekam es nicht, so spät noch ein Baby zu gebären. Einige Frauen starben bei der Geburt. Ein gutes Gasthaus bedeutete auch Frauen, die bei der Geburt Hilfe leisten konnten, also mußten sie es mit dem Fluß versuchen.
    Und schließlich hatte Vigor ja gesagt, daß der Fluß kein großes Hindernis sei.

3. Das Bachhaus

    Die Luft im Bachhaus war kühl und schwer, dunkel und feucht. Manchmal, wenn Kleinpeggy dort ein Nickerchen machte, wachte sie plötzlich keuchend auf, als stünde alles unter Wasser. Sie träumte auch von Wasser, wenn sie nicht hier war – das war auch einer der Gründe, weshalb manche Leute meinten, sie sei eher eine Sickerin als eine Fackel. Doch wenn sie draußen träumte, wußte sie immer, daß sie träumte. Hier aber war das Wasser wirklich.
    Kaltes Wasser sprang aus dem Berg hervor und strömte durch das Haus, den ganzen Weg über im Schatten von Bäumen, die so alt waren, daß der Mond eigens durch ihre Zweige fuhr, nur um ein paar gute, alte Geschichten zu hören. Deshalb kam Kleinpeggy immer hierher, selbst wenn Papa sie gerade einmal nicht haßte. Nicht wegen der Feuchtigkeit der Luft, auf die hätte sie gut verzichten können, sondern wegen der Art, wie das Feuer sofort aus ihr wich und sie keine Fackel zu sein brauchte. Wie sie nicht in all die dunklen Ecken hineinzublicken brauchte, wo die Leute sich selbst versteckten.
    Sie versteckten sich selbst vor ihr, als würde es etwas nützen. Was immer sie an sich selbst am wenigsten mochten, versuchten sie in irgendeine dunkle Ecke zu drängen, doch sie wußten nicht, wie all diese dunklen Stellen in Kleinpeggys Augen loderten. Sogar als sie noch so klein gewesen war, daß sie ihren Maisbrei in der Hoffnung ausgespuckt hatte, noch einmal an der Brust saugen zu dürfen, hatte sie schon alle Geschichten

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