Der siebente Sohn
hat?«
»Wie kommt es, daß der Pakt selbst nicht wichtiger ist?«
»Der Pakt, das waren nur die Worte. Der Name ›Amerikaner‹ war die Idee, die die Worte schuf.«
»Er umfaßt immer noch nicht die Yankees und die Cavaliers, und den Krieg hat er auch nicht verhindert, denn die Leute von Appalachee kämpfen noch immer gegen den König.«
»Aber er umschließt doch all diese Leute, Alvin. Erinnerst du dich an die Geschichte von George Washington in Shenandoah? Damals war er Lord Potomac, der die größte Armee des Königs Robert gegen den armseligen Lumpenhaufen anführte, der alles war, was Ben Arnold geblieben war. Es war ganz klar, daß Lord Potomacs Cavaliers am Morgen die kleine Festung stürmen und damit Tom Jeffersons Rebellion den Todesstoß versetzen würde. Aber Lord Potomac hatte in den Kriegen gegen die Franzosen an der Seite von Jeffersons Leuten gekämpft. Und Tom Jefferson war früher sein Freund gewesen. In der Tiefe seines Herzens ertrug er es nicht, an die morgige Schlacht zu denken. Wer war schon König Robert, daß seinetwegen soviel Blut vergossen werden sollte? Alles, was diese Rebellen wollten, war, ihr eigenes Land zu besitzen, und sie wollten, daß der König ihnen keine Barone vorsetzte, sie mit Steuern auspumpen und ebenso sicher in Sklaven verwandeln konnte, wie jeden Schwarzen in den Kronkolonien. In dieser Nacht hat er überhaupt nicht geschlafen.«
»Er hat gebetet«, sagte Alvin.
»Ja, das erzählt Thrower uns«, erwiderte Geschichtentauscher scharf. »Aber niemand weiß es wirklich. Und als er am nächsten Tag zu den Truppen sprach, hat er kein Wort übers Beten verloren. Aber er hat tatsächlich über das Wort gesprochen, das Ben Franklin erschuf. Er schrieb einen Brief an den König, in dem er von seinem Kommando zurücktrat und all sein Land und seine Titel aufgab. Er unterzeichnete ihn nicht als ›Lord Potomac‹, er unterzeichnete ihn als ›George Washington‹. Dann stand er am Morgen auf und stellte sich vor die Blauröcke des Königs und sagte ihnen, was er getan hatte und daß es ihre freie Wahl sei, ob sie ihren Offizieren gehorchen und in die Schlacht ziehen oder statt dessen zur Verteidigung von Tom Jeffersons großer Freiheitserklärung losmarschieren wollten. Er sagte: ›Die Wahl liegt bei euch, aber was mich betrifft…‹«
Alvin kannte die Worte, wie sie jeder Mann, jede Frau und jedes Kind auf dem Kontinent kannte. Nun bedeuteten ihm die Worte um so mehr, und er brüllte sie laut hervor: »›Mein amerikanisches Schwert wird niemals einen Tropfen amerikanisches Blut vergießen!‹«
»Und dann, als der größte Teil seiner Armee hingegangen war, um sich den Rebellen von Appalachee anzuschließen, mit ihren Gewehren und ihrem Pulver, ihren Wagen und ihren Vorräten, befahl er dem obersten Offizier der Männer, die dem König treu ergeben geblieben waren, ihn zu verhaften. ›Ich habe meinen Eid auf den König gebrochen‹, sagte er. ›Wohl geschah es um einer höheren Sache willen, dennoch habe ich meinen Eid gebrochen und werde den Preis für meinen Verrat zahlen.‹ Und bezahlt hat er, jawohl, bezahlt mit einer Klinge durch seinen Hals. Doch wie viele Menschen außerhalb des Königshofs glauben, daß es wirklich Verrat gewesen sei?«
»Kein einziger«, erwiderte Alvin.
»Und hat der König seitdem auch nur eine einzige Schlacht gegen die Appalachees schlagen können?«
»Keine einzige.«
»Kein einziger Mann auf jenem Schlachtfeld in Shenandoah war ein Bürger der Vereinigten Staaten. Nicht einer von ihnen lebte unter dem Amerikanischen Pakt. Und doch, als George Washington von amerikanischen Schwertern und amerikanischem Blut sprach, da verstanden die diesen Namen so, daß er sie selbst bezeichnete. Und nun sage mir etwas, Alvin Junior, hatte der Alte Ben etwa unrecht, als er sagte, daß das Größte, was er jemals erschaffen hatte, ein einziges Wort war?«
Alvin hätte geantwortet, doch in diesem Augenblick betraten sie die Veranda des Hauses, und die Tür schwang auf, und Ma stand vor ihnen. Ihre Miene sagte Alvin, daß er in Schwierigkeiten geraten würde, und er wußte auch weshalb.
»Ich wollte wirklich in die Kirche gehen, Ma!«
»Viele tote Leute wollten in den Himmel gehen«, erwiderte sie, »und sind auch nicht dort angekommen.«
»Es war meine Schuld, Goody Faith«, warf Geschichtentauscher ein.
»Das war es ganz bestimmt nicht, Geschichtentauscher«, sagte sie.
»Wir haben uns unterhalten, Goody Faith, und ich fürchte, ich habe
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