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Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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hineingeschrieben.«
    »Er hat das Wichtigste hineingeschrieben, was er je getan hat?«
    »Das hat er.«
    »Nun, was war es denn?«
    Geschichtentauscher erhob sich. »Komm mit mir zurück ins Haus, mein Junge, dann zeige ich es dir. Und unterwegs erzähle ich dir die Geschichte, um zu erklären, was er geschrieben hat.«
    Alvin sprang auf und zerrte den alten Mann förmlich zu dem Pfad hinüber, der zurück zum Haus führte. »Dann kommt!«
    Alvin wußte nicht, ob Geschichtentauscher beschlossen hatte, nicht in die Kirche zu gehen, oder ob er es einfach nur vergessen hatte – was immer auch der Grund war, Alvin war mit dem Verlauf des Vormittags mehr als zufrieden. Ein Sonntag ohne Kirche, das war ein Sonntag, den es zu leben lohnte. Wenn man dem noch Geschichtentauschers Geschichten und die eigene Handschrift des Machers Ben in einem Buch hinzuzählte, war es ein wahrhaft vollkommener Tag.
    »Wir sind nicht in Eile, Junge. Ich werde schon nicht vor dem Mittag sterben, und du auch nicht, und Geschichten brauchen ihre Zeit, um erzählt zu werden.«
    »War es etwas, was er gemacht hat?« fragte Alvin. »Die wichtigste Sache?«
    »Tatsächlich war es das.«
    »Ich wußte es doch! Die Zwei Gläser-Brille? Der Ofen?«
    »Die Leute haben immer zu ihm gesagt, Ben, du bist ein wirklicher Macher. Aber er hat es immer bestritten. So wie er bestritten hat, daß er ein Zauberer sei. Ich habe kein Talent für die geheimen Mächte, hat er gesagt. Ich nehme einfach nur Stücke von Dingen und füge sie auf eine bessere Weise zusammen. Es gab auch schon Öfen, bevor ich meinen Ofen gemacht habe. Es gab Brillen, bevor ich meine Brille schuf. Ich habe niemals wirklich etwas erschaffen, wie es ein wirklicher Macher, ein Schöpfer täte. Ich gebe Euch Brillen mit zwei Gläsern, aber ein Macher würde Euch neue Augen geben.«
    »Er meinte, daß er niemals irgend etwas gemacht hätte?«
    »Das habe ich ihn auch eines Tages gefragt. Am selben Tag, da ich mit meinem Buch anfing. Ich habe zu ihm gesagt: ›Ben, was ist das Wichtigste, was Ihr je gemacht habt?‹ Und dann fing er so an, wie ich es gerade erzählt habe, daß er niemals wirklich etwas mache, und ich sagte zu ihm: ›Ben, das glaubt Ihr selbst nicht, und ich glaube es auch nicht.‹ Und da sagte er: ›Bill, du hast mich durchschaut. Es gibt tatsächlich etwas, was ich gemacht habe, und es ist das Wichtigste, was ich jemals getan habe!«
    Geschichtentauscher verstummte, schlurfte den Abhang hinab durch hohes Laub, das unter seinen Füßen laut flüsterte.
    »Nun, was war es denn?«
    »Willst du nicht lieber warten, bis du nach Hause gekommen bist und es selbst lesen kannst?«
    Alvin wurde wütend. »Ich hasse es, wenn Leute etwas wissen und es nicht sagen wollen!«
    »Kein Grund, die Fassung zu verlieren, Junge. Ich werde es dir sagen. Was er geschrieben hat, war folgendes: Das einzige, was ich jemals wirklich gemacht habe, waren Amerikaner.«
    »Das ergibt doch keinen Sinn. Amerikaner werden geboren.«
    »Nein, ganz so ist es nicht, Alvin. Babys werden geboren. In England genauso wie in Amerika. Es ist also nicht die Geburt, die sie zu Amerikanern macht.«
    Darüber dachte Alvin einen Augenblick nach. »Es geht darum, in Amerika geboren zu werden.«
    »Nun, das stimmt schon. Aber bis vor ungefähr fünfzig Jahren hat man ein Baby, das in Philadelphia geboren wurde, niemals ein amerikanisches Baby genannt. Es war ein pennsylvanisches Baby. Und Babys in New Amsterdam waren Knickerbocker, und Babys in Boston waren Yankees, und Babys in Charleston waren Jakobiter oder Cavaliers oder irgend so etwas.«
    »Das sind sie immer noch«, wandte Alvin ein.
    »Das sind sie in der Tat, mein Junge, aber außerdem sind sie noch etwas anderes. All diese Namen, überlegte sich der Alte Ben, teilen uns in Weiße, Rote und Schwarze, in Puritaner und Presbyterianer, in Holländer, Schweden, Franzosen und Engländer. Der Alte Ben hat gesehen, wie ein Weißer Mann niemals einem Roten ganz traute, einfach nur weil sie anders waren. Und er hat sich gefragt, wenn wir all diese Namen haben, die uns voneinander trennen, warum sollten wir dann nicht auch einen Namen haben, der uns miteinander verbindet? Er hat mit einer Menge Namen gespielt, die bereits in Gebrauch waren. Koloniale, zum Beispiel. Aber er mochte es nicht, uns alle Koloniale zu nennen, denn damit hätten wir den Blick immer zurück nach Europa gewandt, und außerdem sind die Roten doch gar keine Kolonialen.«
    »Er wollte einen Namen, den

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