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Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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ähnliches.«
    »Und ihr Name?« fragte Mama. Überrascht hob Alvin den Blick. Mama hatte die leuchtenden Buchstaben nicht gesehen, warum wollte sie nur unbedingt erfahren, wer sie geschrieben hatte?
    »Tut mir leid«, sagte Geschichtentauscher. »Ich erinnere mich im Augenblick nicht an ihren Namen. Und wenn ich mich erinnerte, so würde ich ihn nicht sagen, und ich werde auch nicht sagen, ob ich noch weiß, wo sie lebte. Ich möchte nicht, daß die Leute sie aufsuchen und um Antworten belästigen, die sie möglicherweise nicht geben will. Aber soviel will ich sagen. Sie war eine Fackel und sah mit wahren Augen. Wenn sie also schrieb, daß ein Macher geboren wurde, so glaube ich es, und deshalb habe ich ihre Worte auch im Buch gelassen.«
    »Eines Tages möchte ich ihre Geschichte hören«, sagte Alvin. »Ich möchte wissen, warum die Buchstaben so hell waren.«
    Er hob den Blick wieder und sah, wie Mama und Geschichtentauscher einander fest in die Augen blickten.
    Und dann, irgendwie in der Ferne spürte er den Entmacher, bebend, unsichtbar, darauf wartend, die Welt zu vernichten. Ohne auch nur darüber nachzudenken, zog Alvin den vorderen Teil seines Hemdes aus der Hose und verknotete die Ecken miteinander. Der Entmacher zögerte, dann zog er sich zurück.
    11 Mühlstein
    Geschichtentauscher erwachte. Draußen war es immer noch dunkel, aber es war Zeit aufzustehen. Er setzte sich auf, streckte sich ein wenig und freute sich, wie ausgeruht er war, seit er auf einem weichen Bett schlief. Es könnte mir gefallen, hier zu leben, dachte er.
    Der Speck war so fett, daß er ihn in der Küche brutzeln hörte. Er wollte gerade seine Stiefel anziehen, als Mary an der Tür klopfte. »Ich bin mehr oder weniger vorzeigbar«, sagte er.
    Sie trat ein, reichte ihm zwei Paar langer, dicker Socken. »Ich habe sie selbst gestrickt«, sagte sie.
    »Solchen Socken würde ich nicht einmal in Philadelphia zu kaufen bekommen.«
    »Im Winter wird es hier im Wobbish-Land ziemlich kalt, und…«
    Sie beendete den Satz nicht. Schüchtern zog sie den Kopf ein und huschte wieder aus dem Raum.
    Geschichtentauscher zog die Socken an und streifte die Stiefel darüber, dann grinste er. Er hatte kein schlechtes Gewissen, Geschenke anzunehmen. Er arbeitete genauso hart wie alle anderen und hatte sehr viel dazu beigetragen, die Farm winterfest zu machen.
    Ohne irgendwelche Hilfe hatte er die Mühle für einen Mühlstein vorbereitet. Er selbst hatte das Heu vom Mühlenboden auf Karren geladen. Die Zwillinge, deren eigene Farmen ihnen noch nicht soviel Arbeit machten, da sie erst in diesem Sommer geheiratet hatten, hatten die Wagen in der großen Scheune entladen. Alles war geschehen, ohne daß Miller selbst auch nur eine Heugabel hätte anrühren müssen.
    Andere Dinge jedoch liefen nicht so gut. Ta-Kumsaw und seine Shaw-Nee-Roten vertrieben so viele Leute unten aus Carthage, daß die Weißen Angst bekamen. Zwar war erfreulich, daß der Prophet in seiner großen Stadt auf der anderen Seite des Flusses ständig davon redete, daß seine Roten niemals die Hand zum Krieg erheben würden. Aber es gab sehr viele Rote, die so dachten wie Ta-Kumsaw, nämlich daß man die Weißen am besten nach Europa zurücktreiben sollte. Man sprach vom Krieg; es hieß, daß Bill Harrison unten in Carthage nur zu begierig war, dieses Feuer zu schüren, ganz zu schweigen von den Franzosen in Detroit, die die Roten ständig drängten, die amerikanischen Siedler in jenem Land anzugreifen, das die Franzosen als Teil Kanadas beanspruchten.
    Die Leute in der Stadt Vigor Church redeten ständig darüber, aber Geschichtentauscher wußte, daß Miller das Gerede nicht allzu ernst nahm. Er hielt die Roten für Landtölpel, die nichts anderes wollten, als soviel Whiskey zu saufen, wie sie nur bekommen konnten. Geschichtentauscher hatte diese Einstellung schon früher beobachtet, allerdings nur in New England. Yankees schienen niemals zu begreifen, daß die Roten von New England, die überhaupt noch Mumm besaßen, alle schon längst nach Irrakwa übergesiedelt waren. Sicherlich würde es den Yankees die Augen öffnen, wenn sie sähen, daß die Irrakwa schwer arbeiteten, etwa mit Dampfmaschinen, die direkt aus England stammten. Eines Tages würden die Yankees erwachen und feststellen, daß die Roten keineswegs alle schnapstoll waren, und dann würden einige Weiße sich ganz schön abstrampeln müssen, um noch mit ihnen Schritt zu halten.
    Bisher jedenfalls schenkte Miller dem Kriegsgerede

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