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Der siebente Sohn

Der siebente Sohn

Titel: Der siebente Sohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Er kniete neben dem Bett nieder, direkt rechts neben Faith, so daß er noch näher am Gesicht des Jungen war als sie. »Alvin, kannst du mich verstehen?«
    Alvin stöhnte leise.
    »Dann hör mir zu. Dein Bein ist sehr schlimm verletzt. Die Knochen sind gebrochen, aber sie sind wieder gerichtet worden – sie werden schon wieder heilen. Doch die Haut ist abgerissen, und obwohl deine Mutter sie wieder genäht hat, besteht die Möglichkeit, daß die Haut absterben und brandig wird, um dich zu töten. Die meisten Ärzte würden dir jetzt das Bein amputieren, um dein Leben zu retten.«
    Alvin warf den Kopf vor und zurück und versuchte zu schreien, doch er brachte nur ein Stöhnen heraus: »Nein, nein, nein.«
    »Ihr macht die Dinge nur noch schlimmer!« sagte Faith zornig.
    Geschichtentauscher blickte den Vater um Erlaubnis an, fortzufahren.
    »Quält den Jungen nicht«, sagte Miller.
    »Es gibt ein Sprichwort«, sagte Geschichtentauscher. »Der Apfelbaum fragt die Birke nicht, wie er wachsen soll, noch fragt der Löwe das Pferd, wie er seine Beute jagen kann.«
    »Was hat das zu bedeuten?« fragte Faith.
    »Es bedeutet, daß es mich nichts angeht, zu versuchen, ihm beizubringen, wie er die Kräfte anwenden soll, die ich nicht einmal im Ansatz verstehe. Aber da er selbst nicht weiß, wie er es tun kann, muß ich es doch wohl versuchen, oder nicht?«
    Miller überlegte einen Augenblick. »Fahrt fort, Geschichtentauscher. Es ist besser, wenn er erfährt, wie schlimm es steht, ob er sich nun selbst heilen kann oder nicht.«
    Geschichtentauscher hielt die Hand des Jungen sanft zwischen seinen eigenen. »Alvin, du möchtest doch dein Bein behalten, nicht wahr? Dann mußt du daran denken, wie du an den Stein gedacht hast. Du mußt an die Haut auf deinem Bein denken, wie sie an den Knochen so anwächst, wie sie soll. Du mußt es dir ausdenken. Du wirst jede Menge Zeit dafür haben, wenn du hier liegst. Denke nicht an den Schmerz, denke an das Bein, wie es sein sollte, nämlich wieder heil und kräftig.«
    Alvin lag da und kniff die Augen vor Schmerz zusammen.
    »Wirst du das tun, Alvin? Kannst du es versuchen?«
    »Nein«, sagte Alvin.
    »Du mußt gegen den Schmerz ankämpfen, damit du dein eigenes Talent benutzen kannst, um die Dinge wieder zu richten.«
    »Das werde ich niemals tun«, sagte Alvin.
    »Warum nicht!« rief Faith.
    »Der leuchtende Mann«, sagte Alvin. »Ich habe es ihm versprochen.«
    Geschichtentauscher erinnerte sich an Alvins Eid vor dem leuchtenden Mann, und sein Mut sank.
    »Wer ist denn der leuchtende Mann?« fragte Miller.
    »Eine… Heimsuchung, die er hatte, als er klein war«, erklärte Geschichtentauscher.
    »Wie kommt es, daß wir noch nie davon erfahren haben?« wollte Miller wissen.
    »Es war in der Nacht, als der Dachbalken brach«, sagte Geschichtentauscher. »Alvin hat dem leuchtenden Mann versprochen, daß er seine Kraft niemals zu seinem eigenen Vorteil anwenden wird.«
    »Aber Alvin«, wandte Faith ein, »hier geht es doch nicht darum, daß du reich wirst, sondern darum, dein Leben zu retten.«
    Der Junge zuckte nur wieder vor Schmerz und schüttelte den Kopf.
    »Würdet Ihr mich mit ihm allein lassen?« fragte Geschichtentauscher. »Nur für ein paar Minuten, damit ich mit ihm reden kann?«
    Noch bevor Geschichtentauscher seinen Satz beendet hatte, drängte Miller Faith aus der Zimmertür.
    »Alvin«, sagte Geschichtentauscher. »Du weißt, daß ich dich nicht anlügen werde. Ein Eid ist eine schreckliche Sache, und niemals würde ich einem Menschen raten, sein Wort zu brechen, nicht einmal, um sein eigenes Leben retten. Daher werde ich dir auch nicht sagen, daß du deine Macht zu deinem eigenen Guten anwenden sollst. Kannst du mich verstehen?«
    Alvin nickte.
    »Aber denk einmal nach. Denk an den Entmacher, wie er durch die Welt zieht. Niemand sieht ihn bei seinem Werk, wie er die Dinge niederreißt und vernichtet. Niemand außer einem einzigen, einsamen Jungen. Wer ist dieser Junge, Alvin?«
    Alvins Lippen bildeten das Wort, obwohl er keinen Ton hervorbrachte: Ich.
    »Und diesem Jungen ist eine Kraft gegeben worden, die er nicht einmal andeutungsweise versteht. Die Macht, gegen das Entmachen des Feinds anzubauen. Und noch mehr als das, Alvin – nämlich auch das Verlangen, etwas zu erbauen. Ein Junge, der jedes Aufblitzen des Entmachers mit seinem Tun erwidert. Nun sag mir eins, Alvin, diejenigen, die dem Entmacher helfen, sind das die Freunde oder die Feinde der Menschen?«
    »Feinde«,

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