Die Teufelskicker - Der Super-Coach - Die Teufelskicker: 13
Keine Lust auf Tricks
G eplänkel im Mittelfeld. Fehlpässe hüben wie drüben. Dann endlich mal eine Ballstafette. Doch wieder endet sie im Niemandsland. So geht das schon seit der ersten Halbzeit. Torchancen Mangelware. Schlafwagenfußball, und langsam hat das Publikum genug davon. Das Pfeifkonzert von den Rängen ist die Quittung für diesen langweiligen Kick.
Wer kann den Zuschauern ihren Unmut verdenken? Aus der ganzen Republik sind sie ins Olympiastadion angereist, um den frischgebackenen Deutschen Meister auch im Pokalendspiel zu unterstützen. Während der abgelaufenen Saison haben Moritz und seine Mannschaft die Fans mit frischem Offensivfußball verwöhnt. Diese attraktive Spielweise wollten die Leute auch heute sehen. Stattdessen sinnfreies Geschiebe auf B-Klassen-Niveau.
Wer ist schuld an dieser dürftigen Vorstellung?
Etwa die Gegner? Ein limitiertes Team aus dem unteren Tabellendrittel, das den Klassenerhalt erst am letzten Spieltag klargemacht hat. Seit dem Anpfiff beschränken sie sich darauf, den Spielfluss zu zerstören. Sicher wollen sie sich über die Verlängerung ins Elfmeterschießen mauern. Aber daraus kann man ihnen keinen Vorwurf machen. Es ist die einzige Chance, die ein Kellerkind in so einem Endspiel hat. Deshalb ist es an dem haushohen Favoriten selber, endlich ein paar Akzente zu setzen. Am besten jetzt sofort.
Entschlossen fordert Moritz den Ball, ein kurzes Dribbling und schon sind sie da. Gleich zwei Abwehrrecken auf einmal stochern nach dem Spielgerät. Aber diesmal hat Moritz nur darauf gewartet. Geschickt zieht er die Kugel zurück, klemmt sie ein, ein lockerer Unterschenkelschlag über die verdutzten Verteidiger hinweg und dann …
Wumm!
Der Ball kracht gegen die Scheibe eines geparkten Autos der Marke Angeberschlitten.
Augenblicklich ist Moritz zurück in der Wirklichkeit. Und die ereignet sich nicht im Olympiastadion, sondern auf dem Supermarktparkplatz unweit des Blau-Gelb-Geländes, wohin Moritz gerade zum Training der D-Jugend unterwegs ist. Bei den Abwehrrecken handelt es sich nicht um Bundesligaspieler, sondern um Mehmet und dessen kleinen Bruder Enes.
Der Autobesitzer, ein Fuzzy mit Anzug, ist leider nicht im Supermarkt beim Einkaufen. Lässig hat er gerade noch an der Motorhaube gelehnt und telefoniert. Als es dicht neben ihm einschlägt, verschluckt er vor Schreck fast sein Handy. Dann geht er wütend auf die Kinder los: »Spinnt ihr! Wenn die Scheibe jetzt einen Riss hat?«
»Hat sie aber nicht«, versucht Mehmet den aufgebrachten Mann zu beruhigen. Vergeblich.
»Ach ja? Woher willst du das denn wissen? Experte oder was?«
Besorgt wendet er sich seinem Auto zu und untersucht jeden Millimeter. Nichts, logisch. War doch nur ein harmloser Lupfer. Ja, wenn Moritz den Ball volley genommen hätte …
Der Typ interessiert sich nicht für diesen Unterschied. Er bläst sich auf wie ein Frosch beim Quaken und verkündet wichtigtuerisch: »Auf einem Parkplatz ist Fußballspielen nicht erlaubt!«
Moritz will etwas erwidern, doch Enes, der gerade den Ball unter einem roten Kleinwagen herausgefischt hat, kommt ihm zuvor. »Moritz hat gar nicht gespielt. Nur geübt. Nämlich den Okocha-Trick. Und der geht ziemlich schwer. Aber Moritz …«
Mit einem Rippenstoß bringt Mehmet den Knirps zum Schweigen, doch es ist schon zu spät.
»Moritz heißt du also«, sagt der Mann und macht ein Gesicht wie der Kommissar im Freitagskrimi. »Gut zu wissen, falls doch noch was mit der Scheibe ist. Haarrisse machen sich oft erst nach einer Weile bemerkbar. Und was den Okocha-Trick angeht, mein Junge …«, er lächelt herablassend, »dafür braucht man schon ein bisschen Talent, was dir offensichtlich völlig fehlt. Vielleicht versuchst du es lieber mal mit Federball. Da kannst du auch nicht so viel Schaden anrichten.«
He, was labert der da? Das Großmaul weiß wohl nicht, wen er vor sich hat. Moritz ist der torgefährlichste Stürmer von Blau-Gelb, auf dem besten Weg Auswahlspieler zu werden. Da muss er sich so einen Quatsch bestimmt nicht anhören.
»Sie haben doch überhaupt keine Ahnung von Fußball«, sagt er verächtlich.
»So, meinst du?«, fragt der Mann belustigt. Anscheinend hat er seine gute Laune wiedergefunden. »Wenn du dich da mal nicht täuschst! Und falls du es noch nicht weißt, im Leben sieht man sich immer zweimal!«
»Danke, auf ein Wiedersehen mit Ihnen können wir gerne verzichten«, schnaubt Mehmet. Er nimmt Enes an die Hand und marschiert los. »Was
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