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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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dem Höhepunkt näherte; Glut schoß empor, und dunkles Donnergrollen rumpelte zur Würgerkluft herüber, als brächen riesige Klippen entzwei. Das andere Licht war dagegen erheblich näher. Zwischen Mhoram und dem Fluß schimmerte ein winziger, ruhiger Schein von harschem Weiß durch die Bäume. Während er ihn beobachtete, bewegte er sich hinter den Galgenhöcker außer Sicht. Jemand durchquerte die Würgerkluft am Schwarzen Fluß entlang. Eine Eingebung ereilte Lord Mhoram, und sofort packte ihn neue Furcht. Gesichte und Visionen, die er im Laufe der letzten Tage vergessen hatte, fielen ihm wieder ein. Rasch wandte er sich an den Forsthüter. »Wer kommt? Hast du weitere Abmachungen geschlossen?«
    »Wäre es so«, trällerte der Forsthüter, »es hätte dich nicht zu scheren. Aber diese zwei da beschreiten diesen Grund in stillschweigender Duldung. Sie haben nicht mit mir gesprochen. Ich dulde sie hier, weil ihr Licht für die Bäume keine Gefahr ist ... und weil sie im Besitz einer Macht sind, die ich zu achten habe. Das Gesetz der Schöpfung bindet mich.«
    »Melenkurion!« stieß Mhoram unterdrückt aus. »Schöpfer, steh uns bei!« Er nahm Troy beim Oberarm und stieg mit ihm die öde Anhöhe hinauf. Seine restlichen Begleiter folgten. Er unterquerte den Galgen und betrat die Hügelkuppe, schaute über den jenseitigen Abhang hinunter zum Fluß. Zwei Männer erklommen den Hügel vom Flußufer her. Einer von ihnen hielt in seiner Rechten einen leuchtstarken Stein, während er mit dem linken Arm seinen Gefährten stützte. Sie klommen mühselig, als müßten sie sich gegen ein Gewicht aus Furchtlosigkeit aufwärts stemmen. Als sie sich nah unterhalb der Hügelkuppe befanden, vollauf im Blickfeld Mhorams und all seiner Begleiter, blieben sie stehen.
    Langsam hielt Bannor den Orkrest hoch, so daß sein Schein die Kuppe des Galgenhöckers aufhellte. Er grüßte die Lords mit einem Nicken. Als Thomas Covenant bemerkte, daß die Menschen auf der Hügelkuppe ihn beobachteten, stieß er Bannors hilfreichen Arm von sich und bewegte sich aus eigener Kraft weiter. Seine Eigensinnigkeit verlangte ihm eine große Anstrengung ab. Buchstäblich auf sich selbst gestellt, schwankte er unsicher. Im Schein des Orkrest -Steins schimmerte seine Stirn wie eine Scheußlichkeit. Seine Augen starrten blicklos – sie glotzten, ohne irgend etwas anzuschauen, und doch geschah das mit solcher Eindringlichkeit, daß sie überkreuzte Blickrichtungen zu haben schienen, als sei seine eigene Zweiwertigkeit ihm so bewußt, daß seine Augen nicht länger Einmütigkeit bewahren konnten. Seine Hände verkrallten sich auf seiner Brust ineinander. Aber da versetzte ihm ein wüster Ausbruch am Spaltfelsen einen Ruck, so daß er fast aus dem Gleichgewicht geriet. Notgedrungen streckte er seine Halbhand nach Bannor aus. Die Gebärde entblößte seine linke Faust.
    An seinem Ringfinger pochte heiß der Ring aus Weißgold.

 
     
     
     
     
     

3. TEIL
     
     
     
     
     
     

Das Blut der Erde

21
     

Lenas Tochter
     
     
    Troy hatte Thomas Covenants Ungläubigkeit als Bluff abgetan. Aber Covenant spielte kein Denkspiel. Er war leprakrank. Er kämpfte um sein Leben. Unglaube war seine einzige Verteidigung gegen das Land, sein einziges Mittel, um die Intensität, das potentiell Selbstmörderische seiner Reaktionen auf das Land zu kontrollieren. Er sah jede andere Form des Selbstschutzes als verloren an. Und ohne jeden Selbstschutz würde er enden wie der alte Mann, dem er im Leprosorium begegnet war – verkrüppelt und angefault über jedes ertragbare Maß hinaus. Selbst Wahnsinn wäre dem vorzuziehen. Verlor er den Verstand, wäre er wenigstens davor abgeschirmt, was mit ihm passierte, blind und taub und gefühllos gegenüber jenem Leiden, das geierhaft an seinem Fleisch fraß.
    Aber als er von Schwelgenholz aus mit dem Hoch-Lord, Amok und zwei Bluthütern westwärts ritt, um Kevin Landschmeißers Siebten Kreis des Wissens ausfindig zu machen, merkte er, wie sich an ihm Veränderungen vollzogen. Ruckweise und in Schüben verrückte unter ihm der Boden; eine ebenso potente wie subtile Erdkraft änderte sein persönliches Terrain. Unsicherer Untergrund rutschte ihm entgegen wie Fallgruben. Und er fühlte sich außerstande, dagegen irgend etwas zu unternehmen. Der bedrohlichste Aspekt seiner unmittelbaren Situation war Elena. Ihre unbekannte innere Kraft, ihre Herkunft und ihre merkwürdige Unwiderstehlichkeit beunruhigten ihn im gleichen Umfang, wie

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