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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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bereitete ihm stillen Kummer, doch er mußte sich damit abfinden. Das Donnern und Dröhnen des Spaltfelsens erscholl nun fast genau südwestlich von ihm; er vermutete, daß er und seine Begleiter sich dem Schwarzen Fluß näherten. Das Lied führte ihn geradewegs durch den Wald zu einer kahlen Anhöhe, die sich wie ein Wahrzeichen der Unfruchtbarkeit über die Wipfel erhob. Jenseits des Hügels hörte er Wasser rauschen – den Schwarzen Fluß –, jedoch erregte sofort die Höhe selbst seine Aufmerksamkeit, stellte sein altes Eigenbewußtsein in gewissem Maße wieder her.
    Das Erdreich des Hügels war vollkommen leblos, als sei es in vergangenen Zeiten mit zuviel Tod getränkt worden, um jemals wieder grünen zu können. Und dicht unterhalb der Hügelkuppe standen wie Schildwachen oder Zeugen zwei Bäume mit nahezu senkrechten Stämmen, voneinander zwanzig oder mehr Schritte weit getrennt. Sie waren so tat wie der ganze Hügel – geschwärzt, um Astwerk und Blätter beraubt, ohne Saft. Jedem dieser beiden toten Bäume war nur ein Ast verblieben. Zehn Klafter überm Wurzelwerk ragten diese zwei Äste aufeinander zu und kreuzten sich wie Querhölzer. Das war der Galgenhöcker, die altüberlieferte Hinrichtungsstätte der Forstwärtel. Hier hatten – den Sagen des Landes zufolge – in jenen längst vergangenen Zeiten, als der Einholzwald noch um sein Überleben rang, Caerroil Wildholz und seine Brüder Gericht gehalten. Hier waren die Wütriche, sobald sie den Forstwärteln in die Hände fielen, hingerichtet worden. Nun hing Moksha -Markschänder am Galgen. Schwarze Wut hatte sein Gesicht verquollen, seine geschwollene Zunge ragte wie zum Spott zwischen den Zähnen hervor, seine Augen stierten ausdruckslos. Alle seine Muskeln waren durch einen Krampf des Hasses verzerrt. Die Raserei seines Sterbens war so ungeheuer gewesen, daß ihm zahlreiche Blutgefäße geplatzt waren, so daß seine Haut nun fleckig war von dunklen Blutergüssen. Während Lord Mhoram durch das Dämmerlicht, das sich zu verdichten begann, nach oben spähte, spürte er auf einmal Müdigkeit und Durst. Einige Augenblicke verstrichen, ehe ihm auffiel, daß Caerroil Wildholz in der Nähe stand. Der Forsthüter sang an einer Seite des Hügels ruhig vor sich hin, und in seinen Augen glänzte ein rotes und ein silbernes Licht.
    Neben Mhoram regte sich Streitmark Troy mit einer Ruckartigkeit, als sei er soeben aus festem Schlaf emporgeschreckt. »Was ist?« erkundigte er sich benommen. »Was siehst du?«
    Mhoram mußte mehrmals schlucken, ehe er seine Stimme wiederfand. »Markschänder. Der Forsthüter hat ihn gehenkt.« Heftige Eindringlichkeit zeichnete Troys Gesicht. Dann lächelte er. »Gott sei Dank.«
    »Der Handel ist angemessen«, sang Caerroil Wildholz. »Ich weiß, den Geist eines Wütrichs kann ich nicht auslöschen, aber es verschafft eine große Befriedigung, sein Fleisch zu töten. Er ist erwürgt.« Seine Augen glommen kurz rötlich auf, nahmen wieder ihren silbernen Schimmer an. »Glaubt nun nicht, ich hätte mein Wort rückgängig gemacht. Eure Gefolgsleute sind unversehrt geblieben. Doch die Gegenwart so vieler treuloser Sterblicher beunruhigte die Bäume. Um ihr Unbehagen zu verkürzen, habe ich euer Gefolge aus der Würgerkluft nordwärts geschickt. Aber um des Handels willen – und im Hinblick auf den Preis, der noch zu entrichten ist – habe ich euch an diesen Ort gebracht. Schaut des Waldes Vergeltung.«
    Irgend etwas in seiner hohen, klaren Stimme ließ Mhoram zusammenschaudern. Aber er hatte sich wieder genug in der Gewalt, um eine Frage zu stellen. »Was ist aus dem Stein des Wütrichs geworden?«
    »Er war ein großes Übel«, summte der Forsthüter ernst. »Ich habe ihn vernichtet.«
    Gelassen nickte Lord Mhoram. »Das ist wohlgetan.« Dann versuchte er, seine Überlegungen auf die Angelegenheit von Caerroil Wildholz' Preis zu richten. Ihm lag daran, dafür zu sorgen, daß er Troy nicht beim Wort nahm; der Streitmark hatte nicht gewußt, was man von ihm forderte. Doch während Mhoram nach geeigneten Worten suchte, lenkte Terrel ihn ab; stumm wies der Bluthüter flußaufwärts. Mittlerweile herrschte fast völlige Nacht; nur Sternenschein und der Glanz von Caerroil Wildholz' Augen erhellte den Galgenhöcker ein wenig. Aber als der Lord in die Richtung blickte, wohin Terrel deutete, sah er zwei verschiedene Lichtquellen. In der Ferne war das feurige Unheil im Spaltfelsen sichtbar, dessen Gewalttätigkeit sich nun anscheinend

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