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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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oder gar Kriegen beschäftigt. Eine solche Erholung wäre ihm sehr recht gewesen. Amok machte den Eindruck eines genau für derartige Ausflüge geeigneten Führers. Der Hüter des Siebten Kreises des Wissens wanderte mit lebhaftem, jugendlichem Schritt dahin, der die Tatsache überspielte, daß er in keineswegs gemächlichem Tempo marschierte. Und seine Gutgelauntheit sprudelte wie ein unversiegbarer Quell. Er sang lange Lieder, von denen er behauptete, er habe sie von den feenhaften Elohim gelernt – so fremdartige Lieder, daß Covenant weder Wörter noch Sätze unterscheiden konnte, aber doch so voller seltsamer Anspielungen, wie Mondlicht in einem Wald, daß sie ihn bald in ihren Bann zogen. Außerdem erzählte Amok an Andeutungen reiche Geschichten von den Sternen und von Himmeln, schilderte frohsinnig den Tanz der Himmelskörper am Firmament, als habe er schon selbst darin mitgegaukelt. Seine fröhliche Stimme bereicherte die klare, kühle Abendluft und die Feuersbrunst des Sonnenuntergangs auf den Bäumen, verwob seine Zuhörer darin wie durch eine Beschwörung, wie mit Hypnose.
    Doch als in Trothgard Dämmerlicht herrschte, verschwand er urplötzlich, hob mit einer Gebärde seine Sichtbarkeit auf und ließ den Hoch-Lord mit seinen Begleitern allein. Covenant schrak aus seiner andächtigen Betrachtung. »Wo ...?«
    »Amok wird wiederkehren«, versicherte Elena. In der Dämmerung konnte er nicht bemerken, ob sie ihn ansah, durch ihn oder in ihn schaute oder ihn nicht beachtete. »Er hat uns nur für die Nacht verlassen. Komm, Ur-Lord.« Sie ließ sich beschwingt von Myrhas Rücken gleiten. »Wir wollen rasten.«
    Covenant ahmte ihr Beispiel nach und überließ sein Reittier Bannors Fürsorge.
    Myrha und die beiden anderen Ranyhyn galoppierten davon, um nach dem ganzen Tag gebremsten Tempos ihre Beine zu betätigen. Morin ging zum Rill, um Wasser zu holen, während Elena sich ans Herrichten des Lagers machte.
    Sie brachte einen kleinen Topf voller Glutsteine zum Vorschein und verwendete die feurigen Steine, um für sich und Covenant ein bescheidenes Mahl zu bereiten. Ihr Gesicht folgte den Bewegungen ihrer Hände, aber die sonderbare Abseitsgerichtetheit ihres Blicks schweifte in irgendeine weite Ferne, als könne sie im erdhaften Licht des Glutgesteins Ereignisse am anderen Ende des Landes schauen. Covenant sah ihr zu, selbst bei der Erledigung der simpelsten Aufgaben faszinierte sie ihn. Aber während er ihre gertenschlanke Gestalt im Augenmerk behielt, ihre sicheren Regungen, ihren zwiespältigen Blick, bemühte er sich, sein Ich wieder in den Griff zu bekommen, ein gewisses Gespür dafür zurückzugewinnen, wo er und wo sie stand. Sie war ihm ein Rätsel. Statt jemanden von den starken, mit allerlei Wissen gesegneten Bewohnern des Landes hatte sie ihn zu ihrem Begleiter ausgesucht. Er hatte ihre Mutter vergewaltigt – dennoch war er von ihr ausgewählt worden. Im Glimmermere hatte sie ihn geküßt ... die Erinnerung tat in seinem Herz weh. Ihn hatte sie auserwählt. Nicht aus Zorn oder Rachsucht, aus keinem Grund, den Trell gebilligt hätte. Er ersah aus ihrem Lächeln, hörte aus ihrer Stimme, erkannte in ihrem Verhalten, daß sie ihm nichts zuzufügen beabsichtigte. Warum dann? Welcher geheimen Vergeßlichkeit oder Leidenschaft entsprang ihr Wunsch nach seiner Begleitung? Das mußte er herausfinden. Trotzdem fürchtete er sich halb vor der Antwort. Nach dem Essen, als er am Topf mit dem Glutgestein saß, Elena gegenüber, und seine Ration Frühjahrswein trank, brachte er genügend Mut auf, um ihr Fragen zu stellen. Beide Bluthüter hatten sich vom Lagerplatz entfernt, und er fühlte sich erleichtert, nicht in ihrer Anwesenheit sprechen zu müssen. Während er die Finger durch seinen Bart pflügte – dabei entsann er sich der Gefährlichkeit physischer Empfindungen –, begann er mit der Frage, ob sie von Amok irgend etwas erfahren habe.
    Unbekümmert schüttelte sie den Kopf, und in der Helligkeit der Glutsteine erzeugte ihr Haar um ihren Kopf eine Art von Heiligenschein. »Gewißlich trennen uns noch mehrere Tagesreisen vom Hort des Siebten Kreises. Es wird Zeit zur Genüge bleiben, um Amok zu befragen.«
    Er nahm die Auskunft zur Kenntnis, aber sie half ihm nicht weiter. Er raffte allen Mumm zusammen und fragte, warum sie ihn ausgewählt hatte.
    Für mehrere Momente blickte sie ihn an oder durch ihn hindurch, bevor sie antwortete. »Thomas Covenant, du weißt, ich habe dich nicht ausgewählt. Kein Lord

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