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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Nein! schrie eine lautlose Stimme ihn an. Nicht! Aber er beachtete sie nicht. Mit seiner Halbhand fummelte er am Ring. Er schien sich zu widersetzen – er hatte große Schwierigkeiten dabei, ihn vom Finger zu lösen –, aber als er Troy erreichte, riß er ihn endlich herunter. »Nimm ihn!« sagte er mit breiiger Stimme, als sei sein Mund voller Blut. »Rette sie!« Er legte den kleinen Reif in Troys Hand.
    Die Berührung des Rings, das Pulsen des Metalls in seiner Hand, versetzte Troy in äußerste Erregung. Er ballte die Finger darum zusammen, drehte sich um und stürmte auf die Kuppe des Hügels. Hastig orientierte er sich mit den Ohren, ermittelte die Richtung zum Spaltfelsen, wandte sich dem Schauplatz des lautstarken Ringens zu. Wie ein Titan ballte er seine Fäuste himmelwärts und schüttelte sie; das Weißgold flammte machtvoll auf, als antworte es auf die Kraft seiner Leidenschaft. »Elena!« schrie er mit wilder Stimme. »Elena!«
    Doch da zeigte sich der hochgewachsene, weißhaarige Sänger an seiner Seite. Seine Klänge erhielten eine strenge, gebieterische Note, die über die Anhöhe eine unfreiwillige Lähmung verbreitete wie einen Nebel. Alle Anwesenden erstarrten, verloren die Fähigkeit, sich zu regen. Inmitten der Stille hob Caerroil Wildholz sein knorriges Zepter. »Nein«, trällerte er. »Das kann ich nicht dulden. Es bräche das Gesetz. Und du vergißt den Preis, den du mir schuldest. Erlangtest du ungebührliche Meisterschaft der wilden Magie, womöglich benutztest du sie, um mir den Preis wieder abzusprechen.« Er berührte mit seinem Zepter Troys emporgereckte Faust; der Ring fiel auf die Erde, und dabei verschwanden aus ihm alle Glut und Kraft. Er sah nach gewöhnlichem Metall aus, als er aufs tote Erdreich fiel, munter durch die Töne der Musik rollte und vor Covenants Füßen liegenblieb. »Ich gestatte es nicht«, fügte der Sänger hinzu. »Dein Versprechen ist gültig. Im Namen des Einstückbaumes und des Einholzwaldes, im Namen der Würgerkluft, die keine Vergebung kennt, beanspruche ich für meinen Beistand den Preis.« Mit ernster, feierlicher Geste, die ferner Hörnerklang zu untermalen schien, berührte er mit seinem Zepter Troys Kopf. »Augenloser, du hast mir meinen Preis versprochen. Ich beanspruche dein Leben.« Lord Mhoram wollte protestieren. Aber die vom Sänger verbreitete Lähmung hinderte ihn daran.
    Lord Mhoram konnte nur mitansehen, wie sich Troy zu verändern begann.
    »Ich beanspruche dich zu meinem Schüler«, summte der Forsthüter. »Du wirst Caer-Caveral sein, mein Helfer und Gehilfe. Von mir sollst du das Wirken eines Forsthüters lernen, das Wurzeln und Zweigen, Saat und Säften und Laub und allem anderen gilt. Gemeinsam werden wir die Würgerkluft durchstreifen, und ich werde dich die Lieder der Bäume lehren, die Namen der alten, wackeren, geistvollen Hölzer, die uralte Waldkunde von den Gedanken und Launen der Bäume. Solang es Bäume gibt, werden wir gemeinsam wirken, uns an jedem neuen Sprößling erfreuen, für jede verhaßte Störung durch Menschen des Holzes Vergeltung üben. Vergiß deine törichte Freundin. Du vermagst ihr nicht nachzueifern. Caer-Caveral, bleib und diene!« Sein Gesang veränderte Troys Gestalt. Langsam verwuchsen seine Beine miteinander. Seine Füße begannen Wurzeln ins Erdreich zu schlagen. Sein Äußeres überzog sich mit dickem, dunkelgrünem Moos. Er verwandelte sich in einen scheinbar alten Baumstumpf mit einem letzten, nach oben gereckten Ast. Aus seiner Faust entrollten sich grüne Blätter. »Gemeinsam wollen wir den Galgenhöcker zu neuem Leben erwecken«, beschloß der Forsthüter leise. Dann wandte er sich den Lords und Covenant zu. Der silberne Glanz seiner Augen hellte sich noch stärker auf, brachte sogar den Orkrest zum Verblassen. In einem Ton, der nach betauter Frische klang, sang er weiter.
     
    »Axt aber und Feuer bereiten mir üble Not.
    Ich weiß von Haß, stolzer Fäuste Vergehen.
    Weiche, bewahr dir deines Herzsaftes Rot:
    Mein Grimm kennt weder Ruh noch Rasten.«
     
    Während seine Worte die Zuhörer durchdrangen, verschwand er in den Klängen, als habe er ihre Schwingungen um sich geschlungen und sich dadurch der Sicht entzogen. Aber die Warnung in seiner Melodie hallte hinter ihm in der Luft nach wie ein Echo, wiederholte seine Mahnung immer weiter, bis sie nicht vergessen werden konnte.
    Ganz allmählich, wie Gestalten, die sich lahm einem Traum entwanden, begannen die Menschen auf der Anhöhe sich

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